Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
mich anzugreifen – mein Adrenalinspiegel ist sehr hoch.« Und damit, ihre letzte Äußerung Lügen strafend, ging Kate um die Couch herum und ließ sich in die Polster fallen.
    Edna beugte sich nach vorn und vergrub das Gesicht in den Händen. Kate war jetzt bereit, sie reden zu lassen. Es dauerte eine Weile.
    Edna sagte: »Ich bin Matthew Noble ganz zufällig auf die Schliche gekommen. Als wir das jüdische Forschungszentrum zu planen begannen, wollte ich wissen, wie die arabischen Gelder verteilt worden waren. Ich war es nicht gewohnt, mit solch riesigen Spenden-summen umzugehen. Das jüdische Forschungszentrum fiel in meine Zuständigkeit, obwohl es im strengen Sinne keine Akademie ist.
    Aber es hatte Umstrukturierungen in der Verwaltung gegeben, und alle Zentren und Sonderprogramme unterstanden mir. Ich wandte mich wegen der arabischen Gelder nicht direkt an Matthew, sondern an die Finanzabteilung und den Hauptbuchhalter. Als ich meinen Job hier antrat, hatte mein Mann mir beigebracht, Kostenrechnungen und Bilanzen zu lesen. Ich hielt das für wichtig, denn ein Freund von mir ist mal in größte Schwierigkeiten geraten, weil er sich als Akademiker, der von solchen Dingen keine Ahnung hat, in einer ähnlichen 148

    Situation lange Zeit hatte belügen lassen.«
    »Wo ist dein Mann?« fragte Kate plötzlich. War er vielleicht hier in der Wohnung – mit in die Sache verstrickt und womöglich eine Gefahr für sie? Erst jetzt gingen Kate diese Gedanken durch den Kopf.
    Edna sagte: »Er ist im Krankenhaus und bekommt Bestrahlun-gen. Er weiß von all dem nichts. Er hat Prostatakrebs.«
    »Das tut mir leid«, hörte Kate sich sagen. »Warum hast du mir das nicht gesagt?« Die Frage kam ihr idiotisch vor, aber Edna offenbar nicht.
    »Ich wollte. Aber hätte ich angefangen, mich dir zu öffnen, hätte ich den Rest nicht durchgehalten. Ich brauchte das Geld. Ich wollte eine schöne Wohnung für uns, und ich wollte sie gleich. Nicht, daß ich von mir aus mit der Sache angefangen hätte, aber man schlittert leicht in etwas hinein. Ich stellte Matthew zur Rede, sagte ihm, was ich herausgefunden hatte und daß ich es dem Rektor oder Präsidenten melden müßte, wenn er nicht das ganze Geld zurückzahle. Er meinte: Er denke nicht daran, und die Gefahr, daß die Geschichte aufflöge, wäre sehr gering. Heute ist mir klar, daß das Unsinn war, auch wenn er sich ziemlich lange in Sicherheit wiegen konnte. Ich nehme an, ich wollte ihm einfach glauben. Irgendwie fing ich dann an, Geld von ihm anzunehmen. Jetzt, wo ich es erzähle, klingt alles unglaublich. Ich verbuchte es auf einem extra Konto und redete mir ein, ich würde es als Beweis nutzen und zurückgeben, wenn Noble nicht den ganzen unterschlagenen Betrag zurückzahlte. Dann wurde Frank krank und – nun, alles ging in die Brüche.«
    »Und warum mußte Noble Adams umbringen?«
    »Adams wurde immer unverschämter. Es gefiel ihm einfach zu sehr, alle nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, das war das Problem.
    Matthew bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Adams hatte ihn förmlich dazu gezwungen, den jungen Schwarzen den Schlüssel zur Levy Hall zu geben. Immerhin gelang es Matthew, Humphrey dafür verantwortlich erscheinen zu lassen. Adams wußte, wie sehr Matthew das unter die Haut ging. Was er nicht wußte, war, daß es ihn das Leben kosten würde.«
    »Wann hat er dir erzählt, daß er Adams ermordet hat?«
    »Als ihm die Idee kam, dich einzuschalten. Er drohte mir, mich bloßzustellen. Er sagte sogar, ich könne als Mordkomplizin unter Anklage gestellt werden.«
    »Was genau sollte ich eigentlich bewerkstelligen? Oder nicht 149

    bewerkstelligen?«
    »Du solltest ablenken. Noble hoffte, es gäbe eine Menge Publicity und viel Gerede, und die Polizei hätte so schneller die Nase voll.
    Glaub mir, Kate, ich habe versucht, es ihm auszureden. Aber er bestand darauf, meinte, wenn ich dich nicht überrede, würde ich mit ihm zusammen untergehen. Und ich wußte, daß er das ernst meinte.
    Na, und jetzt passiert mir natürlich genau das.«
    »Wahrscheinlich. Er wird versuchen, dir die meiste Schuld in die Schuhe zu schieben. Es sei denn, irgend jemand kann ihn zu einem Handel bewegen. Vielleicht der Rektor. Aber ich werde keinen Finger rühren, wie meine Mutter immer sagte.«
    »Und was Arabella betrifft. Sie hatte ihn an dem Samstag gesehen. Sie hatte wohl vor, es dir zu sagen, aber sie sprach zuerst mit ihm. Sie sagte, sie würde es für sich behalten, wenn er ihr ein gutes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher