Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
war klar, daß alles, was entfernt mit Rassenfragen zu tun hat, seinem Plan nur schaden konnte. Und Aufsehen war das letzte, was er brauchen konnte. Es gab kaum jemanden, der mit dem guten alten Adams nicht in Fehde lag, aber er und ich waren härter aneinandergeraten als die meisten, und das in aller Öffentlichkeit. Die Aufmerksamkeit wäre von Noble abgelenkt worden und hätte sich auf mich konzentriert. Wahrscheinlich hätte er mir das galante Angebot gemacht, die Kosten für meine Verteidigung 140

    aus Universitätsgeldern zu bestreiten. Und als ich ihm seinen Plan verdarb, ließ er es sich nicht nehmen, mich auf andere Art in die Sache zu verwickeln und so die Aufmerksamkeit von ihm wegzulen-ken.«
    »Und was ist mit Arabella?«
    »Das werden wir nie wissen – es sei denn, Noble erzählt es uns in einem dieser trickreichen Kuhhandel um Strafmilderung. Wie solche Dinge in der Bezirksstaatsanwaltschaft gehandhabt werden, mußt du ja am besten wissen.«
    »Das habe ich überhört. Wahrscheinlich wußte er, daß Arabella ihn an jenem Samstag gesehen hatte. Aber warum hat sie es nicht gleich gesagt? Meinst du, sie hatte vor, es dir zu erzählen?«
    »Ich fürchte, sie wollte Adams’ Spiel weiterführen. Es ist eigenartig, wie mutig und töricht Leute sein können, die für eine Sache kämpfen. Vielleicht wollte sie ihn erpressen, mehr Stipendien für Schwarze durchzusetzen oder einen Lehrstuhl für einen schwarzen Professor. Arabellas Tod werde ich Noble nie verzeihen, was ihr natürlich den Teufel nützt.«
    »Ich sehe immer noch nicht, warum er dich angeheuert hat. Aber vielleicht hast du recht. Was hatte Adams deiner Meinung nach vor?
    Weshalb wollte Noble plötzlich nicht mehr?«
    »Hoffentlich erzählt Noble uns das. Ich vermute…«
    In dem Moment klingelte das Telefon. Es war der Rektor. Morgen früh, am Samstag um zehn Uhr, würde er in seinem Büro auf Kate warten. Sie versprach, dort zu sein, und ging zurück zu Reed.
    Reed sagte: »Es hat wohl keinen Sinn, zu sagen, du sollst vorsichtig sein, oder dich zu bitten, mich mitkommen zu lassen?«
    »Wenn ich nicht wiederkomme, kannst du ja einen Suchtrupp ausschicken.« Kate lächelte ihn an. »Sieh vor allem unter den Fens-tern nach. Aber das Büro des Rektors ist im Erdgeschoß. Das habe ich nachgeprüft.« Reed wirkte nicht zu amüsiert.
    141

    Zwölf

    wenn du die erbarmungslose Minute füllen kannst mit sechzig vollen Sekunden eines Langstreckenlaufs, gehört dir die Erde und alles, was darauf ist, und – was mehr ist – du wirst ein Mann sein, mein Sohn!

    Kate war nicht allzu überrascht, Matthew Noble an der Bushalte-stelle vor der Universität zu treffen; sie war vielmehr enttäuscht, weil sie das Einfühlungsvermögen des Rektors überschätzt hatte. Kates ohnehin nicht hohe Meinung von den Verwaltungsleuten sank noch tiefer. Sie hielt nach Butler Ausschau, aber der war nirgends zu sehen. Trotzdem war Kate nicht beunruhigt. Sie würde ihn Noble gegenüber mit keinem Wort erwähnen – aber Butler tat seine Arbeit, und das erleichterte es ihr erheblich, Noble herauszufordern.
    Sie hatte Butler am Abend zuvor angerufen. »Haben Sie diesen Samstag wie üblich Dienst?« hatte sie gefragt.
    »Ja«, hatte er geantwortet. »Haben Sie vor, diesmal in einem anderen Zimmer, zu dem ich den Schlüssel habe, einzuschlafen?«
    »Ich hab nur vor, Adams’ Mörder zu stellen«, hatte Kate gesagt, ihn informiert, wer es war. »Ich fahre morgen früh mit dem Bus zur Uni, um mit dem Rektor über Noble zu sprechen. Und ich dachte, wenn Sie vielleicht in der Nähe sein könnten – auch wenn ich Sie nicht sehen kann…«
    »Wir Wachmänner sind überall«, hatte Butler gesagt. Kate war froh, Butler so gut kennengelernt zu haben; wie viele Akademiker war sie stolz, eine Beziehung zu einem Arbeiter hergestellt zu haben.
    Sie machte sich keine Illusionen über Beständigkeit oder Tiefe dieser Beziehung, aber sie fühlte sich trotzdem wohl, so wie man sich fühlt, wenn man in einem fernen Land von einem Fremden nach Hause eingeladen wird.
    »Auf dem Weg zu unserem Herrn Rektor, nehme ich an«, sagte Noble schließlich. Offenbar hatte er erwartet, sie spräche zuerst.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie ein Stück begleite?«
    »Nicht das geringste. Vorausgesetzt, Sie machen mir nicht den Vorschlag, in irgendwelche Fahrstühle zu steigen oder höher als in den ersten Stock zu gehen. Auf meine alten Tage hab’ ich nämlich Höhenangst bekommen. Geht’s Ihnen auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher