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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
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Ge-schluchze aufzuhören.«
    »Ich glaube nicht, daß du wirklich eine Antwort willst«, stam-melte Edna. »Du bist einfach zornig. Ich mache dir keinen Vorwurf.«
    »Na, das tröstet mich. Das tröstet mich ungemein«, sagte Kate.
    »Vergessen wir, daß ich uns für Freundinnen hielt. Vergessen wir, daß du mich mit einem Täuschungsmanöver hintergangen hast, gegen das die Figuren John le Carrés wie harmlose Kerlchen aus einem Kinderreim wirken. Wir Karrierefrauen sind noch nicht lange genug in der Lage, Freundschaften miteinander einzugehen, deshalb machst du mich um so wütender. – Ich weiß«, fuhr Kate fort, »du glaubst, 146

    ich gräme mich mehr um meinen verletzten Stolz als um die beiden Toten, und vielleicht hast du recht. Ich bin verdammt wütend, weil mein Stolz so verletzt worden ist, aber meine Wut wegen Arabella sitzt viel, viel tiefer. Ob du es glaubst oder nicht, in etwa zwei Minuten höre ich auf zu reden. Und dann möchte ich gern hören, warum du ihm geholfen hast, mir in dieser Farce meine Rolle aufzuschwat-zen. Außerdem will ich wissen, womit ich es verdient habe, daß du mir Freundschaft vorgespielt hast. Ich meine, wenn ich so hassens-wert bin, dann will ich das zumindest wissen.«
    »Wie bist du dahintergekommen?«
    »Immer die praktische Frau«, sagte Kate. »Ich habe es herausgefunden! Schon vor einer ganzen Weile habe ich mit dir darüber gesprochen, daß mir die Sache faul vorkommt, nur ahnte ich damals nicht, wie faul sie tatsächlich war. Oh, auf dich bin ich zunächst gar nicht gekommen. Als ich Reed das ganze nette Spielchen auseinan-dersetzte, habe ich dich nicht einmal erwähnt. Denn obwohl ich sicher war, daß du mit drinstecken mußtest, wollte ich es einfach nicht glauben. Du hattest zwar vorgeschlagen, daß ich das Netzwerk der Verwaltungssekretärinnen für mich nutze, und mich förmlich gedrängt, zu dem Treffen der Dozentinnen zu gehen; aber nur, weil du wußtest, daß sie mir nicht würden helfen können, weil Noble seine Spuren so gut verwischt hatte. Nachdem du mich erst einmal in diese Farce verstrickt hattest, blieb dir nur noch eins übrig: mich möglichst diskret immer wieder darauf zu stoßen, daß die Familie das größte Motiv hatte. Wolltest du dafür sorgen, daß einer von Adams’ Söhnen beschuldigt wird? Oder wolltest du es der Witwe anhängen, die dir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, als sie zu einem dreitausend Meilen entfernt wohnenden Onkel verschwand?«
    »Bist du fertig?« fragte Edna.
    Mit Mühe hatte sie ihre Tränen jetzt unter Kontrolle.
    »Noch nicht ganz. Ich wollte es immer noch nicht glauben. Ich hoffte immer noch auf eine harmlose Erklärung für alles. Schließlich hast du ja nicht versucht, mich von Mr. Witherspoon fernzuhalten –
    das hat Noble gemacht. Und dann, ziemlich spät gestern abend, bekam ich einen Anruf von PC.«
    »Von wem?«
    »Von Penelope Constable, einer berühmten englischen Schriftstellerin. Den Kontakt zu ihr habe ich den Dozentinnen zu verdanken. Das war wirklich schlau von dir, Edna, so zu tun, als hättest du 147

    Vertrauen in die Solidarität von Frauen: Das gefiel mir natürlich.
    Deshalb bin ich dir so vollends auf den Leim gegangen.«
    »Und was hat die englische Schriftstellerin gesagt?«
    »Sie erzählte, meine liebe Edna, daß deine Freundin aus dem Fachbereich Psychologie sehr wohl eine Antwort auf die Anzeige bekommen hat. Ihr Schwiegersohn, der Psychologieprofessor bei uns ist, hat ihr das erzählt. Aber als deine Freundin dich davon informierte, sagtest du, es sei nicht mehr wichtig und sie solle die Sache vergessen. Und mir hast du gesagt, es habe keine einzige Zuschrift gegeben, erinnerst du dich? Aber ein einziger junger Mann war offenbar an jenem Samstag auf dem Campus und hat vielleicht gesehen –
    ja was wohl? Wenn diese Ermittlung nun endlich ihren Lauf nimmt, werden wir es wahrscheinlich erfahren. Mich erfüllt es allerdings keineswegs mit Freude, daß ich den Beweis für deine Schuld durch reinen Zufall erfahren habe: PC’s Schwiegersohn war zufällig gerade im Büro deiner Freundin, als die Zuschrift auf deren Schreibtisch landete, und zufällig erwähnte er es, als PC ihm die Ereignisse an jenem Thanksgiving schilderte. Daß du mich anlügst, hatte ich schon länger vermutet, aber das war jetzt der Beweis. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis ich mir eingestand, daß du – mit Verlaub – eine Drecksau bist. Und ich warne dich, solltest du aus irgendeinem Grund vorhaben,
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