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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier
Autoren: Gerhard Branstner
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an ihnen haben konnte, wichtig war. Also freuten sie sich auch nicht darüber, daß sie einen Stern haben konnten, sondern darüber, daß As ihnen einen anbot. Endlich begriff As diesen feinen, aber grundlegenden Unterschied, was ihn vollends verwirrte; wußte er doch nun nicht, ob den Leuten der Spaß an der Havarie wichtiger war als diese selbst, und er getraute sich nicht, seine Hilfe für deren Behebung anzubieten.
    „Jetzt habe ich ihn“, sagte da Eto, der darüber nachgedacht hatte, welchen Schaden das Raumschiff bei dem Zusammenstoß mit dem Gravitationsfaden genommen haben konnte. „Wir brauchen, um den Defekt zu beheben, einen bewohnten Planeten.“
    Die Leute waren, sobald Eto ihnen die Sache auseinandergesetzt hatte, ohne weiteres damit einverstanden, einen bewohnten Planeten anzufliegen, allerdings machten sie zur Bedingung, daß dieser Planet auf geradem Kurs liegen müsse.
    „Wir haben kein bestimmtes Ziel“, so erklärten sie, „wir fliegen einfach immer geradeaus; da können wir uns nicht verfliegen und brauchen, wenn wir zu unserem Heimatplaneten zurück wollen, nur genauen Gegenkurs zu nehmen.“
    Eto erkannte darin ein ästhetisches Prinzip, denn eine gerade Linie ist bekanntlich ohne Schönheitsfehler, und billigte die Bedingung der lustigen Leute. Die beiden Geomanen stiegen wieder in ihre Rakete hinüber.
    „Und was machen wir solange mit dem Stern?“ fragte As.
    „Den holen wir später ab“, erklärte Eto, „bis dahin kann er hier stehenbleiben.“
    As war es zufrieden, setzte die Rakete vor das Raumschiff und gab dem Steuerautomaten den vom Flugschreiber des havarierten Schiffes abgelesenen Kurs ein. Eto hingegen betätigte sein Kavaliersstöckchen und verband Rakete und havariertes Schiff mit einem Gravitationsfaden. Die Rakete zog an und schleppte die lustige Gesellschaft hinter sich her. Das ging auch eine ganze Weile gut. 

    Dann aber mußte As feststellen, daß der Gravitationsfaden immer länger und dünner wurde und die Rakete immer langsamer vorankam. As fingerte das Klümpchen aus dem rechten Ohr und vernahm ein hohes Sirren, woraus er schloß, daß der Faden äußerst gespannt war. Da As aber im gleichen Augenblick mit dem linken Auge auf geradem Kurs einen Planeten erblickte, auf dem sich etwas bewegte, gab er nichts weiter auf das Sirren, sondern schaltete die Triebwerke auf volle Kraft, um das vor Augen liegende Ziel so bald als möglich zu erreichen. Je näher sie ihm jedoch kamen, desto mühsamer kamen sie voran. As arbeitete im Schweiße seines Angesichts, um alle Kraftreserven zu mobilisieren und den Planeten doch noch zu erreichen.
    „Es ist gerade so“, sagte er zu Eto, „als ob die lustigen Leutchen Angst vor dem Planeten hätten und sich mit aller Kraft dagegen stemmten, zu ihm gebracht zu werden.“
    „Haben sie ihre Gegentriebwerke eingeschaltet?“ fragte Eto.
    As blickte mit dem linken Auge nach hinten.
    „Nein“, sagte er, „und es hätte mich auch gewundert, wenn die noch funktionieren.“

    „Seltsam“, sagte Eto nur und stützte das Kinn in die Hand.
    As wandte sich indessen der Aufgabe zu, nach den letzten Kraftreserven die allerletzten zu mobiliseren, und obwohl es trotzdem immer langsamer voranging, so erreichten sie doch endlich den Planeten. As atmete erleichtert auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte sich nach dem Raumschiff um. Der Gravitationsfaden war noch länger und dünner geworden, und das Sirren ging in ein unerträgliches Fiepen über. As wollte, um sein Ohr zu schonen, gerade das Klümpchen hineinstecken, als er einen schrecklichen Knall hörte. Zugleich sah er, wie das Raumschiff in der Richtung, aus der sie gekommen waren, davonschoß.
    „Verdammt auch!“ rief As.
    „Du sollst nicht fluchen“, sagte Eto.
    „Aber das Raumschiff! Es hat sich losgerissen und ist, wie von der Sehne geschnellt, davongesaust!“
    Jetzt blickte auch Eto nach dem Schiff, blickte dann auf den Planeten, der wenige Meter vor ihrer Nase stand, und sagte: „Hier stimmt etwas nicht.“
    Davon war auch As überzeugt. Er kraulte sich hinterm Ohr und starrte auf den mit so viel Mühe und nun doch vergeblich erreichten Stern.
    „Wenn das havarierte Schiff uns zurückgehalten hätte“, erklärte Eto, „müßten wir jetzt, wo es sich losgerissen hat, gegen den Planeten stoßen, noch dazu die Triebwerke weiterhin mit äußerster Kraft arbeiten.“ „Richtig, die habe ich ja ganz vergessen!“ rief As erschrocken und wollte die
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