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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller
Autoren: Thore Dohse Hansen
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vor? Wallins war der Chef von Saicom. In den letzten fünf Jahren hatte sich die Firma zu einem der Marktführer im Bereich Computersicherheit entwickelt. Kein Wunder. Seit jeder Vorstadthacker in hochsensible Datenbanken vordringen konnte, war der Bedarf rasant gestiegen. Und seit WikiLeaks, Anonymous und andere Hacker immer wieder brisante Regierungsgeheimnisse ins Netz stellten, verteilt über Tausende alternative Server, herrschte nackte Panik in den Chefetagen von Behörden und Konzernen.
    Hastig nahm er einen letzten Schluck Kaffee und zog sich seinen alten, abgewetzten Parka über. Seit Wochen versuchte Wallins, ihn davon zu überzeugen, nach dem Studienabschluss ganz bei Saicom einzusteigen. Allerdings bezweifelte Torben zunehmend, dass seine eigenen Pläne dem Geschäftsmodell von Saicom entsprachen. Im Grunde war er ein Außenseiter. Auch wenn er Geld verdienen musste, letztlich gehörte er nicht in das etablierte System. Oder würde er den Spagat schaffen? Tagsüber ein braver Angestellter, nachts ein Nerd, der an einem bahnbrechenden Programm arbeitete?
    Als Torben die Schreibtischlampe ausschaltete, fiel sein Blick auf seinen altmodischen roten Aktenordner, der neben dem halb leeren Kaffeebecher lag. Darin befanden sich die Ausdrucke seiner Recherchen der letzten Monate. Es waren die Ergebnisse vieler durchwachter Nächte, eine Ansammlung rätselhafter Puzzlestücke. Nur ein paar Tage noch, und er könnte die Teile sicherlich zusammensetzen.
    Draußen blies ihm ein scharfer Wind ins Gesicht. Es war zwar schon fast Ende März, aber der Winter hatte offensichtlich beschlossen, Stockholm noch eine Weile in seinem eisigen Griff zu behalten. Frierend zog Torben die Parkakapuze über seinen Kopf und steuerte die nächste U-Bahn-Station an. Leider hatte die Zeit nicht mehr für sein morgendliches Lieblingsritual gereicht. Seitdem er vor ein paar Jahren sein Kung-Fu-Training bei einem alten chinesischen Meister beendet hatte, hielt er sich mit Schwimmen und Liegestützen bis zur Erschöpfung fit. Egal wie spannend die Arbeit, ein Game oder Programm auch sein mochte, davon wich er selten ab.
    Wallins nahm wirklich keine Rücksicht auf seine Mitarbeiter. Ein Meeting um acht Uhr morgens, das grenzte an Straflager. Missmutig kickte Torben eine leere Bierdose in den Rinnstein.
    Eine gute halbe Stunde später stand er vor dem World Trade Center Stockholms. Es lag direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, ein klotziger mehrstöckiger Bürobau im Stil der späten Neunzigerjahre, gekrönt von einer gewölbten Glaskonstruktion. Eine architektonische Manifestation der Macht.
    Torben lachte leise in sich hinein. Welcher Macht? Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Hackern, Unternehmen und Regierungen glich eher einer Treibjagd in einem System, das um sein Überleben kämpfte. Goliath musste ständig neu gegen David aufrüsten. Die Unternehmen und Regierungen verloren langsam die Nerven, und auch die Stimmung bei Saicom hatte sich in den letzten Wochen zusehends verschlechtert.
    Nachdenklich steckte er seine Mitarbeiter-Chipkarte in den Automaten an der Sicherheitskontrolle. Nachdem ein schriller Pfeifton ertönt war, konnte er die Metallsperre passieren. Torben fuhr in den siebten Stock. Er war spät dran. Lautlos öffnete er die Tür zum Konferenzraum. Die Versammlung fand im größten Raum des Stockwerks statt, groß genug für die etwa hundert Mitarbeiter der Saicom AG. Mehrere Reihen mit Stahlrohrstühlen waren zusätzlich aufgestellt worden. Die schmucklosen, weiß gestrichenen Wände und der schwarze Nadelfilzboden verbreiteten eine kühle, unpersönliche Atmosphäre.
    Das Meeting hatte schon begonnen. Vorn am Pult stand Mikael Wallins und unterstrich mit ausladenden Gesten jeden einzelnen Satz seines Vortrags. Ein Baum von einem Mann, groß, stämmig, mit einem wallenden Vollbart, der sich allmählich grau färbte.
    »Wir müssen diese Challenge nutzen«, sagte Wallins pathetisch. »Es geht nicht nur um das Funktionieren der globalen Strukturen, es geht auch um die Zukunftsfähigkeit von Saicom!«
    Die Mitarbeiter lauschten interessiert. Torben drückte sich auf einen freien Platz in der letzten Reihe und ließ seinen Blick schweifen. Ganz vorn saßen Nova und Kilian, seine Studienkollegen von der Uni. Sie arbeiteten ebenfalls für Saicom. Nova konnte man sowieso nicht übersehen mit ihren grellrot gefärbten Haaren, die so gar nicht zu ihrem adretten, grauen Businesskostüm passten. So wie Kilian konzentrierte sie sich auf die
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