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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel
Autoren: Matthew Reilly
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Affenurin getränkt.
    Da die Rapas nicht in ihren Bau im Tempel zurückkehren konnten, sagte Marquez, hatten sie die Nacht versteckt in den Schatten am Grund des Kraters verbracht.
    Race stand auf dem Pfad und blickte über den Abgrund, den zuvor die Hängebrücke überspannt hatte.
    Sie lag noch immer flach an der Wand des Felsenturms an, und zwar genau dort, wo die Nazis sie zurückgelassen hatten, nachdem sie sie vor 24 Stunden von den Pfeilern gelöst hatten.
    Einer von Roas geschicktesten Kletterern – doppelt getränkt mit Affenurin – wurde in den Canon hinabgeschickt, von wo aus er die nahezu lotrechte Felswand erklomm.
    Nach einer Weile erreichte er die lange Rückholleine, die am unteren Ende der Hängebrücke herabbaumelte. Er verknotete sie an einer weiteren Leine, die die Eingeborenen auf dem Pfad oben festhielten, und daraufhin zogen sie die Rückholleine auf ihre Seite des Abgrunds hinüber.
    Rasch war die Hängebrücke wieder an Ort und Stelle.
    »Wollen Sie das wirklich tun?«, fragte Renée Race, der zum Gipfel des Felsenturms hinüberschaute.
    »Es gibt einen Weg aus dem Tempel«, erwiderte er. »Renco hat ihn gefunden. Ich werde ihn auch finden.«
    Dann schritt Race den anderen voraus über die schwankende Hängebrücke. Er hielt das Götzenbild in der einen Hand und eine Fackel in der anderen und hatte sich zusätzlich einen Lederbeutel über die Schultern geschlungen.
    Zehn von Roas stärksten Kriegern, die ebenfalls brennende Fackeln trugen, folgten ihm.
    Sobald alle den Felsenturm erreicht hatten, führte Race sie zu der Lichtung vor dem Tempel. Dort holte er eine mit Wasser gefüllte Blase aus dem Lederbeutel und tränkte damit das Thyrium-Götzenbild.
    Sogleich summte das Idol. Es war ein reiner, hypnotisierender Klang, der wie ein Messer die nächtliche Luft durchschnitt.
    Innerhalb von wenigen Minuten traf der erste Rapa ein.
    Dann ein zweiter, ein dritter.
    Die gewaltigen schwarzen Katzen bildeten einen weiten Halbkreis vor Race.
    Alles in allem zählte er zwölf.
    Erneut tränkte er das Götzenbild und es sandte sein ruhiges, harmonisches Lied mit erneuter Intensität aus.
    Daraufhin machte er einen Schritt rückwärts und betrat den Tempel.
    Zehn Schritte hinab und Schwärze umgab ihn.
    Die Rapas, groß, schwarz und bedrohlich, folgten ihm. Sie schirmten die Strahlen blauen Mondlichts ab, die von draußen hereinfielen.
    Sobald sich alle Katzen im Tempel befanden, machten sich die zehn Indiokrieger draußen daran, den Felsen vor das Portal zu schieben, wie Race sie angewiesen hatte.
    Der gewaltige Stein ächzte laut, als er langsam an seinen Platz zurückgeschoben wurde.
    Race sah aus dem Innern des Tempels dabei zu. Nach und nach wurde das Mondlicht von draußen durch den Schatten des gewaltigen Felsbrockens ersetzt und dann, mit einem letzten unheimlichen Poltern, stand der Felsbrocken still.
    Er füllte das Portal jetzt völlig aus, versiegelte es und schloss gleichzeitig William Race zusammen mit einer Horde wilder Rapas in den Tempel ein.

    ***

    Dunkelheit.
    Völlige Dunkelheit, aufgehellt lediglich vom flackernden, orangefarbenen Schein der Fackel.
    Die Wände des Tunnels glitzerten feucht. Von irgendwo tief aus dem Innern des Tempels vernahm Race ein stetiges, hallendes Plop-Plop-Plop.
    Es war absolut schreckenerregend, aber merkwürdigerweise empfand er keine Angst. Nach allem, was er durchgemacht hatte, hatte er jegliche Furcht weit hinter sich gelassen.
    Die zwölf Rapas – Visionen des Bösen in dem stroboskopartigen Licht der Fackeln – starrten nur wie bezaubert das summende Götzenbild in seiner Hand an.
    Die Fackel hoch über dem Kopf, schritt er den Tunnel am unteren Treppenabsatz hinab, der zugleich in einer Kurve immer weiter nach rechts führte. Kleine Nischen säumten die Wände.
    Race kam an der Nische vorüber, die er bei seinem letzten Aufenthalt im Tempel gesehen hatte, und erblickte darin das verstümmelte Skelett mit dem zerbrochenen Schädel, das er für die sterblichen Überreste Rencos gehalten hatte. Inzwischen wusste er, dass es die des listigen, alten Konquistadoren waren, der dem Prinzen das Smaragdhalsband gestohlen hatte.
    Er erreichte den Grund des Gangs und erblickte einen langen, geraden Tunnel vor sich. Darin hatte von Dirksen und seine Männer ihr grausiges Ende ereilt.
    Die Rapas traten von dem Vorsprung herab – schweigend, düster, bedrohlich. Sie verursachten kaum ein Geräusch, wenn sie auf ihren weichen, gepolsterten Pfoten
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