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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel
Autoren: Matthew Reilly
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Einführung

    Aus: Holsten, Mark J.
    Eine untergegangene Kultur – Die Eroberung des Inkareichs
    (New York, 1996)

    KAPITEL 1: DIE FOLGEN DER EROBERUNG

    … Man kann nicht genügend betonen, dass die Eroberung des Inkareichs durch die spanischen Konquistadoren den vielleicht größten Zusammenprall von Kulturen in der Geschichte der menschlichen Evolution darstellt.
    Damals stieß die vorherrschende Seefahrernation der Erde – die die allerneueste Stahltechnologie aus Europa mitbrachte – mit dem mächtigsten Reich zusammen, das je auf amerikanischem Grund und Boden existierte.
    Zum großen Bedauern der Historiker wissen wir vor allem wegen der unersättlichen Goldgier des Francisco Pizarro und seiner blutdürstigen Soldaten über dieses Reich nur sehr wenig.
    Die Plünderung des Inkareichs durch Pizarro und seine Schergen im Jahre 1532 muss als eine der brutalsten in der geschriebenen Historie angesehen werden. Ausgestattet mit der überlegensten Waffe der Kolonisten – dem Schießpulver –, mähten die Spanier einen Pfad durch Inkadörfer und -städte, und zwar »mit einer Prinzipienlosigkeit, die einen Machiavelli hätte erschauern lassen«, um die Worte eines Kommentators des zwanzigsten Jahrhunderts zu gebrauchen.
    Inkafrauen wurden in ihren Häusern vergewaltigt oder dazu gezwungen, in schmutzigen, improvisierten Bordellen zu arbeiten. Männer wurden routinemäßig gefoltert – man brannte ihnen die Augen mit glühenden Kohlen aus oder durchtrennte ihnen die Sehnen. Kinder wurden zu Hunderten an die Küste verfrachtet, dort auf die gefürchteten Sklavengaleonen geladen und nach Europa gebracht.
    Von den Tempelmauern in den Städten wurde alles heruntergerissen. Goldene Schüsseln und heilige Götzenbilder schmolzen die Spanier zu Barren, ehe jemand auch nur daran gedacht hätte, nach ihrer kulturellen Bedeutung zu fragen.
    Die berühmteste aller Geschichten über die Jagd nach dem Schatz der Inka ist vielleicht die von Hernando Pizarro – Franciscos Bruder – und seiner herkulischen Reise zur Küstenstadt Pachacámac auf der Suche nach einem sagenhaften Inka-Götzenbild. Wie Francisco de Jérez in seinem berühmten Werk Verdadera relación de la conquista de la Peru schrieb, waren die Reichtümer, die Hernando auf seinem Marsch zum Tempelschrein von Pachacámac unweit von Lima plünderte, von beinahe mythischen Ausmaßen.
    Aus den wenigen Überresten des Inkareichs – Bauten, die die Spanier nicht zerstörten, goldene Relikte, die die Inka in tiefster Nacht verschwinden ließen – können moderne Historiker allenfalls einen winzigen Blick auf eine einstmals großartige Kultur erhaschen.
    Was da auftaucht, ist ein Reich voller Paradoxa.
    Die Inka waren nicht im Besitz des Rads und haben dennoch das ausgedehnteste Straßensystem in der Geschichte Amerikas errichtet. Sie kannten das Schmelzen von Eisen nicht, aber ihre Verarbeitung anderer Substanzen – insbesondere von Gold und Silber – fand nicht ihresgleichen. Sie hatten keine Schrift und dennoch war ihr Aufzeichnungssystem – vielfarbene Schnüre, bekannt als quipus – unglaublich genau. Wie es hieß, entging den quipucmayocs , den gefürchteten Steuereintreibern des Herrschers, nicht einmal eine Sandale.
    Notgedrungen stammt der größte Teil der Aufzeichnungen über das Alltagsleben der Inka von den Spaniern. Wie es Cortez nur zwanzig Jahre zuvor in Mexico getan hatte, brachten die Konquistadoren von Peru Geistliche mit, die den heidnischen Eingeborenen das Wort Gottes verkünden sollten. Viele dieser Mönche und Priester kehrten später nach Spanien zurück und legten das Gesehene in Schriftform nieder. Diese Manuskripte sind heutzutage noch immer in den Klöstern Europas zu finden, datiert und unversehrt … [S. 12]

    Aus: de Jérez, Francisco
    Verdadera relación de la conquista de la Peru
    (Sevilla, 1534)

    Der Capitano [Hernando Pizarro] wohnte mit seinen Gefolgsleuten in einigen großen Kammern in einem gewissen Teil der Stadt. Er sagte, er sei auf Befehl des Gouverneurs [Francisco Pizarro] gekommen, das Gold dieser Moschee zu holen, und sie sollten es einsammeln und abliefern.
    Alle Oberhäupter der Stadt, dazu die Wächter des Götzenbildes, waren versammelt und sie erwiderten, sie würden es abliefern, aber sie verstellten sich fortwährend und machten Ausflüchte. Schließlich brachten sie ein wenig herbei und sagten, sie hätten nicht mehr.
    Der Capitano erwiderte, dass er sich das Götzenbild anschauen wolle, und ging hin. Es
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