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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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noch alles hier ist! Auch deine richtigen Eltern habe ich gefangen! Es liegt ganz allein an dir, wie lange sie leiden!«, sagte er mit gefährlich sanfter Stimme und blies seinen Atem über die anderen Gegenstände. Yasha sah Vater Gössler, Onkel Kyril, Panna, Androsh, den Riesen, Steju, Marisa, die einen kleinen Jungen auf dem Arm trug, und da waren auch seine Eltern. Olav Zürban schlug mit der Hand durch den Nebel und die Gestalten verschwanden. Yasha war wie versteinert. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt. Die Gedanken wirbelten durcheinander. »Was soll ich tun? Onkel Kyrils Stein ist zu klein! Zu klein für was? Der Talisman ist ein Stein der Weisen. Soll ich ihn ins Elixier werfen? Aber dann ist er für immer verloren. Was wird Vater dazu sagen?«
    Lauernd näherte sich der Schwarzmagier. Es knirschte leise unter seinen Stiefeln. »Ich kann, ich kann, ich kann dich besiegen!«, dachte Yasha und ging langsam rückwärts, bis er neben dem Arbeitsplatz von Onkel Kyril stand. Hinter sich hörte er ein vertrautes Klicken. Graf Gregorio hatte den Geigenkasten geöffnet.
    Mit zitternden Händen streifte Yasha den Talisman über den Kopf. Dicke Tränen rollten über seine Wangen, als er ihm einen letzten Kuss gab. Über Olav Zürbans Gesicht glitt ein triumphierendes Lächeln: »Gut so, mein Kleiner! Nun lege ihn brav auf den Tisch!«, schmeichelte er. In diesem Moment erklang ohrenbetäubende Musik. Graf Gregorio strich wie ein Teufelsgeiger über die Seiten. Irritiert zuckte der Schwarzmagier zusammen. Yasha zielte und warf den steinernen Schmetterling in hohem Bogen ins Elixier. Es brodelte, dicke rote Blasen stiegen an die Oberfläche, als die beiden Steine der Weisen ihre Kräfte vereinten. Sie spürten das Böse in ihrer Nähe und machten sich bereit, es zu vernichten. »Jetzt!«, brüllte Graf Gregorio und die kleine Geige spielte so schrill, dass die zähe Flüssigkeit aus dem Topf geschleudert wurde.
    Spiralförmige Kreise ziehend flog das Elixier durch den Raum. Geistesgegenwärtig warfen sich Yasha und Graf Gregorio zu Boden. Immer enger wurden die Kreise, als das Elixier sein Ziel entdeckte. Gnadenlos wickelte es sich um Olav Zürban. Innerhalb weniger Minuten brannte er wie eine Fackel und seine Schreie hallten von den Wänden. Krachend flog die Ofentür auf. Der Schwarzmagier wurde hochgehoben und in den Ofen gezerrt. Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür hinter ihm!
    Die Reste
    des glühenden
    Elixiers tauchten den Raum in rötliches Licht und die Luft begann zu pulsieren. Eine unendliche Stille begleitete den Sieg des Guten über das Böse. Es fühlte sich an wie der Sonnenaufgang an einem Junimorgen. Yasha lag am Boden und hielt schützend die Arme über seinen Kopf. Als ihn jemand sanft an der Schulter berührte, sah er auf und schaute in das lächelnde Gesicht von Mutter Gössler. Mit einem Freudenschrei warf er sich in ihre Arme. »Alles ist gut, mein Liebling. Komm! Steh auf! Ich bringe dich zu deinen Eltern!«, sagte sie und half ihm auf die Beine. In diesem Moment verdunkelten die schwarzen Schmetterlinge die Sicht. Aufgeregt flatternd drängten sie sich um den Jungen. Lächelnd hob Yasha die Hand. Silberne Funken sprühten, als die Falter seine Finger berührten. Als weiße Schmetterlinge zerstreuten sie sich und gaben den Blick frei. Da sah Yasha sie: die Menschen, die er liebte. Vater Gössler, Onkel Kyril, Panna, Androsh, den Riesen, Steju, Marisa mit ihrem kleinen Sohn.
    Yashas Blick fiel auf ein Paar, das ihn mit strahlenden Augen ansah. Schüchtern schaute er zurück. »Yasha! Mein geliebter Sohn! Ich bin so stolz auf dich!«, schallte die Stimme Laszlo Dvorachs zu ihm herüber. Yasha rannte los und fiel seinen Eltern in die Arme. Gerührt sahen die anderen zu.
    Dem Riesen kullerte, platsch,
    eine große Träne
    herunter! Verlegen grinste er in die Runde. Da fingen alle an, laut zu lachen. Sie umarmten sich und verließen tanzend vor Freude Onkel Kyrils Laboratorium. Und die weißen Schmetterlinge: Sie flatterten hinterher.

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