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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier
Autoren: Gerhard Branstner
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Alt-gläubigen behaupten doch, daß Gott den Stern nur deshalb von uns genommen habe, um ihn mit um so größerer Wucht auf uns niederzuschmettern. Wenn wir das Biest, ich meine den Stern, wieder auftreiben könnten, würde Gott ganz schön hinten runterfallen und die Altgläubigen dazu.“
    „Das wäre vielleicht zu machen“, sagte As, „ich meine, den Stern wieder herbeizuschaffen. Aber darüber muß der Großmeister entscheiden.“
    Eto aber stand, das Kinn in die Hand gestützt, noch immer hinter dem Katheder und dachte nach. Er hatte schon eine ganze Weile nachgedacht und darüber vergessen, über was er eigentlich nachdachte.
    „Es geht um den Stern“, wandte sich As an den Meister, „oder auch darum, ob ich König werde.“
    „Nein, nein, das ist es nicht“, meinte Eto, „es geht um das ästhetische Verhältnis von Lärm und Stille. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, wie ich daraufgekommen bin.“
    „Das ist der hiesige König“, sagte As unbeirrt, „er braucht dringend den fehlenden Stern.“
    „Der König?“ Eto beäugte den Mann. „Klein und zappelig, das paßte ganz gut zueinander. Aber wie kommt ein König hierher?“
    „Das weiß ich auch nicht“, erklärte As, „trotzdem will er mit Euch reden.“
    „Mit Königen rede ich nicht“, erklärte Eto entschieden, wirbelte sein Stöckchen herum und schritt davon.
    As blieb nichts übrig, als seinen Rucksack zu schultern und hinterherzuzockeln.
    „Und der Stern“, rief der König und hielt As am Rucksack fest, „kriege ich ihn nun, oder was?“
    „Von mir aus kannst du ihn haben“, sagte As, „aber erst muß ich mir die Prinzessin angucken.“
    „Wenn’s nur das ist“, sagte der König, „das kannst du haben.“
    Er sprang in die Sänfte, die Herolde bliesen die Fanfare, und die Sänftenträger trugen ihren König davon. As folgte ihm und blickte sich, auf der Straße angelangt, nach dem Großmeister um, konnte ihn aber nirgends sehen. Auch gut, dachte As, da werde ich eben wirklich König; so was kriegt man nicht alle Tage geboten.
    Der noch amtierende König trieb indessen die Sänftenträger zur Eile an, indem er sie mit dem Zepter bearbeitete. Die armen Kerle mußten schon für gewöhnlich im Trab laufen und fielen jetzt, da das vorgelegte Tempo ihrem Herrn nicht schnell genug war, in einen ungleichmäßigen Galopp. Um den Anschluß nicht zu verlieren, galoppierte As hinterdrein, wobei der Rucksack auf und nieder hüpfte und der Automat, von der Erschütterung in Gang gesetzt, zu rasseln begann. Plötzlich ließ der König die Sänfte anhalten, wies mit dem Zepter auf den Horizont und rief: „Da ist er ja!“
    „Ja, da ist er“, bestätigte As, der von dem Galopp ganz außer Atem war, „aber die Wolke ist nicht mehr da, die hat sich wohl inzwischen verzogen.“
    „Was für eine Wolke?“ fragte der König. „Na, die Meteoritenwolke, hinter der wir den Stern versteckt hatten“, erklärte As, „aber jetzt ist sie weg.“
    „Wie“, rief der König erbost, „den Stern hattet ihr versteckt? Da wart ihr das wohl auch, die den Himmel verunstaltet haben?“ „Nur ein Stückchen“, verteidigte sich As, „und auch das nur aus ästhetischen Gründen.“
    „Unerhört“, schrie der König, „und da kommst du auch noch daher und willst meine Tochter haben!“
    „Dann eben nicht“, sagte As, „aber den Stern kriegst du auch nicht, den nehmen wir mit.“
    Mit diesen Worten wandte sich As um und stapfte davon.
    „Haltet ihn!“ rief der König, sprang aus der Sänfte und lief, von den Sänftenträgern und Herolden gefolgt, As Nap hinterher.
    As blickte über die Schulter und ging, als er sich verfolgt sah, wieder in Galopp über. Der auf und ab hüpfende Rucksack behinderte ihn jedoch dermaßen, daß er von den Verfolgern bald eingeholt war. Der König hieb mit dem Zepter nach ihm, während die anderen ihre Fäuste gebrauchten. As erwehrte sich im Weiterlaufen, so gut es ging, der Hiebe, schlug mit den Beinen nach hinten aus und traf hin und wieder auch den Gegner an einer empfindlichen Stelle, konnte jedoch nicht hoffen, auf diese Weise davonzukommen. Also blieb er kurz entschlossen stehen, wandte sich um, nahm dem König das Zepter aus der Hand und zog es ihm über den Schädel. Da legte sich das zappelige Männlein ganz still auf den Rücken und sagte kein Wort mehr.
    „Nichts für ungut“, sagte As, legte das Zepter dem König auf den Bauch und befahl den Sänftenträgern, ihren zwar nicht entseelten,
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