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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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1

    Sidney Gardner
    Jägerin der Dämonen
    Patricia Vanhelsing Diaries #2

    Bleich stand der Mond als großes Oval am Nachthimmel. Das fahle Licht schien durch die Kronen der knorrigen, seltsam verwachsenen Bäume, die wie bizarre Skulpturen wirkten. Dunklen, schattenhaften Gestalten gleich standen sie da. Und dort, wo das Mondlicht auf die aufgesprungene Rinde schien, glaubte man, verzerrte, fratzenhafte Gesichter erkennen zu können. Es war kein gewöhnlicher Wald. Die Aura unvorstellbaren Alters haftete ihm an. Ein klagender Laut war aus der Tiefe des Waldes heraus zu hören.
    Vielleicht der Wind...
    Oder ein Tier?
    Am Waldrand standen einige Gestalten. Zitternd. Es war eine für die Jahreszeit ungewöhnlich kalte Nacht.
    "Die Geister der Verfluchten... Hört ihr sie?" sagte eine Männerstimme. Vorsichtig näherte sich die kleine Gruppe den ersten Bäumen.
    "Wir müssen uns beeilen", sagte eine Frau. "Wenn wir es in dieser Nacht nicht vollbringen, wird das Böse wieder Überhand gewinnen..."
    Unter dem Arm trugen einige der Männer dicke Bündel, die in mottenzerfressene Decken eingewickelt waren.
    "Seht nur...", flüsterte eine der Frauen. Ihre Stimme wurde von dem stöhnenden Wind beinahe verschluckt.
    Ängstlich blickten sie sich um. Kaum merklich schienen sich die Strukturen auf den Baumrinden zu verändern.
    Formen begannen sich hier und da aus den Stämmen herauszubilden. Zunächst wirkten sie wie eigenartige Verwachsungen und Beulen, die sich innerhalb von Augenblicken herauszuheben begannen. Man konnte zusehen, wie sie wuchsen. Das seltsame Klagen schwoll zu einem schauerlichen Chor an. Wie ein Chor der verdammten Seelen... Nasen, Augen und Münder schälten sich auf gespenstische Weise aus den verkrüppelt wirkenden Baumstämmen heraus.
    Köpfe materialisierten sich aus dem Holz heraus. Die Gesichter waren verzerrt, in den Augen leuchtete es unheimlich. Sie waren vollkommen weiß.
    Äste wurden zu grotesken Greifarmen.

    Die Männer und Frauen blieben stehen und blickten wie erstarrt diesen geisterhaften Erscheinungen entgegen.
    "Die Geister des Bösen, sie gewinnen die Oberhand..."
    "Aber das ist doch unmöglich!"
    "Nur die Ruhe!"
    Die Bündel wurden auf den Boden gelegt und ausgerollt.
    Das Mondlicht beschien dicke Holzpfähle, die unten zugespitzt waren, so daß man sie in den Boden rammen konnte.
    Oben befanden sich eigenartige Schnitzereien.
    Fratzenhafte Gesichter, die nur entfernte Ähnlichkeit mit den Zügen von Menschen aufwiesen. Mit raubtierhaften Reißzähnen ausgestattete Mäuler waren weit aufgerissen und verliehen diesen fratzenhaften Gesichtern ein grimmiges Aussehen.
    Wie auf ein geheimes Kommando hin bildeten die Anwesenden eine Art Halbkreis. Jeder der Anwesenden hatte einen der Pfähle gepackt und vor sich in den weichen Waldboden gerammt. Einer der Männer führte einen schweren Vorschlaghammer mit sich und trieb jeden der insgesamt dreizehn Pfähle mit genau drei Schlägen in den Boden hinein.
    Drei Schläge...
    Mehr durften es nicht sein.
    Alles mußte genau so vor sich gehen, wie es das alte Ritual verlangte, mit dem schon vor Jahrtausenden dem Ansturm des Bösen getrotzt worden war... Dumpf klangen die Hammerschläge in den Wald hinein. Und es schien beinahe so, als würde dort jemand jedesmal aufstöhnen. Die Stämme der Bäume formten Gesichter, die zu schreien schienen. Züge des Schmerzes zeichneten sie. Und namenloser Haß leuchtete aus den Augen dieser geisterhaften Wesen heraus, die dem Wald ein derart gespenstisches Leben eingehaucht hatten.
    "Es ist vollbracht!" sagte der Mann, der den Vorschlaghammer führte, schließlich keuchend. Die Furcht leuchtete auch aus seinen Augen heraus. Aber er wußte, daß das, was sie hier taten, zu Ende gebracht werden mußte.
    Schon begann sich eines der gespenstischen Baumwesen zu bewegen. Der Anblick allein ließ die Männer und Frauen am Waldrand bereits schlucken. Ein groteskes Zwitterwesen aus Baum und Mensch stand vor ihnen. Der Kopf trug einen großen, zylindrischen Hut. Der große weiße Kragen über der schwarzen Jacke erinnerte an die Mode der Puritaner zu Zeiten eines Oliver Cromwell. Diese Gestalt schien ein Stück aus dem Baum herauszuwachsen. Die Schultern mündeten in dicken, knorrigen Ästen, die sich wie tentakelhafte Arme bewegten. Auf geheimnisvolle Weise schien das Holz mit einem Mal biegsam und lebendig geworden zu sein. Wie krallenbewehrte Finger bewegten sich die letzten kleinen Verästelungen hin und her. Ein
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