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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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Graf Gregorio, während sie ins Dorf fuhren. Xenia zügelte die Pferde vor dem Haus des Alchimisten, sprang vom Kutschbock und verschwand im Wagen. Von außen hörte man sie hektisch rumoren. »Yashas Bücher! Hier! Nehmt mir mal die kleine Geige ab! Himmel, wo ist nur das Medaillon mit dem Bild der Heiligen Sara?«, tönte es dumpf aus dem Inneren des Wagens. Yasha sah Graf Gregorio an und zog die Augenbraue in die Höhe. In diesem Moment tauchte Xenia auf. Sie umarmte die beiden und reichte Graf Gregorio die goldene Kette, an der das Bild der Schutzpatronin des fahrenden Volkes hing. »Die Schwarze Sara wird auf euch aufpassen!«, sagte Xenia mit rauer Stimme und wandt sich ab. »Los! Es geht weiter, Leute!«, brüllte sie, kletterte vorne auf den Wagen und ließ die Zügel knallen. Die Pferde setzten sich in Bewegung. Yasha und Graf Gregorio gingen zu Onkel Kyrils Haustür und klingelten. Nach einer Weile hörten sie schlurfende Schritte. Durch die Milchglasscheibe schimmerte Frau Masas weiße Schürze. Yasha schnaufte erleichtert. Die Bücher waren höllisch schwer! Lange konnte er sie nicht mehr halten. Die Tür öffnete sich. Ihre dicke Brille verlieh Frau Masa das Aussehen einer Eule, als sie die beiden Freunde fragend musterte. »Guten Tag, Frau Masa! Ich bin es, Yasha. Und das ist Graf Gregorio. Dürfen wir reinkommen?« Zögernd gab Frau Masa den Weg frei. Erlöst stellte Yasha die Bücher im Flur ab. »Wo ist Onkel Kyril?« Die Haushälterin schaute ihn mit starren Augen an und hob bedauernd die Schultern. Dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. »Ach ja! Jetzt erinnere ich mich an dich! Wie konnte ich das nur vergessen. Du hast die Bücher für Herrn Mayar geholt! Braver Junge! Ich geh jetzt in die Küche. Macht es euch so lange gemütlich!«, sagte sie und verschwand mit wehenden Kleidern.
    Der Talisman
    glühte
    warnend. Yasha fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Frau Masa wirkte verändert. »Komm! Lass uns nachsehen, wo Onkel Kyril ist!«, unterbrach Graf Gregorio seine Gedanken. Sie suchten im ganzen Haus und im Garten, aber nirgends fanden sie eine Spur. Sorgenvoll deutete Yasha auf den zerknitterten Strohhut, der in der Garderobe hing. »Onkel Kyril geht niemals ohne seinen Hut nach draußen. Er muss hier im Haus sein. Nun bleibt nur noch das Laboratorium. Dort haben wir noch nicht nachgesehen. Ich hoffe, ihm ist nichts passiert!« Graf Gregorio schüttelte den Kopf: »Nein! Mach dir keine Sorgen, Yasha! Wahrscheinlich arbeitet er und hat über seine Experimente die Zeit vergessen.«
    Sie gingen in den Keller.
    Im Vorratsraum
    knisterten trockene Pflanzenteile unter ihren Schuhen. »Hinter den Kräuterbündeln ist ein loser Stein. Er müsste ungefähr auf deiner Augenhöhe sein!«, wisperte Yasha. Graf Gregorio untersuchte die Wand. Es dauerte nicht lange und ein zufriedener Seufzer verriet, dass er den losen Stein gefunden hatte. »Zieh ihn raus! Dahinter ist ein kleinen Knopf, den musst du drücken!«, zischte Yasha Graf Gregorios Rücken zu. Quietschend und knarrend setzte sich der geheime Mechanismus in Gang. Die Tür öffnete sich. Gleichzeitig flammten kleine Lichter in den Nischen der Wand auf und beleuchteten die Treppe. Die beiden Freunde sahen sich an. »Wenn jemand hier unten wäre, hätte das Licht gebrannt«, bemerkte Graf Gregorio überflüssigerweise und seine Stimme hallte dumpf von den Wänden wider. Im Laboratorium roch es nach kaltem Rauch. Auf den Tischen standen Glasschälchen, Töpfe und allerlei anderes Gerät. Onkel Kyril schien vor Kurzem hier gearbeitet zu haben. Neugierig sah sich Graf Gregorio um. Auf einem kleinen Tisch an der Wand stand ein dunkler Holzkasten. Eine geschnitzte Fratze mit schmalen Augen verzierte die Vorderseite. Graf Gregorio öffnete den Deckel. Der Inhalt erinnerte ihn an die Schatzkiste eines kleinen Jungen. Ein paar Steine, zwei Fledermäuse aus Plastik, zwei Trachtenpüppchen und ein kleiner Stoffbeutel lagen darin. Yasha hatte sich über ein paar Notizblätter gebeugt. »Schau mal!«, sagte er und hielt seinem Freund ein Blatt Papier unter die Nase. »Onkel Kyril hat eine Rezeptur für das große Elixier aufgeschrieben. Ich kann die Geheimschrift lesen! Hör zu! …« In diesem Moment öffnete sich oben die Tür. »Bitte kommt hoch! Das Essen ist fertig!«, brüllte Frau Masa.
    Onkel Kyrils Hund lag in einer Ecke und schnarchte leise, als sie das Esszimmer betraten. In zwei geblümten Tellern dampfte Suppe. Erwartungsvoll setzten sich Yasha
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