Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel
Autoren: Matthew Reilly
Vom Netzwerk:
gab es jedoch Wasser.
    So etwas wie einen Tümpel – einen kleinen, an drei Seiten von Felswänden begrenzten Teich. An der vierten Seite, dort, wo Race gegenwärtig stand, lag ein schmaler, flacher Abschnitt festen Bodens.
    Er ging zum Rand des Wassers und beugte sich hinab, um es zu berühren, als wollte er sich von seiner Echtheit überzeugen. Die Rapas kamen langsam hinter ihm aus dem Schacht.
    Race tauchte die Hand ins Wasser.
    Und spürte plötzlich etwas.
    Keinen Gegenstand oder etwas dergleichen, sondern eine sanfte Strömung.
    Race runzelte die Stirn. Es war ein fließendes Gewässer.
    Erneut musterte er den Tümpel und bemerkte, dass die winzigen Wellen sich tatsächlich ganz, ganz langsam von rechts nach links bewegten.
    In diesem Augenblick ging ihm auf, wo er sich befand.
    Er stand am Grund des Felsenturms, dort, wo er auf den flachen Teich im Kraterboden traf. Nur floss – irgendwie – Wasser aus dieser Höhle hinaus und wieder herein.
    Noch immer summte das Götzenbild in seinem Beutel.
    Die Rapas beobachteten Race genau.
    Dann, mit einer Zuversicht, zu der eigentlich keine Veranlassung bestand, warf Race die brennende Fackel weg, trat – mit Beutel, Kleidern und was er sonst noch dabeihatte – in den Teich mit dem tintenschwarzen Wasser und tauchte unter die Oberfläche.

    Dreißig Sekunden später, nachdem er durch den langen Unterwassertunnel geschwommen war, tauchte er in dem flachen Teich am Grund des Kraters wieder auf.
    Tief zog er die Luft ein und stieß keuchend und dankbar einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Er war wieder draußen.

    ***
    RACE machte sich auf den Weg ins obere Dorf. Zuvor jedoch legte er auf der Kuppe des Felsenturms am Eingang des Tempels einen Halt ein. Die Krieger, die den Felsbrocken in das Portal zurückgeschoben hatten, waren bereits zurückgekehrt und Race stand allein vor dem bedrohlichen, steinernen Bauwerk.
    Nach wenigen Augenblicken hob er einen Stein in der Nähe auf und ging zum Eingang des Tempels. Dort kratzte er unter Alberto Santiagos Inschrift eine eigene Botschaft in den großen Felsbrocken ein:

    Um keinen Preis öffnen.
    Der Tod lauert im Innern.
    William Race, 1999.

    Bei seiner Rückkehr ins obere Dorf wartete Renée bereits zusammen mit Miguel Marquez und dem Häuptling Roa am Rand des Grabens auf ihn.
    Race reichte Roa das Götzenbild. »Die Rapas sind wieder im Tempel«, sagte er. »Es ist Zeit für uns, nach Hause zurückzukehren.«
    »Mein Volk dankt dir für alles, was du getan hast, Auserwählter«, erwiderte Roa. »Wenn es nur mehr wie dich auf der Welt gäbe.«
    Race neigte bescheiden den Kopf. Da schob Renée ihren gesunden Arm in seinen.
    »Wie fühlen Sie sich, Sie Held?«, fragte sie.
    »Ich muss wohl noch einen Schlag auf den Kopf bekommen haben«, entgegnete er. »Wie könnte ich mir sonst diese tollkühnen Heldentaten erklären? Da muss das Adrenalin gesprochen haben.«
    Renée schüttelte den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. »Nein«, sagte sie. »Ich glaube nicht an das Adrenalin.«
    Daraufhin küsste sie ihn zärtlich, drückte ihre Lippen entschlossen auf seine. Als sie ihn schließlich lächelnd losließ, meinte sie: »Komm schon, mein Held. Es ist wirklich Zeit, nach Hause zurückzukehren.«

    Unter den Jubelrufen der Eingeborenen verließen Race und Renée das obere Dorf.
    Während sie unten im Krater verschwanden und nach Vilcafor zurückkehrten, hörten sie von irgendwo im Dorf weit hinter sich ein gedämpftes Kreischen.
    Es kam aus dem Bambuskäfig, der an die vier pfostenähnlichen Baumstämme gebunden war.
    Auf dem Käfigboden lag ein Mann, der sich wegen der quälenden Schmerzen im verwundeten Unterleib hin und her wälzte. Er hatte keine Hände mehr, war geknebelt und sah erbarmungswürdig aus.
    Es war Frank Nash.
    Die Eingeborenen hatten ihn auf der Hauptstraße von Vilcafor nicht getötet. Vielmehr hatten sie ihm die Diebeshände abgehackt und ihn zu einer angemesseneren Behandlung heraufgebracht.

    Eine Stunde später begann die letzte Indioprozession über die Hängebrücke hinüber zu Solons Tempel. Die Eingeborenen führten zeremonielle Tragen mit sich, auf denen Körper lagen.
    Auf einer befand sich Nash, der sich vor Qualen wand, während auf den übrigen die Leichname von Van Lewen, Marty, Romano und dem gesamten Navy-DARPA-Team lagen. Tot oder lebendig, jede Art menschlichen Fleischs würde die Katzengötter besänftigen, die den Tempel bewohnten.
    Das ganze Dorf versammelte sich psalmodierend auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher