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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse
Autoren: Rosemary Laurey
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Prolog
    »Ich soll ihr also einen unschönen Empfang bereiten?«
    Sebastian Caughleigh lächelte knapp. Sein Neffe hatte sofort kapiert. »Sagen wir mal … wir werden ihr den Wind aus den Segeln nehmen.« Dieses Lachen eröffnete James gewisse Spielräume.
    »Die Alte kommt garantiert nicht weit.«
    »Sie ist die Enkelin. Die Tochter ist vor vielen Jahren gestorben, und allem Anschein nach hat die Schwester der Underwood-Damen wenige Wochen vor der alten Miss Faith ins Gras gebissen. Diese Dixie LePage ist gerade mal dreißig und hat mir netterweise ihr Foto geschickt.«
    James betrachtete das Foto auf dem Schreibtisch. Eine junge Frau mit kastanienfarbenem Haar und grünen Augen lächelte in die Kamera.
    »Entzückend«, murmelte James. »Darf ich mir was Nettes für sie ausdenken?«
    »Nein! Sie kommt am Elften hier an und hat uns ebenso netterweise auch ihre Flugnummer zukommen lassen. Du lauerst ihr in Gatwick auf und klaust ihr die Brieftasche. Ohne Geld und Kreditkarten wird sie nicht weit kommen, und wenn wir Glück haben, düst sie in ihrer Verzweiflung gleich wieder ab.«
    James’ blasse Augen leuchteten, als er lächelnd in Richtung Foto blickte. »Vielleicht darf sie ihre Brieftasche ja auch behalten – fürs Erste.«
    »Mach bloß keine Mätzchen. Dafür ist die Lage zu ernst. Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass sie im Haus herumschnüffelt und Material findet, für das jeder dahergelaufene Zeitungsschreiber über Leichen gehen würde.«
    »Und wenn sie sich von einer abhandengekommenen Brieftasche nicht beeindrucken lässt?«
    »Wie weit soll sie schon kommen ohne Geld und ohne Pass? Sie ist doch komplett aufgeschmissen und wird sich schleunigst auf den Weg zurück nach Hause machen – wo sie besser gleich geblieben wäre. Diese blöde Ziege hätte sich auf schöne regelmäßige Schecks und ein sorgenfreies Leben einstellen können, aber nein, sie will unbedingt hierherkommen, in ein ›echt pittoreskes englisches Dorf‹.« Sebastian schnaubte. »Ich werde ihr zeigen, was pittoresk heißt.«
    James kicherte. »Die Brieftasche sollte Wirkung zeigen. Hübsche Idee, Onkel. Gratuliere.«
    »Es war Emilys Idee. Sie hat letztes Jahr ihren Pass und die Brieftasche auf Madeira verloren und redet immer noch davon.«
    James’ blasse Lippen zuckten. »Ich hab es doch schon immer gewusst, dass es dir die Intelligenz dieser Frau angetan hat.« Er nickte. »Ich muss los, Onkel, die Details für meinen ›Empfang‹ ausarbeiten.«
    Sebastian warf einen finsteren Blick auf die geschlossene Tür. Er hatte seinem Neffen nur die Hälfte erzählt. Sollte diese verdammte Person nach ihrer Ankunft beabsichtigen, das Haus selbst zu bewohnen, hätten sie ein Riesenproblem. Und wenn sie erst einmal drin wäre … Sebastian rückte mit seinem Stuhl vom Tisch ab. So weit würde er es nicht kommen. James’ kleine Ablenkung musste funktionieren. Wenn nicht, würde man unbequem werden müssen, eventuell richtig fies. Schließlich stand nicht nur seine Existenz auf dem Spiel, und im Notfall sollte man auch erwägen, Unterstützung anzufordern.

1
    Dixie LePage war außer sich. Ein Bahnstreik! Was für ein Pech! Und dabei hatte man ihr im Reisebüro gesagt, in England sei der Zug die beste Art zu reisen. »Schnell, praktisch und keine Probleme mit dem Linksverkehr.« Sie hatte ihren Job hingeschmissen und war wegen zwei Briefen und einem Telefonat kurzerhand über den großen Teich geflogen, nur um jetzt völlig aufgeschmissen dazustehen. Die Neugier hatte sie getrieben. Die Verlockungen einer plötzlichen Erbschaft und die Aussicht, den Typen, der sie betrogen hatte, weit hinter sich zu lassen, und nun saß sie hier fest.
    Dixies Plan B, nämlich ein Auto zu mieten, um an ihr rund fünfzig Kilometer entferntes Ziel zu gelangen, hätte wahrscheinlich funktioniert, nur war ihr leider halb Südengland zuvorgekommen. Und ihren Anwalt, einen gewissen Mr Caughleigh, konnte sie auch nicht anrufen, hatte sie doch weder das nötige Kleingeld noch eine Telefonkarte. Trotzdem widerstand sie der Versuchung, den Hörer gegen die Wand zu knallen und brabbelte stattdessen ein paar Worte gen Himmel.
    »Haben Sie Probleme?«, fragte eine weiche, gediegen britische Stimme.
    Dixie drehte sich um und blickte in die blauesten Augen, die sie seit ihrem Exverlobten je bei einem Mann gesehen hatte. »Ach, diese blöden Telefone hier. Keine Bedienungsanleitung!« Das war nicht fair, und sie wusste es. Es gab Hinweise in einem halben Dutzend
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