Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
Vom Netzwerk:
johlte Xenia schon von weitem und drängte sich durch die Menschenmenge. Es war ein freudiges Wiedersehen! »Graf Gregorio und seine kleine Geige werden auf dem Pilisgebirge ein Konzert geben! Komm, Yasha! Steig auf! Wir müssen weiter!«, sagte Xenia nach einer Weile. Mit gemischten Gefühlen kletterte Yasha auf den bunten Wohnwagen. Natürlich war es wunderbar, dass er Graf Gregorio und Xenia getroffen hatte. Aber ins Pilisgebirge konnte er sie nicht begleiten. Er musste doch zu Onkel Kyril.
    Hitze und Duft des kleinen Steins der Weisen erfüllten das Laboratorium. Das Feuer im Schmelzofen war heruntergebrannt. Onkel Kyril griff nach dem Schürhaken, schob die Glut zusammen, nahm ein Dreibein und stellte es in den Ofen. Schweiß perlte über sein Gesicht. »Wie weit bist du mit dem Zerreiben des Steins, Laszlo?«, rief er über die Schulter hinweg. Prüfend ließ Laszlo Dvorach das rotbraune Pulver in den Mörser zurückrieseln. »Ich glaube, es ist jetzt fein genug, aber viel zu wenig, um Zürban zu vernichten!« Onkel Kyril kicherte: »Schon die kleinste Menge des fertigen Elixiers reicht, um den steinernen Schmetterling darin aufzulösen. Warte nur ab, bis Yasha hier ist. Zusammen mit eurem steinernen Schmetterling ist die Menge groß genug, um Olav Zürban mehrmals ins schwarze Reich zu schicken. Clara, bitte notiere auf der Rezeptur, dass dieser Stein zu klein ist! Und nun lasst uns mit den alchimistischen Versuchen beginnen!«
    Laszlo fachte
    mit dem Blasebalg
    die Glut an. Als die Kohle im Ofen weiß glühte, nickte Onkel Kyril ihm zu. Schwer atmend trat der Weißmagier zur Seite. Clara hatte alle Zutaten sorgfältig abgewogen und sie in kleinen Glasschalen aufgereiht. Leise murmelnd ging sie noch einmal die Rezeptur durch, die der alte Alchimist aus seiner Erinnerung aufschrieb. Onkel Kyril schüttete das Pulver, das einmal Michael Mayars Stein der Weisen gewesen war, in einen Topf mit einem sehr langen Stiel und stellte ihn auf das Dreibein. Als ein dünner Rauchfaden aufstieg, rief er: »Schnell! Den Morgentau!« Mit einer Zange nahm Clara die erste Schale und ließ die klare Flüssigkeit in den glühenden Topf rinnen. Fast augenblicklich wurden sie von einer Wolke aus weißem Wasserdampf eingehüllt. »Nun den Lapislazuli, die Krokodilstränen und das Steinöl«, drang die Stimme des Alchimisten an ihr Ohr. Vorsichtig tastete Clara nach den Schalen und hielt sie Onkel Kyril entgegen, der sich schattenhaft vor dem Ofen abzeichnete. »Hab sie, du kannst loslassen!«, murmelte Onkel Kyril. Seine Augen begannen zu tränen, als er sich über die Feuerstelle beugte. Mit Schwung schüttete er den Inhalt der Glasschalen in den Topf und sprang zurück. Es knallte ohrenbetäubend, eine Stichflamme schoss aus dem Ofen. Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte der Schein des Feuers die Umgebung in grelles Licht. Dichter, schwarzer Rauch quoll aus dem Schmelzofen. »Zurück, ihr beiden!«, brüllte Onkel Kyril, während er seinen dicken Lederhandschuh anzog und den Stiel des Topfes packte. Dabei schwappte brennende, ölige Flüssigkeit auf den Boden. Hastig eilte der Weißmagier herbei. Es dröhnte laut, als er die Tür des Ofens zuwarf und die kleinen Flammen mit dem Fuß auszutreten begann. Plötzlich krümmte er sich zusammen. Ein blaues Glimmen ging von seinem steinernen Fuß aus. Der Stein schwoll an und wurde durchsichtig, wie blaues Glas. Darunter erkannte man bereits Laszlos Fuß. Es gab ein hässliches Geräusch, als die ersten Risse das spröde Material sprengten. »Das große Elixier! Es heilt ihn!«, hauchte Onkel Kyril. Neben ihm begann Clara zu schluchzen. Die Tränen hinterließen helle Spuren auf ihrem rußverschmierten Gesicht. »Juuui, uuuuaah! Jetzt kitzelt es ganz doll!«, quiekte der Weißmagier, als die letzten blauen Bröckchen von seinem Fuß rieselten. Clara fiel vor ihm auf den Boden und streichelte liebevoll seinen Fuß. »Unglaublich! Es ist einfach unglaublich! Schon für dieses eine Wunder hat es sich gelohnt, den Stein zu opfern!«, murmelte Onkel Kyril.
    Frau Masa
    kam vom
    Einkaufen. Sie ließ die beiden schweren Taschen fröhlich hin- und herschwingen. Ihr breiter Po wogte wie ein Weizenfeld, als sie mit der Hüfte Schwung holte und der Gartenpforte einen kräftigen Schubs gab. Fröhlich summend watschelte sie den Weg zum Haus entlang. Ein lauter Knall und das leise Beben unter ihren Füßen ließen sie innehalten. Missbilligend spähte sie in den Garten. Dort standen, von Pflanzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher