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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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Truppentransporter im Auge, während Newt den Fusionsantrieb der Elefant startete und die Parameter der Brennphase berechnete, die sie aus dem Orbit hinaustragen würde. Sie würden mehr als zwanzig Wochen brauchen, um Uranus zu erreichen, weil sie es nicht riskieren konnten, ein weiteres Swing-by-Manöver um den Saturn zu vollziehen. Sie wussten nicht, ob irgendjemand sie auf dem Uranus erwarten würde, wenn sie ankamen, aber das kümmerte sie nicht weiter. Sie würden mehr als genug Zeit haben, um sich Gedanken darüber zu machen, was sie mit ihrem restlichen Leben anfangen wollten, solange es ihnen nur gelang, den Kräften zu entkommen, die im Saturnsystem die Herrschaft an sich gerissen hatten.

    Also war Macy einmal mehr auf der Flucht. Es schien ein stetig wiederkehrendes Muster in ihrem Leben zu sein. Dieses Mal war sie jedoch nicht allein, und sie wusste, wohin sie unterwegs war. Außerdem hatten Newt und sie jede Menge gestohlene technische Daten in ihrem Besitz, mit deren Hilfe die Außenweltler möglicherweise einen besseren Fusionsantrieb entwickeln konnten. Darüber hinaus verfügten sie über Avernus’ kleines Geschenk. Macy blätterte gerade die Überschriften der riesigen Datenbank durch, als Newt sie fragte, worum es sich dabei handelte.
    »Es ist eine Darstellung des Lebens«, sagte sie und zeigte ihm einen kleinen Ausschnitt aus den gewaltigen Matrizen voller Genomdaten, den Proteomkarten und komplizierten mehrdimensionalen Nahrungsnetzmodellen.
    »Denkst du, dass du irgendetwas davon gebrauchen kannst?«
    »Ich werde mein Bestes versuchen.«
    »Wir sind dann so weit. Willst du den Countdown zählen?«
    »Lass uns einfach losfliegen.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Newt und zündete den Antrieb.
    Macy wurde sanft gegen die Liege gedrückt, während das tiefe Rumoren des Fusionsantriebs in ihren Knochen vibrierte. Die Hülle der Elefant ächzte und stöhnte, als sie sich an die Belastung durch die Beschleunigung anpasste. Die Sonne stieg über ihnen auf und wanderte über sie hinweg, als sie in einer ausladenden Kurve um die Tagseite des Titans herumflogen. Nacht legte sich über die dunstige orangefarbene Wolkendecke, und dann blieb Titan hinter ihnen zurück, während das kleine Schiff in die Dunkelheit des Weltraums hinausjagte.

› 14
    Als er erwachte, war er von trübem roten Licht umgeben, und er hörte die Geräusche von Pumpen und Ventilatoren. Die Luft war heiß und stank nach Ozon und Desinfektionsmitteln. Er war schwerelos, mit einem Katheter ausgestattet und nackt in einen Kokon gewickelt, der in einer kleinen Kabine hing, dicht an einer rechteckigen Schottwand, die schwarz lackiert war und an drei Seiten mit einem steifen grauen Stoffvorhang abgeteilt wurde. Sein Mund war trocken und seine Zunge vor Durst angeschwollen. In seiner Schulter verspürte er einen pochenden, wenn auch nicht unangenehmen Schmerz unter einem halblebendigen Verband, der wie ein Blutegel an seiner Haut klebte.
    Man hatte ihn also gerettet und an Bord eines der brasilianischen Schiffe gebracht. Der Krieg war vorbei. Und seine Mission ebenso …
    Bruchstücke von Erinnerungen kehrten zurück. Ein Durcheinander aus grellen, zusammenhanglosen Bildern. Die Kämpfe in der Umgebung von Paris. Ein Schiff, das über eine kahle Ebene rollte. Maschinen, die mit stiller, rasender Wut gegeneinander kämpften. Die Raupenkettenfahrzeuge, die ihn über Felder voller Vakuumorganismen verfolgten. Er hatte Zi Lei gefunden und die Menschen, die er hatte aufspüren sollen. Und dann eine Lücke. Irgendetwas war geschehen. Er war verletzt worden, und jemand hatte ihn gerettet und hierhergebracht.
    Er versuchte, sich aus dem Kokon zu befreien, als ein Medizintechniker durch den Vorhang hereinschlüpfte. Er bat um Wasser, aber der Mann achtete nicht auf seine Worte,
sondern zog nur die Gurte fester, die ihn an Ort und Stelle hielten, und überprüfte seine Wunde, seinen Puls und seine Körpertemperatur mit der raschen, unpersönlichen Effizienz eines Metzgers, der ein Stück Fleisch inspiziert. Dann berührte er ihn mit dem flachen Ende eines kurzen Stabes hinter dem Kiefergelenk. Er verspürte einen kurzen heftigen Schlag und schlief beinahe augenblicklich ein.
    Als er wieder aufwachte, sah er einen jungen Mann mit bleicher Haut vor sich, der ihn betrachtete. Er hing mitten in der Luft mit dem Rücken zu dem grauen Vorhang und stützte sich mit den Fingerspitzen an der Schottwand ab. Der Mann hatte einen Schopf aus schwarzem glatten
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