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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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Luftverteidigungswaffe glaubten alle, dass es einen weiteren Krieg mit den Außenweltlern geben würde. Die sogenannte
Friedens- und Versöhnungsinitiative würde nie mehr sein als eine kolossale Zeitverschwendung. Die Außenweltler mussten unter Kontrolle gebracht werden, bevor sie einen weiteren Asteroiden in Richtung Erde lenkten oder irgendeine abartige posthumane Manipulation entwickelten, die sie unbesiegbar machte. Es würde Krieg geben, und Cash Baker, der mit Geschichten über die Heldentaten seiner Vorväter groß geworden war, konnte es kaum erwarten. In der Zwischenzeit arbeiteten er und die anderen Piloten weiter am J-2. Sie flogen einzeln und in Formation über alle möglichen Formen lunarer Landschaften hinweg, übten Abfangmissionen im Orbit um den Mond und die Erde und testeten ihre Maschinen in sämtlichen Höhenlagen der Erdatmosphäre. Wenn sie nicht in Echtzeit flogen, übten sie ihre Fähigkeiten an den Simulatoren, besuchten Seminare über die Umgestaltung und Verbesserung ihres Fliegers sowie über neue Erkenntnisse in der Gefechtstheorie und ließen endlose Anzuganpassungen, medizinische Untersuchungen und psychologische Beurteilungen über sich ergehen …
    Eines Tages, etwa sechs Monate nach Cashs Jungfernflug, wurde der Nachrichtenoffizier, der sie üblicherweise nach dem Frühstück über aktuelle Ereignisse informierte, von dem Oberstleutnant abgelöst, der das J-2-Programm leitete. Dieser teilte ihnen ohne große Vorrede mit, dass Maximilian Peixoto, der Mann der Präsidentin und Oberbefehlshaber der Luftverteidigungswaffe von Großbrasilien, in der vergangenen Nacht gestorben war. Der Oberstleutnant setzte die Piloten darüber in Kenntnis, dass bis zu Peixotos Begräbnis in zehn Tagen keine Test- oder Trainingsflüge stattfinden würden und dass er Anweisung erhalten habe, vier Piloten auszuwählen, die am Ende der Begräbnisfeier mit ihren J-2s über die Kathedrale in Brasília hinwegfliegen würden, zu Ehren jenes Mannes, der ihr Kommandant gewesen
war. Er nannte Cash Baker, Luiz Schwarcz und noch zwei andere und kündigte an, dass in einer Stunde eine außerplanmäßige Messe abgehalten werden würde.
    Später erklärte Luiz Cash, dass nun alles anders werden würde.
    »Maximilian Peixoto war nicht nur unser Oberbefehlshaber. Er war auch der Vorsitzende des Komitees für Versöhnung, einer derjenigen, die sich dafür eingesetzt haben, mit den Außenweltlern Frieden zu schließen. Vor dreißig Jahren hat er die ersten Botschaften im Außensystem eingerichtet. Seither hat er unermüdlich daran gearbeitet, Handelsverbindungen herzustellen. Und natürlich hatte er einen besonderen Draht zur Präsidentin. Nun, da er tot ist, werden seine Freunde deutlich an Einfluss verlieren.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Du hast ja wirklich von nichts eine Ahnung«, sagte Luiz.
    »Kann schon sein«, sagte Cash. »Vielleicht interessiere ich mich einfach nicht so sehr für Politik.«
    »Tja, das solltest du aber. In der Regierung gibt es viele Leute, die es für aussichtslos und gefährlich halten, den Außenweltlern Friedensangebote zu machen. Sie sind zwar noch nicht in der Mehrzahl, aber jetzt werden sie sich offen gegen Frieden und Versöhnung aussprechen können. Und General Arvam Peixoto ist stets ein entschiedener Gegner der Versöhnung gewesen. Wart’s nur ab. Ich glaube, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er grünes Licht dafür erhält, den J-2 in Produktion zu geben.«
    »Dann wird es also endlich einen Krieg mit den Außenweltlern geben?«
    »Noch nicht ganz, aber wir sind ihm einen Schritt näher gekommen.«
    »Wird aber auch Zeit«, sagte Cash.

› 3
    Es war das bedeutsamste Begräbnis, das in Brasília seit mehr als zwanzig Jahren stattgefunden hatte. Die Alleen rund um die Catedral Metropolitana Nossa Senhora Aparecida waren mit Limousinen und Flitzern verstopft. Fahrer und Sicherheitskräfte musterten einander mit professionellem Interesse. Drohnen schlängelten sich zwischen den Baumwipfeln hindurch. Helikopter zogen unter dem heißen blauen Himmel weite Kreise. Wölfe streiften in dem langgezogenen Park Eixo Monumental umher, und die Hälfte der Stadt war durch die ineinandergreifenden Sicherheitsringe lahmgelegt.
    Im Innern der Kathedrale erfüllten die Harmonien des Agnus Dei die Luft, erhoben sich über die ernsten Streicher und das vibrierende Tönen der Orgel, deren Pfeifen wie ein Vorhang aus gefälteltem Stahl hinter Chor und Orchester aufragten. Vor dem reinweißen
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