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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier
Autoren: Gerhard Branstner
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wie eine kläffende Meute über ihn her. Ihnen genügte es, daß er diesen Himmel von Vorteil fand.
    „Was für ein Vorteil soll das sein!“ schrien sie. „Alle Himmelskarten sind mit einem Schlag wertlos! Auch die Entdeckung der Sterne ist für die Katz, denn sie stehen jetzt ganz woanders! Wir müssen alle neu entdecken! Und unsere Theorien, schließlich haben wir Theorien aufgestellt, über die Entstehung des Himmels und so weiter. Wie stehen wir jetzt da? All unsere Deutungen, die sind jetzt keinen Deut mehr wert!“
    Auf diese Weise hätten die aufgebrachten Gelehrten wohl noch lange auf Eto Schik eingeschrien, hätte sie nicht eben jetzt ein Fanfarensignal zum Schweigen gebracht. Das Signal war kaum verklungen, da wurde die Tür aufgestoßen, und zwei Herolde traten herein. Sie nahmen zu beiden Seiten der Tür Aufstellung und stießen ein zweites Mal in die Fanfare. Jetzt wurde eine prunkvolle Sänfte hereingetragen und nach wenigen Schritten niedergesetzt. Die Herren Gelehrten hatten sich erhoben und verneigten sich vor dem in der Sänfte herumzappelnden Männlein, das offenbar der König dieses Landes war.
    „Was steht ihr herum wie die Schafe!“ rief der kleine König mit hoher Fistelstimme. „Ich warte noch immer auf eine plausible Erklärung! Wenn die Umbildung des Himmels nicht als natürlicher Vorgang erklärt wird, sind die Altgläubigen im Vorteil. Sie werden die Gelegenheit nutzen, die weltliche Macht an sich zu reißen. Wo ist die Erklärung, ich brauche auf der Stelle die Erklärung!“

    Da die Gelehrten nur verlegen murmelten, aber nichts sagten, sprang das zappelige Männlein wütend aus der Sänfte und schlug mit dem Zepter auf die nächststehenden Gelehrten ein. Das half aber auch nichts, und der König wandte sich von ihnen ab und lief zum Präsidium, wohl um dem Vorsitzenden das Zepter kosten zu lassen. Da fiel sein Blick auf den Großmeister und dessen Assistenten.
    „Wer seid denn ihr?“ rief der König.
    Eto machte den Mund auf, um zu antworten. Doch As zupfte ihn am Ärmel und sagte schnell anstelle des Meisters: „Wir kommen von der anderen Seite.“
    „Von der anderen Seite?“ fiepte der König. „Wohnen da auch Menschen?“
    „Wie du siehst.“
    „Ich sehe es. Und wie sieht dort der Himmel aus?“
    „Ganz normal“, sagte As.
    „Und was habt ihr hier zu suchen?“ fragte der König.
    „Das frage ich mich auch“, sagte As.
    Da der König solche Antworten nicht gewohnt war, hob er das Zepter, um es As über den Schädel zu schlagen. Noch weniger gewohnt war er es aber, daß einer mit dieser Handhabung des Zepters nicht einverstanden war. Denn als As, statt sich schlagen zu lassen, ihm eine Ohrfeige verabfolgte, stand das zappelige Männlein auf einmal wie versteinert, den Arm noch immer wie zum Schlage erhoben.
    „So kannst du nicht stehenbleiben“, sagte As gutmütig, „das sieht albern aus.“

    Dem König schien jedoch der Verstand stehengeblieben zu sein, und so blieb auch alles andere stehen, wie es stand. Endlich ermüdete ihm aber der Arm und sank herab. Mit dieser Bewegung fand der König die Sprache wieder.
    „Du bist ganz schön frech“, sagte er, „einer wie du könnte vielleicht mit den Altgläubigen fertig werden.“
    „Was hätte ich davon“, sagte As, „ich habe so schon Scherereien genug.“
    „Du könntest König werden“, erklärte das Männlein, „natürlich nicht sofort, erst muß ich sterben. Aber die Prinzessin kannst du gleich haben.“
    „König?“ As kraulte sich hinterm Ohr. „Über den ganzen Planeten?“
    „Na wenigstens über diese Seite“, sagte der König. „Ich setze dich offiziell zu meinem Erben ein, wenn du mir hilfst, die Alt-gläubigen kleinzukriegen.“
    „Na schön“, meinte As, „ich kann ja mal meinen Automaten befragen. Wegen der Altgläubigen, meine ich.“
    As schnürte den Rucksack auf und gab dem Automaten das Problem ein. Der Automat ruckte und zuckte fürchterlich und spuckte endlich die Feststellung aus, daß Glaubensdinge seine Kapazität überschreiten.
    „Was kann uns schon so ein Kasten helfen“, rief der König, der von Automaten natürlich keine Ahnung hatte, „wir brauchen ganz was anderes! Wenn ich bloß wüßte, wo dieser verflixte Stern geblieben ist!“
    „Der auf der hohen Kante?“ fragte As.
    „Auf der was?“
    „Ich meine“, sagte As, „ob du den Stern meinst, der nicht mehr da ist?“
    „Welchen sonst!“ Der König wurde wieder ganz zappelig. „Diese gottverdammten
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