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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
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Angebot mache. Arme Arabella! Sie war Adams gar nicht so unähnlich. Auch sie wollte in Systeme eingreifen, die schon viel zu lange festgefahren sind, um leicht aus der Bahn gehoben zu werden.«
    »Adams war ein Nichtsnutz«, sagte Kate.
    »Ein was?«
    »Susan Pollikoffs Ausdruck. Ein Nichtsnutz. Jeder unterschätzt die Wut derer, die keine Macht haben – und das, was sie zu sagen haben. Noble hat diesen Fehler gemacht. Sein zweiter großer Fehler war, daß er meine Suche nach einer Geschichte nicht begriffen hat.
    Das ist schließlich meine Aufgabe, auch wenn ich keine Detektivin bin. Es ist die Aufgabe eines jeden Literaturprofessors. Er wollte mich als Ablenkungsmanöver, aber die Literaturwissenschaft lehrt einen, gerade den Umwegen die größte Beachtung zu schenken. Uns interessiert vor allem das Unterschwellige, die verborgene Geschichte.«
    Edna sagte: »Und was wirst du jetzt tun?«
    »Was dich betrifft? Ich weiß es nicht. Der Rektor weiß über Noble Bescheid, und ich habe dafür gesorgt, daß er die Polizei benachrichtigt. Dich habe ich nicht erwähnt. Wenn du also das Gift in der Schüssel mit dem Füßel hast oder im Krug mit dem Pflug, ist jetzt wohl die Zeit gekommen, es herauszuholen.«
    Edna hatte wieder angefangen zu weinen. Am Ende saß Kate auf der Sessellehne und streichelte ihr den Rücken. Nach einiger Zeit ging Kate.
    »Meisterhafte Arbeit! Sie haben wirklich Ihren Mann gestanden, wenn Sie mir den Ausdruck gestatten«, sagte der Rektor einige Wo-150

    chen später.
    »Eigentlich nicht«, sagte Kate und ließ sich einen Scotch einschenken, nachdem sie den Sherry abgelehnt hatte. Es war spät nachmittags. »Denn bei diesem Job kam es auf weibliche Qualitäten an. Ein Mann hätte den Fall kaum lösen können. Und wenn ›Handeln wie ein Mann‹ Ihr höchstes Kompliment ist, so kann ich es nur akzeptieren, weil ich hoffe, daß Ihr Wertesystem sich bald verändert.«
    Der Rektor war souverän genug, zu lächeln.
    »Gott sei Dank hat Noble sich kooperativ verhalten«, sagte er.
    »Von Seiten der Universität hat er mit keiner Anzeige zu rechnen. Er wird sich nur wegen des Mordes an Adams zu verantworten haben, und seine Anwälte wollen auf Totschlag plädieren. Natürlich werden wir alles daran setzen, die Presse herauszuhalten. Jede Publicity, so fürchte ich, könnte die Spendierfreudigkeit etwaiger Wohltäter unserer Universität beeinträchtigen, meinen Sie nicht?« Er blinzelte Kate nicht direkt an, aber man konnte auch nicht behaupten, daß er sie nicht anblinzelte.
    »Noble hat Edna Hoskins erpreßt«, sagte Kate, »und sie um ihren Job gebracht, in dem sie meiner Meinung nach sehr gute Arbeit geleistet hat.«
    »Das ist richtig«, sagte der Rektor. »Wir sind ihr dabei behilflich, eine neue Stellung zu finden. Noble spielt seine Rolle recht anständig. Wie betrüblich, daß Edna Hoskins’ Mann so krank ist.«
    »Ich habe einiges über Erpressung gelernt«, sagte Kate. »Jemand zu erpressen, kann gefährlich sein. Das bekam Arabella zu spüren, als sie es bei Noble versuchte, und Adams, der zu weit ging. Aber andererseits hat es funktioniert, als Noble es bei Edna probierte.
    Edna sah keinen Ausweg.«
    »Erpressung ist eine schreckliche Angelegenheit«, sagte der Rektor – für Kates Gefühl, aber sie konnte sich täuschen, mit einem Anflug von Nervosität.
    »Ja, schrecklich«, sagte Kate. »Aber diese ganze Ermittlung hat nur Schreckliches zutage gefördert. Das Allerschrecklichste war, meiner Meinung nach, der Tod von Arabella Jordan.«
    »Natürlich. Das empfinden wir alle so.«
    »Aber manche empfinden es tiefer und mit größeren Schuldgefühlen als andere. Ich zum Beispiel.«
    »Aber was kann man tun?« fragte der Rektor. »Wir haben an ihre Eltern geschrieben, und der Präsident ebenso. Und wie ich höre, war Arabella Jordans Vater zutiefst gerührt.«
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    »Daran zweifle ich nicht. Und ich zweifle auch nicht daran, daß Arabellas Mutter über die Rührung des Vaters zutiefst gerührt war.
    Zweifellos macht dieser Brief das Leben mit ihm etwas einfacher.«
    Kate betrachtete ihre Handtasche mit einer Tiefsinnigkeit, die dieser Gebrauchsgegenstand schwerlich verdiente.
    Der Rektor sagte: »Was wollen Sie?«
    »Ich will nicht so tun, als handele es sich nicht um Erpressung«, sagte Kate. »Heuchelei habe ich schon immer gehaßt. Gut also: Es ist Erpressung.«
    »Ich wiederhole meine Frage«, sagte der Rektor, gar nicht freundlich.
    »Ich denke an drei große Stipendien«, sagte
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