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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller
Autoren: Thore Dohse Hansen
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KAPITEL 1
STOCKHOLM
    Torben Arnström sah von seinem Schreibtisch auf und starrte auf die tanzenden Schneeflocken vor seinem Fenster. Er nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück.
    Sein Blick wanderte durch das kleine Büro. Es lag im Innenhof eines sanierten Mietshauses ganz in der Nähe des Riddarfjärden, dort, wo der Mälaren-See in die Ostsee mündet. Noch vor einigen Jahren waren hier die Mieten für die acht bis zehngeschossigen Stadtwohnungen erträglich. Doch gestern hatte Torben die dritte Erhöhung in Folge bekommen. Als hatte er nicht schon genug Ärger am Hals. An den Wänden des engen Büroraums hingen alte Konzertplakate, deren Ränder sich bereits wellten. Das einzige große Möbelstück war ein überdimensionaler Schreibtisch, auf dem mehrere Rechner standen. Dazwischen türmten sich Berge von Büchern, Unterlagen, Zetteln, Zeitschriften, Kompendien und halb leere Lakritztüten. Man hätte das Sammelsurium für einen Müllhaufen halten können.
    Die typische Location eines Nerds eben, dachte Torben selbstironisch. Er mochte den Ausdruck Nerd nicht besonders, musste aber zugeben, dass er auf ihn passte. Sein Leben fand am Computer statt. Seit Wochen hatte er ganze Nächte hinter dem bläulichen Schein der Monitore verbracht, und er pflegte seine eigene Vorstellung von Ordnung. So chaotisch alles aussah, für Torben hatte dieses Chaos System. Alles hatte seinen festen Platz. Und schließlich war dieses Büro definitiv nicht dazu da, irgendjemanden zu beeindrucken.
    Gedankenverloren angelte er sich eine Lakritztüte. Lakritz war die einzige Droge, der Torben verfallen war, neben der exzessiven Koffeinzufuhr, mit der er sich in seinen einsamen Nächten wach hielt. Während er sich ein Stück Lakritz aus der Tüte fischte, fiel ein kleines Plastikspielzeug zu Boden, das daraufgelegen hatte. Er hob es auf. Das Aufziehauto war ein Geschenk seiner kleinen Nichte. Ein Relikt aus dem analogen Zeitalter. Irgendwie hing Torben an dem Ding. Es wirkte auf ihn wie die Erinnerung an eine heile Welt, in der Familien gemeinsam frühstückten und Kinder herumtobten. Kein Vergleich mit seiner eremitischen Existenz.
    Gähnend stand er auf und dehnte sich. Müdigkeit lastete auf seinen Gliedern, die Nacht über hatte er an seinem neuen Programm gearbeitet. Er stakste in das winzige Bad und schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann betrachtete er sich im Spiegel. Dichtes blondes Haar fiel ihm leicht gewellt in die Stirn. Darunter sah er das Gesicht eines Mannes, der zu viel arbeitete und zu wenig schlief. Obwohl Torben erst Mitte zwanzig war, gruben sich schon erste Furchen in seine blasse Haut. Einzig seine lebhaften hellblauen Augen verrieten die Energie eines jungen Mannes.
    Eigentlich wäre ein Urlaub fällig gewesen. Doch sein Job bei der Firma Saicom und seine nächtlichen Recherchen ließen ihm keine Zeit dazu. Später, dachte Torben, irgendwann im Sommer. Dann fahre ich vielleicht nach Gomera und schwimme im Meer mit Delfinen. Aber jetzt gibt es Wichtigeres.
    Er ging zurück ins Arbeitszimmer, klappte seinen silberfarbenen Laptop auf und checkte die neuesten Blogs. Seit Wochen drehte sich alles nur noch um die Eskalation des virtuellen Kriegs. Ein Jahr zuvor hatte das FBI einige Schlüsselfiguren der berüchtigten Anonymous verhaften können, mithilfe eines Verräters aus deren eigenen Reihen. Damals hatte man angenommen, dass ein entscheidender Schlag gegen die Gruppe gelungen sei. Doch im Netz herrschte weiter Unruhe.
    Torben ahnte, dass die Zerschlagung von Anonymus nichts weiter als eine Illusion war, eine gefährliche dazu. Man munkelte über neue Attacken, auch wenn noch nichts offiziell bekannt geworden war. Anonymous waren eine Hydra. Schlug man einen Kopf ab, wuchsen gleich mehrere nach.
    Sein Handy klingelte. Stirnrunzelnd sah er auf seine Armbanduhr. Es war erst Viertel nach sieben. Wer um Himmels willen rief um diese Zeit an? Neugierig zog er das Gerät unter einem Stapel Computermagazine hervor.
    »Arnström.«
    »Hallo Torben, hier ist Nova. Ich soll dir von Wallins ausrichten, dass sich gleich alle zu einer Besprechung im World Trade Center treffen. Auch die Freelancer.«
    »Ist was passiert?«
    »Ich weiß nichts Genaues, nur, dass ein fetter Auftrag ansteht. Und dass Wallins großen Wert auf deine Anwesenheit legt. Um acht geht’s los.«
    »Das ist in einer Dreiviertelstunde!«
    »Du hast es präzise erkannt.«
    Torben steckte das Handy in die Tasche seiner Jeans. Was hatte der Alte
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