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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier
Autoren: Gerhard Branstner
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ist weiter kein Schade“, meinte Eto. „Die Ketzer können ja heraus, nur hinein kann keiner.“
    „Die Altgläubigen werden sich ganz schön auf den Hintern setzen, wenn sie es versuchen“, sagte As und hielt nach ihnen Ausschau. Und da er das linke Auge benutzte, hatte er sie auch bald ausgemacht. Die gottesfürchtigen Leute hatten sich noch immer nicht in die Stadt zurückgewagt und mußten nun, unter freiem Himmel stehend, mit ansehen, wie der von ihnen als Wurfgeschoß Gottes verunglimpfte Stern über ihre Köpfe hinweg davongeführt wurde.
    As hatte das Wachsklümpchen aus dem rechten Ohr genommen.
    „Die fluchen ganz schön“, sagte er grinsend. „Wenn sie so weiterfluchen, werden sie bald ausgefranste Mäuler haben.“
    „Das wäre unästhetisch“, meinte Eto. „Aber gerecht“, entgegnete As.
    Eto schüttelte mißbilligend den Kopf. „Das wäre ein Widerspruch in sich. Die Ästhetik duldet dergleichen Widersprüche nicht.“

    „Schon gut“, sagte As und stopfte sich das Ohr zu.
    Die Rakete nahm jetzt volle Fahrt auf und führte ihre beiden Insassen in eine andere Himmelsgegend. As machte es sich auf der Pritsche bequem, während Eto im Gang auf und ab stakte und über das nächste Sternbild nachdachte, dem er die Form einer Rosette geben wollte. Um den übrigen Stern in ihr unterbringen zu können, mußte sie eine variable Stelle haben, und das konnte nur ihr Zentrum sein. Als Eto an diesem Punkte seiner Überlegungen angelangt war, gab es einen gewaltigen Ruck. As sprang auf und blickte aus dem Fenster.
    „Da hat doch einer hinter uns“, rief er, „unseren Kurs gekreuzt und ist gegen den Gravitationsfaden gerannt!“
    „Bitte was?“ fragte Eto, der sich in Gedanken noch immer im Zentrum der Rosette befand.
    „Eine Havarie“, erklärte As und stoppte die Rakete. „Ein Raumschiff wollte hinter uns vorbei und hängt jetzt am Gravitationsfaden wie ein Vogel an der Leimrute. Wir müssen ein rotes Fähnchen an den Faden binden, sonst sammeln wir noch sonstwas ein.“

    Da sandte das Raumschiff auch schon einen Hilferuf herüber. As zog den Gravitationsfaden ein und steuerte die Rakete längsseits des havarierten Schiffes.
    Eto und As begaben sich, um sich für den Vorfall zu entschuldigen, von einem Schiff zum anderen und wunderten sich nicht schlecht, als sie, statt Vorwürfe zu hören, mit ausgelassener Freude empfangen wurden. Das aus etwa dreißig bis vierzig Leuten bestehende lustige Völkchen befand sich, wie sich bald herausstellte, auf einer Vergnügungsreise und schien sich aus allem, was ihm begegnete, also auch aus der Havarie, ein Vergnügen zu machen. Als Eto den Vorfall entschuldigen wollte, wehrten die Leutchen lachend ab und bedankten sich vielmehr mit herzlichen Worten für das unverhoffte Ereignis.
    „Wir sind schon eine ganze Weile unterwegs“, erklärte der Reiseleiter, ein nicht sehr großer, in Aussehen und Benehmen jedoch ungewöhnlich angenehm wirkender Mann. „Bis jetzt ist aber rein gar nichts passiert. Da sind wir geradezu dankbar, daß wir gegen irgendwas gerannt sind, und wir wären Ihnen noch dankbarer, wenn Sie uns sagen, gegen was wir gerannt sind.“

    „Gegen einen Gravitationsfaden“, sagte As, da Eto das Kinn in die Hand gestützt hatte.
    „Sie beherrschen also die Gravitation!“ riefen die Leute und klatschten begeistert in die Hände.
    „Nach Belieben“, erklärte As.
    „Und der Stern“, fragte der Reiseleiter, „hing der etwa an dem Faden?“
    As berichtete, wie Eto und er zu dem Stern gekommen waren und welche Scherereien sie bisher mit ihm hatten. Die fröhliche Gesellschaft wollte sich über Naps Bericht vor Lachen ausschütten, und als der allen Ernstes fragte, ob sie den Stern des Anstoßes haben möchten, gerieten sie vor Heiterkeit ganz und gar aus dem Häuschen, so daß As glaubte, es nicht mehr aushalten zu können.
    „Das ist wirklich ungeheuer nett von Ihnen!“ riefen sie, klopften As auf die Schulter, schüttelten ihm die Hände, strichen ihm übers Haar und taten ihm auf alle Art ihre Dankbarkeit kund.
    „Also nehmt ihr den Stern“, konstatierte As.
    „Den Stern?“ fragten die Leute verständnislos.

    „Was sonst“, sagte As, „ihr habt euch doch schon dafür bedankt.“
    „Doch nicht für den Stern“, erklärte der Reiseführer, „für den Spaß.“
    Nun war As es, der verständnislos dreinblickte. Ihm war auch jetzt noch nicht aufgegangen, daß den Leuten nicht so sehr die Dinge als vielmehr das Vergnügen, das man
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