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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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war ein kräftig gebauter Mann mit schulterlangem weißen Haar, das aus seinem markanten Gesicht zurückgekämmt war. Er sprach locker und ungezwungen, als würde er sich an Mitglieder seiner eigenen Familie wenden, und sah den Anwesenden dabei direkt in die Augen. Als sein Blick einen Moment lang auf Cash fiel, spürte der junge Pilot, wie ihm vor Stolz und Leidenschaft das Herz anschwoll.
    »Sie sind jetzt schon die fähigsten Piloten der Luftverteidigung«, sagte General Peixoto. »Niemand auf der Erde oder
dem Mond kann Ihnen das Wasser reichen. Aber es besteht die Möglichkeit, Sie noch besser zu machen. Mit den Techniken, die dazu nötig sind, bin ich im Einzelnen nicht vertraut. Weil ich aber glaube, dass Sie ganz genau verstehen sollten, worum wir Sie bitten, möchte ich jetzt Professor Doktor Sri Hong-Owen das Wort erteilen, die Ihnen erklären wird, was das Verfahren umfasst.«
    Später erzählte Luiz Schwarcz, dessen Familie schon einige namhafte Mediziner hervorgebracht hatte, den anderen, dass Sri Hong-Owen ein absolutes Genie war. Dank der Förderung durch den grünen Heiligen der Familie Peixoto war sie zu einer der Besten ihres Fachgebiets aufgestiegen. Sie hatte ein komplett neues Photosynthesesystem entwickelt, alle möglichen Vakuumorganismen geschaffen, einige der Techniken erfunden, mit denen die Familienmitglieder ihr Leben verlängerten, und vieles mehr. Aber damals, während der Besprechung, war Cash Baker nicht sonderlich von ihr beeindruckt gewesen. Ernst, ein wenig unbeholfen und in den gleichen blauen Overall gekleidet, den alle Leute in der Basis trugen, war sie eine unscheinbare Frau unbestimmbaren Alters gewesen, mit einem rasierten, glänzenden Schädel und der bleichsten Haut, die er je gesehen hatte. Sie redete zu schnell, sprach eher mit den Checklisten, Diagrammen und Videos, die sie auf den Memoflächen aufrief, als mit ihren Zuhörern und beantwortete Fragen auf knappe, kompromisslose Weise, als würde sie die Piloten für gottverdammte Idioten halten, die nicht einmal die einfachsten Grundlagen des Verfahrens begriffen.
    Ließ man einmal all die Fachwörter und unverständlichen Erklärungen außer Acht, ging es dabei im Wesentlichen um eine Neuverknüpfung oder Erweiterung des Nervensystems, die es ihnen gestatten würde, sich nicht nur direkt in die Steuerungssysteme des Gleiters einzuklinken, sondern auch
für kurze Zeit die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung in ihrem Gehirn zu erhöhen. Als Sri Hong-Owen fertig war, wandte sich erneut General Peixoto an die Piloten, um zu betonen, dass es sich um ein äußerst radikales Verfahren handelte und es keine Garantie dafür gab, dass es in jedem Fall funktionieren oder dass jeder von ihnen die Prozedur überleben würde. Wenn irgendjemand es sich anders überlegen sollte, sagte er, und wieder zu seinem normalen Dienst zurückkehren wollte, dann wäre dies in keiner Weise unehrenhaft und würde auch nicht in seiner Akte erwähnt werden. Dann bat er diejenigen, die sich freiwillig melden wollten, die Hand zu heben.
    Cash streckte den Arm hoch, genau wie alle anderen. Irgendwo in den vorderen Reihen winkte jemand sogar mit beiden Armen. Teufel nochmal, wer wollte nicht ein besserer Pilot werden?
    Die erste Operation geschah unter Vollnarkose, und in ihrem Verlauf wurde um Cashs Wirbelsäule herum ein künstliches Netzwerk aus Neuronen angelegt. Der Verknüpfungsprozess, während dem das Netzwerk Verbindungen zu Cashs peripherem Nervensystem herstellte, vollzog sich sehr langsam und war manchmal äußerst schmerzhaft. Bei den scheinbar endlosen Tests, die darauf folgten, fand Cash es seltsam beunruhigend mit anzusehen, wie sich sein rechter oder linker Arm von selbst bewegte und seine Hände mit roboterhafter Schnelligkeit und Präzision über die Memoflächen tanzten und räumliche und kinetische Gleichungen lösten, ohne dass er bewusst eingegriffen hätte.
    Doch es kam noch schlimmer. Bei der zweiten Operation musste er wach bleiben, während die Schnittstellen des Netzwerks mit seinen motorischen und sensorischen Kortizes verbunden wurden. Das Team der Chirurgen musste sicherstellen, dass seine neuen Talente richtig funktionierten
und gleichzeitig von den spinalen Reflexen bis hin zum Gedächtnis bei der Verknüpfung nichts beschädigt wurde. Obwohl Cash eine Leitungsanästhesie erhalten hatte und keine Schmerzen verspürte, musste er die Vibrationen und den Geruch von verbranntem Blut und Knochen ertragen, als die Knochensäge
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