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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
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Alibi für den Zeitpunkt überprüft, als der Zeuge mit seinen Koffern den Fahrstuhl verließ?«
    »Noble? Der Verwaltungsmensch? Der Typ, der uns geholt hat und mit dem wir uns immer beraten? Hören Sie, gnädige Frau, die Polizei ist nicht dazu da, sich für die Kämpfe an Ihrer Universität einspannen zu lassen.«
    »Haben Sie ihn gefragt, wo er war?«
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Nun, dann schlage ich vor, Sie tun es, ehe Sie einen schwarzen Professor ohne jeden stichhaltigen Verdacht zum Verhör vorladen.
    Noble hat eine hervorragende Sekretärin. Schauen Sie bei ihr herein und fragen sie, wo ihr Boss zur fraglichen Zeit war. Bestimmt wird sie Ihnen erzählen, er sei auf irgendeiner Sitzung gewesen. Überprü-
    fen Sie das, fragen Sie die Leute, mit denen er angeblich zusammen war. Wenn er ein wirklich hieb- und stichfestes Alibi hat, können wir uns weiter über Professor Edgerton unterhalten.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Noble der Täter war? In beiden Fällen?«
    »Es wäre möglich. Und ich schlage vor, Sie überprüfen ihn. Ich bin gekommen, um Ihnen das zu sagen.«
    »Haben Sie irgendwelche persönlichen Gefühle in dieser Angelegenheit? Mal unter uns gefragt.«
    »Sagen wir einfach, ich lasse mich nicht gern manipulieren und dazu bringen, die schlaue Detektivin für jemand zu spielen, der vielleicht ein ganz klein bißchen unterschätzt hat, wie schlau ich sein kann, wenn ich erst einmal in Fahrt komme. Aber vergessen wir das.
    Tun Sie einfach, was ich sage. Oder, wenn Sie lieber nicht wollen, dann tu ich’s. Es wäre mir eine Freude. Aber ich dachte mir, Ihnen beiden würde es Spaß machen, einen dicken Fall wie diesen zu kna-cken. Aber ganz wie Sie wollen.«
    »Angenommen, wir finden heraus, daß er kein Alibi hat. Angenommen, er verließ die Sitzung, auf der er hätte sein sollen – was dann?«
    »Dann, meine Herren, schlage ich vor, wir setzen uns wieder zu-137

    sammen, ich erzähle Ihnen meine Theorie und Sie mir Ihre. Dann entscheiden wir, was zu tun ist. Okay? Danke für den Zahnstocher.«
    Kate hoffte, den richtigen Zeitpunkt für ihren Abgang gewählt zu haben und auf der Treppe nicht zu stolpern. Gleichzeitig mußte sie der Tatsache ins Gesicht sehen, daß sie einen Auftritt hingelegt hatte wie im Fernsehen. Auf Paula Jordans Empfehlung hin hatte sie sich vor kurzem, während Reed bei irgendeinem offiziellen Dinner war, eine Folge von »Cagney und Lacey« gegönnt, eine Tatsache, die sie aber niemandem gegenüber je erwähnen würde.
    Kate rief den Rektor in seiner Wohnung an und wollte ihn dringend um ein Gespräch bitten. Aber seine Frau sagte ihr, er sei noch in seinem Büro; und als sie dort anrief, war seine Sekretärin am Apparat, die ebenfalls Überstunden machte. Die Verwaltungsleute waren wirklich ein hart arbeitendes Völkchen, das konnte niemand bestreiten. Als die Sekretärin Kate durchgestellt hatte, bat sie den Rektor, niemandem, wirklich niemandem, von ihrer Bitte um ein Treffen zu erzählen. Sie überlegte kurz, ob sie ihm Einzelheiten erläutern sollte, entschied sich dann aber dagegen und bat ihn nur um Rückruf und einen Termin, wenn er Zeit für sie habe. Dann legte sie die Füße hoch und wartete auf Reed.
    Reed kam kurz darauf nach Hause, und nachdem sie sich einen Drink gemixt und im Wohnzimmer niedergelassen hatten, berichtete Kate.
    »Was war Nobles Motiv?« fragte Reed.
    »Geld. Erstens Geld für die Universität, dadurch bekam er Macht verliehen, die Willfährigkeit aller möglichen Leute und außerdem, wenn ich mich nicht irre – ich habe allerdings nicht den geringsten Beweis – Geld für sich selbst. Für jemand wie ihn war es nicht schwer, Geld abzuzweigen. Man muß bloß gut mit Computern umgehen und Bilanzen fälschen können. Wer wird schon die Ausgaben eines für inneruniversitäre Angelegenheiten zuständigen Vizepräsidenten überprüfen, besonders, wenn für die Universität hübsche Summen dabei herausspringen?«
    »Aber wenn er der Mörder ist – warum hätte er dich bitten sollen, in der Sache zu ermitteln?«
    »Das ist der wunde Punkt. So schwer wir beide mit unserer hohen, aber keineswegs übertriebenen Meinung von meinen Fähigkeiten das glauben können: Er hoffte, ich mache viel Wirbel und halte ihm die Polizei vom Hals. Und bis zu einem gewissen Punkt hat es ja funktioniert. Als ich gestern mit den Polizisten sprach, stellte sich 138

    heraus, daß sie sein Alibi für die Zeit von Arabellas Tod nicht einmal überprüft hatten. Für den
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