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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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Ich glaube, die Steine haben sich darüber gestritten, wer von ihnen es sein soll.« Erschrocken drückte Yasha den Talisman an sich. Sein Vater hatte ihm den steinernen Schmetterling anvertraut und nun sollte er ihn vernichten, um sie alle zu retten? Wie sollte er eine so wichtige Entscheidung treffen? Tränen liefen über sein Gesicht und tropften auf den Talisman. Der alte Alchimist hüstelte leise: »Schon gut, min Jung! Nicht weinen! Sie haben nicht gesagt, welchen wir nehmen sollen. Vielleicht reicht mein kleiner Stein! Es ist das erste Mal, dass ich das große Elixier herstelle. Ich erinnere mich, dass in meinen alten Büchern, die noch im alchimistischen Archiv der Michael-Mayar-Stiftung stehen, verschiedene Rezepturen erwähnt werden. Wir müssen sie alle studieren und uns gut überlegen, nach welchem Rezept wir das große Elixier zubereiten! Yasha, du musst nach Budapest reisen und diese Bücher holen!« Die Michael-Mayar-Stiftung mit ihrem großen Archiv war einst Onkel Kyrils Arbeitsplatz, aber das war lange her. Seit der alte Gelehrte nicht mehr in Budapest wohnte, kümmerte sich niemand mehr um das Gebäude. Die schmutzigen Fensterscheiben starrten Yasha an wie blinde Augen und der Kiesweg, der zum Haupteingang führte, war von Unkraut überwuchert. Yasha öffnete die Tür. Im Flur roch es muffig. Yasha zog die Nase kraus, das war ein ungemütlicher Ort. Vorsichtig pustete er eine Spinne vom altmodischen Lichtschalter und legte mit spitzen Fingern den kleinen Hebel um. Widerwillig flackerte eine Glühbirne auf und beleuchtete den langen Flur. Yasha las die kleinen Schildchen an den Türen: »Sekretariat – Büro Kyril Mayar – Alchimistische Bibliothek« Neugierig öffnete er die Tür. Die Bücherregale nahmen den ganzen Raum ein und reichten bis an die Decke. Im Gegensatz zur wohlgeordneten Bibliothek in Sibiu standen die Bücher hier nach Onkel Kyrils ganz persönlicher Idee von Ordnung in den Regalen. Yasha öffnet ein Fenster. Der Luftzug blähte die gestreiften Gardinen auf wie zwei Segel.
    Von der Wand schaute
    der Alchimist
    Michael Mayar aus einem vergoldeten Bilderrahmen nachdenklich auf Yasha herab. Zwischen dem Bild und der Rückwand des Rahmens hatte Onkel Kyril ein kleines Heftchen versteckt. Darin hatte der Alchimist sein ganzes Wissen über geheime Schriften notiert. Yasha wischte sich die staubigen Hände an seiner Hose ab und blätterte es durch. Überall hatte Onkel Kyril geheimnisvolle Symbole notiert. Yasha seufzte: Es würde viel Zeit kosten, die in Geheimschrift geschriebenen Buchtitel zu entschlüsseln. Schnaufend schleppte er die schwere Leiter zum Regal, das gleich neben der Tür stand, und kletterte wieselflink hinauf zur obersten Bücherreihe. Systematisch zog er jedes Buch hervor. Nachdem der Buchtitel übersetzt war, verglich Yasha ihn mit der Liste, die Onkel Kyril für ihn aufgeschrieben hatte. Dabei schimpfte er ausgiebig über die Alchimisten und deren verflixte Geheimschriften! Als es dunkel wurde, hatte Yasha noch nicht einmal die Hälfte der Bücher gefunden, die Onkel Kyril brauchte, um das große Elixier herzustellen. Die Aussicht darauf, die Nacht in diesem verlassenen Haus zu verbringen, war nicht sehr verlockend.
    Onkel Kyrils alte Wohnung befand sich ganz oben im Dachgeschoss der Michael-Mayar-Stiftung. Mit einer waghalsigen Kletteraktion über das Treppengeländer überwand Yasha ein paar zerbrochene Holzstufen und betrat die Wohnung. Die verrosteten Federn des alten Sofas quietschten empört auf, als Yasha sich todmüde darauf fallen ließ und sofort einschlief.
    Zur gleichen Zeit standen draußen zwei Gestalten und beobachteten die Michael-Mayar-Stiftung. Oben im Dachgeschoss brannte Licht. Wer hatte sich dort eingenistet? Im Schutz der Dunkelheit schlichen sie näher. Der Kies knirschte leise, als sich Yashas Eltern durch das offene Fenster in den Raum mit der alchimistischen Sammlung schwangen. Leise öffnete Laszlo Dvorach die Tür zum Flur. Trotz seines steinernen Fußes bewegte er sich fast lautlos durch die Dunkelheit.
    Vor der Treppe
    blieb er
    stehen und lauschte. Alles blieb still. Laszlo schlich zurück in den Büchersaal und schaltete das Licht an: »Der da oben schläft bestimmt! Die Hälfte der Treppenstufen ist zerbrochen. Wir werden schon hören, wenn er runterkommt«, flüsterte er und strich seiner Frau beruhigend über den Arm. »Dass sich oben in der Wohnung jemand aufhält, macht mir Angst! Denk an die Falle im Kino, an Panna und
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