Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Mord an ihr machte er sich das Gesicht schwarz. Glaub mir, er ist ein Finsterling. Ich hab zwar schon immer gesagt, daß Verwaltungsleute eine schwarze Weste haben, aber so wörtlich war es nicht gemeint.«
    »Nun, ich bin nicht umsonst all die himmlischen Jahre mit dir verheiratet! Ja, ich kann deinem Gedankengang folgen, und ich mache mich nicht lustig über dich. Jeder, der etwas aufdecken will, sei es als Detektiv oder Wissenschaftler, muß irgendwann einen riskan-ten Sprung wagen, das heißt, wenn er oder sie etwas von ihrer Arbeit verstehen. Ohne das bleibt man bloßer Tatsachensammler, der sich hervorragend als Zuträger für Polizei und Bezirksstaatsanwaltschaft eignet. Aber entweder nimmt eine Idee Gestalt an, die alle Teile des Puzzles zusammenfügt, oder es paßt überhaupt nichts zusammen.
    Das gilt für Detektive, Biographen, Historiker und sogar für Wissenschaftler. Glaub mir, ich meine das nicht ironisch. Ich möchte bloß wissen, wann die Idee in deinem Kopf Gestalt annahm?«
    »Wann, kann ich dir nicht sagen. Ich weiß bloß, daß dein Vorschlag, mich in Adams’ Büro zu setzen, sehr hilfreich war. Mir wurde plötzlich klar, daß wir eine sehr interessante Tatsache übersehen hatten: daß Adams nämlich über arabische Kultur und Religion arbeitete. Natürlich hatte ich sein Buch in der Hand gehabt, und natürlich wußte ich, daß er einen Lehrstuhl für Islam hatte. Ich wußte sogar von dem gelehrten Dr. Jonathan Shapiro. Aber ich machte mir auf all das keinen Reim – bis zu dem Tag, als ich in Adams’ Büro saß. Interessanterweise rief kurz danach Mr. Witherspoon an, eigentlich, weil er einsam ist und Tee mit mir trinken wollte, aber auch, weil ihm, genau wie mir, eingefallen war, daß er den politischen Aspekt der Geschichte außer acht gelassen hatte. Glaubst du, ich könnte lernen, hauchdünne Sandwiches mit Brunnenkresse zu machen? Dann könnten wir nämlich auch einen ordentlichen Fünfuhrtee zelebrieren.«
    Reed ignorierte diesen letzten Satz. »Also hast du dich gefragt –
    cui bono?«
    »Genau. Die Araber hatten keinerlei Vorteil von Adams’ Tod.
    Sie hatten, was sie wollten, und waren entweder einsichtig genug, zuzulassen, daß Shapiro die Bibliothekarsstelle für ihre Sammlung bekam, oder jemand hat einen beachtlichen Druck auf sie ausgeübt.
    Ich glaube, die Araber haben sich inzwischen daran gewöhnt, daß es, zumindest in den Vereinigten Staaten, unter den anerkanntesten 139

    Islam-Forschern viele Juden gibt. Die Juden, die mit ihrem eigenen Geld ihr eigenes Forschungszentrum errichteten, hatten eindeutig nichts zu gewinnen. Adams hat eindeutig profitiert, aber irgend jemand wollte ihn daran hindern, den Schwindel auffliegen zu lassen.
    Welchen Schwindel? Und warum?
    Nun, wenn eine Idee erst einmal Gestalt angenommen hat, wie du gerade sagtest«, fuhr Kate fort, »gehen plötzlich alle Fakten in Stellung – wie eine Truppe Revuegirls, die auf Zeichen im Gleichklang die Beine schwingen. Adams’ solides, aber keineswegs aufregendes Buch wurde von der Universität subventioniert. Für die Veröffentlichung eines etablierten Professors gibt es normalerweise keine Gelder. Dann verschaffte Adams Shapiro diesen Job. Adams benahm sich bei jeder nur denkbaren Gelegenheit so selbstherrlich, als könne ihm nie etwas passieren und niemand ihm etwas anhaben.«
    »Du glaubst, er wußte, daß Noble einen großen Teil der Spen-dengelder für sich abzweigte?«
    »Ja. Und ich glaube, daß der Druck allmählich zu viel für Noble wurde. Und wenn du wissen willst, was ich außerdem glaube: Noble wollte mir den Mord in die Schuhe schieben. Okay, vielleicht läßt mein Verstand nach. Aber obwohl wir es nie werden beweisen können, gehe ich jede Wette ein, daß irgendein Zeuge, vielleicht Noble selbst, aufgetaucht wäre und behauptet hätte, mich an jenem Samstag mit Adams gesehen zu haben, und wir hätten heftig gestritten. Nobles Plan habe ich durch mein Alibi vermasselt – in alle Ewigkeit gesegnet sei der junge Anwalt, der sogar am Wochenende von Thanksgiving Überstunden machen mußte. Aus reiner Dankbarkeit werde ich für den Rest meines Lebens Arlo-Guthrie-Songs vor mich hin summen. Erinnere mich daran, daß ich mir eine Platte besorge.«
    »Bleib auf dem Teppich, Kate. Warum hätte Noble dir den Mord in die Schuhe schieben wollen?«
    »Irgend jemand brauchte er ja. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich mich auserkoren hatte. Vielleicht auch Arabella oder Humphrey. Aber ich denke, ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher