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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
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mich erschießen will, immer vorausgesetzt, er hat eine Pistole – so wird er eine Gelegenheit dazu finden, egal, was ich tue. Und falls er andere Mordpläne schmiedete
    – nun, sie hatte nicht vor, in seiner Gesellschaft irgendwelchen Fens-144

    tern zu nahe zu kommen. Er muß eine raffinierte Technik entwickelt haben; vielleicht Druck auf die Halsschlagader oder einen Schlag auf den Kopf, der bei dem Sturz zertrümmert wurde, oder eine Plastiktü-
    te über den Kopf – und dann hinaus aus dem Fenster. Bei der leichten Arabella kein Problem. Aber auch bei Adams nicht allzu schwer, besonders, wenn der Schlag unerwartet kam. Kate hatte die Gelegenheit genutzt und Nobles Körperbau aufmerksamer studiert als bisher. Er war groß und ausgezeichnet in Form. Wahrscheinlich trainierte er an diesen schrecklichen Geräten in irgendeinem Fitness-Center. Oder vielleicht war er gar Judomeister. Heutzutage war alles möglich.
    Kate ging auf einen neuen Apartmentblock zu, in den, das wußte sie, Edna Hoskins vor kurzem umgezogen war. Kate hatte vorher nicht angerufen, wußte also nicht, ob Edna zu Hause war. Den Entschluß, zu Edna zu gehen, hatte Kate erst gefaßt, als sie das Büro des Rektors verließ. Wahrscheinlich keine sehr vernünftige Idee, aber sie war wie dazu getrieben und stellte dieses Gefühl nicht in Frage.
    Edna war zu Hause und sehr überrascht, Kate zu sehen.
    »Komm herein und setz dich. Was für eine Überraschung! Ich hätte nie geglaubt, daß du an einem Samstag hier in der Gegend bist.
    Ich mache uns einen Kaffee.«
    »Mach dir keine Umstände«, sagte Kate. »Hat Matthew Noble dir nicht gesagt, daß ich an diesem Samstag vielleicht doch in der Nähe sein könnte?«
    »Nein«, sagte Edna und sah besorgt aus. »Wie meinst du das?«
    Kate sah Edna an, die sich nervös in einen Sessel setzte. Das Apartment war sehr hübsch, wenn man moderne Apartments mochte.
    Das große Wohnzimmer hatte auf allen Seiten Fenster mit einem schönen Blick auf New York und viel Sonne.
    »Ich würde mir gern deine Wohnung ansehen«, sagte Kate. »Du wolltest mich ja ohnehin einladen, wenn du fertig eingerichtet bist.
    Nun, für meine Begriffe sieht es hier perfekt aus.«
    »Was ist los, Kate?« sagte Edna.
    Kate stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Ed-na machte Anstalten, sich zu erheben, aber Kate winkte ab. »Nein.
    Bleib sitzen und hör mir zu. Wie du siehst, vertraue ich darauf, daß du unbewaffnet bist und mich nicht angreifen wirst. Trotzdem wäre ich dankbar, wenn du bleibst, wo du bist. Lehn dich einfach zurück und hör zu. Nein, sag gar nichts, jedenfalls jetzt noch nicht.«
    145

    Kate stellte sich hinter die Couch, stützte sich darauf und sah Ed-na ins Gesicht. »Du bist der Teil, der mir am meisten zu schaffen macht. Von Leuten wie Noble und seinesgleichen hintergangen und manipuliert zu werden, ist ärgerlich und sogar gefährlich. Aber er hat nie behauptet, ein Freund zu sein. Ich habe eine ziemlich altmodische Vorstellung von Freundschaft, und da sie wahrscheinlich das einzig Altmodische an mir ist, hasse ich es, wenn sie verraten wird.
    Ohne dein Zureden, ohne deine klugen Warnungen vor der Gefahr für Humphrey und Arabella hätte ich diesen Job nie angenommen.
    Ich nehme an, als du die beiden ins Spiel brachtest, wußtest du noch nicht, daß ihr Arabella umbringen würdet und Noble versuchen wür-de, Humphrey als Mordverdächtigen hinzustellen. Oder war das damals schon abgemacht? Sag es mir! War der Mord an Arabella eine plötzlich notwendige, unangenehme Überraschung oder von Anfang an eingeplant?«
    Edna versuchte zu antworten, brach aber statt dessen in Tränen aus. Sie kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch, aber die Fluten waren nicht aufzuhalten.
    »Perfekt«, sagte Kate. »Bisher habe ich nie verstanden, warum es Männer so hassen, wenn Kolleginnen weinen. Ich dachte, es sei bloß, weil sie keinen Zugang zu ihren eigenen Gefühlen haben, und wir wundervollen Frauen, die wir Kinder großziehen und keine Angst vor Intimität haben, seien nicht so schrecklich gehemmt. Aber das geht ein bißchen zu weit, findest du nicht, über einen toten Mann und eine tote Frau zu weinen – über den Tod der Frau werde ich übrigens bis zu meinem Tod nicht hinwegkommen –, wenn man bei der Ermordung beider selbst die Hand mit im Spiel hatte. Oder lähmte dich einfach feminine Hilflosigkeit, als du herausfandest, was Noble vorhatte? Ich will eine Antwort, falls es dir gelingt, mit deinem
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