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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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U ngeduldig wanderte der dunkle Hirte in den heiligen Hallen der Saijkalrae auf und ab. Wie ein wildes, hungriges Tier auf der Suche nach Beute. Die Hallen waren gut besucht in diesen Tagen und er musste sich seinen Weg durch die Leiber seiner Gefolgsleute bahnen, die sich wie Schafe in einer Herde dicht aneinanderdrängten und leise miteinander tuschelten. Ein Rauschen aus flüsternden Stimmen erfüllte die Hallen. Viele Saijkalsan waren gekommen, den magischen Brüdern ihre Aufwartung zu machen. Die meisten unter ihnen weilten noch nicht lange unter den Saijkalrae. Manche hatten erst vor wenigen Wochen oder Tagen einen Zugang gefunden und waren nun zum ersten Mal zu einer Audienz geladen worden. Immer wieder blickten sie aus ihren Kapuzen verstohlen zu den Brüdern, als erhofften sie sich, dass einer der beiden endlich das Wort an sie richten möge. Obwohl sie sich fürchteten. Die Brüder waren als grausam bekannt und sie kannten keine Gnade mit Verlierern. Es war leicht, den Zorn der Brüder auf sich zu ziehen und in ihren Augen als Versager dazustehen. Und doch buhlten sie alle um Aufmerksamkeit, um ein klein wenig Zuneigung und die Liebe der magischen Brüder. Sie gaben sich in ihrer Abhängigkeit mit wenig zufrieden. Eine leichte Berührung, eine Belehrung vielleicht, ein Befehl oder sogar eine Bestrafung. Der tadelnde Blick des dunklen Hirten ließ die Saijkalsan verstummen und in der Bewegung erstarren. Aber die magischen Brüder ignorierten die Saijkalsan, als wären sie überhaupt nicht vorhanden.
    »Was ist mit dir, Bruder?«, fragte der weiße Schäfer besorgt. »Du wirkst so … gehetzt.«
    »Wundert dich das?«, antwortete der dunkle Hirte mit weinerlicher Knabenstimme, »wir warten und warten und versinken in Langeweile. Die Lesvaraq werden mit jedem Tag mächtiger. Die Völker der Altvorderen kehren zurück, eines nach dem anderen. Sie machen uns den Platz im Gefüge des Gleichgewichts streitig. Warum handeln wir nicht?«
    »Du bist so voller Ungeduld«, gab der weiße Schäfer zu bedenken. »Wenn sich die Zahl unserer Feinde auch mit jeder Hora vervielfacht, wir halten uns zurück und warten auf unsere beste Gelegenheit. Denk daran, mehr als ein Versuch, die Macht auf Ell an uns zu reißen, wird uns nicht gewährt werden.«
    »Aber sieh dich doch um!«, regte der dunkle Hirte seinen Bruder in einer ausschweifenden Geste an, indem er die Arme weit ausbreitete, dabei einem Saijkalsan mitten ins Gesicht schlug und sich um seine eigene Achse drehte, nur um einen weiteren Anwesenden zu treffen, »die heiligen Hallen sind längst wieder mit unseren Dienern gefüllt. Nie zuvor in der Geschichte Ells ist es uns gelungen, so viele Saijkalsan zur selben Zeit für unsere Sache zu gewinnen. Wir sind mittlerweile stark genug, einen Versuch zu wagen.«
    »Wozu sollen wir Opfer bringen und die Saijkalsan in einen aussichtlslosen Kampf schicken? Es mangelt ihnen an Erfahrung und Stärke. Es gibt schon genug Gescheiterte, die in unseren Hallen keine Ruhe mehr finden«, erwiderte Saijkal, »und wenn du hinsehen würdest, dann könntest du erkennen, dass die meisten unserer neuen Freunde nicht annähernd das Talent eines Quadalkar, Kallahan oder Sapius aufweisen. Wie sollten sie im Kampf gegen die Lesvaraq oder die Fähigkeiten der Altvorderen bestehen? Sie sind zu jung.«
    »Nicht alle!«, zeigte sich Saijrae trotzig.
    »Nein, nicht alle«, antwortete Saijkal spöttisch, »gewiss nicht. Manche unter ihnen sind alt und verbraucht. Kaum der Erwähnung wert. Ein Wunder, dass sie den Weg zu uns gefunden haben und nicht sofort zu den Gescheiterten gelangt sind.«
    Saijrae verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und sah den weißen Schäfer herausfordernd an.
    »Du hast die Gescheiterten selbst erwähnt. Wir könntenihre Seelen aus dem Elend des Verfalls zu uns rufen und sie in unserem Auftrag nach Ell schicken«, meinte Saijrae, »wir schenken ihnen frische Körper.«
    »Ein verwegener Gedanke, lieber Bruder«, nickte Saijkal milde lächelnd, »und du denkst, sie wären nicht voller Groll gegen ihre Herren ob ihres fortwährenden Schicksals in der Finsternis, um gegen uns aufzubegehren?«
    »Warum sollten sie?«, fragte der dunkle Hirte. »Sie waren doch selbst schuld an ihrem Zustand. Sie haben uns einst verraten, indem sie versagt haben. Wir erweisen uns nun als gnädig und gewähren ihnen ein zweites Leben.«
    »Ein kurzes Vergnügen und nur ein untotes Dasein auf Zeit, wie du wohl weißt«, gab der weiße
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