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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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Leidenschaften umgibt ( neuntes Buch , c. 1 und 2); in dem Bestreben, diese zu befriedigen, knechtet er durch List und Gewalt seine Eltern, stürzt sich dann auf fremdes Gut, und wird fortan von den nächtlichen Begierden auch bei Tage beherrscht, worauf er entweder aus seinem Staate verstoßen anderen Gewaltherrschern dient, oder sich gegen sein Vaterland wendet, nur befähigt, entweder Sklave der Gewaltherrscher zu sein, und am weitesten von der Gerechtigkeit entfernt lebend (c. 3).
    Nunmehr also kann vermittelst des Gegensatzes zwischen dem Gerechtesten und dem Ungerechtesten die Frage über den Glücksstand beider beantwortet werden. Jene fünfte Staatsform ist die unglücklichste, sowie die erste die glücklichste, und ebenso entsprechend die Einzeln-Menschen (c. 4); denn die Form der Gewaltherrschaft ist an sich unfrei, voll Furcht und Klage, was im höchsten Grade dann eintritt, wenn ein jener Beschaffenheit Fähiger wirklich Gewaltherrscher wird; nemlich wie ein in eine feindselige Umgebung versetzter Herr vieler Sklaven wird er stets argwöhnischer und furchtsamer und hiedurch unglücklicher; den Gegensatz hievon aber bildet die erste, d. h. die gute, Form des Staates (c. 5 u. 6). Indem aber auch in Folge der Dreitheilung der Seele sich drei Lebensweisen ergeben, die des Geldliebenden, des Ehrliebenden, des Weisheitsliebenden, und hiebei jeder seine Wahl für die beste erklärt (c. 7), wird bei der Frage um das Angenehme an und für sich doch der Weisheitsliebende, da er der Umfassende ist, die Entscheidung geben, und hiernach die Reihenfolge der drei Lebensweisen entsprechend bestimmt werden (c. 8). Ferner da bei leiblichem Vergnügen und Schmerze der Zustand der Ruhe bald als das eine bald als das andere gilt und hiemit Alles unbestimmt ist (c. 9), und es sich wie beim Auf- und Absteigen an einer Linie verhält, wo Oben und Unten nur relativ sind, so ist hingegen geistiges Vergnügen das an sich seiende, welches im Gegensatze gegen die Trugbilder die wahre Höhe erreicht (c. 10); daher haben jene anderen Vergnügungen nur Werth in der Unterordnung unter dieses, und sie sind um so schlechter, je weiter sie hievon entfernt sind, wornach der Gewaltherrscher vom idealen Herrscher in einem Abstande entfernt ist, welcher selbst durch Zahlen sich ausdrücken läßt (c. 11). Denkt man sich ein Gebilde aus einem vielköpfigen Ungeheuer und aus einem Löwen und aus einem Menschen zusammengesetzt, so nährt der Ungerechte den ersten Theil, der Gerechte den dritten unter Beihülfe des zweiten gegen den ersten; und stets liegt das wahre Glück in der Herrschaft des Besseren, das Unglück aber in jener des Schlechteren, mag der Ungerechte unentdeckt bleiben oder nicht, da ja im Gegentheile durch eintretende Strafe der bessere Theil befreit wird. Alles demnach ist um des harmonischen Bestandes willen zu betreiben und aller Besitz und Ehre darnach zu regeln, und so stellt Jeder seinen inneren Staat her (c. 12 und 13), indem er durch das Wissen sich vor den Trugbildern der Poesie bewahrt, welche eben wegen dieses Trügerischen aus dem Staate zu verbannen ist. Nemlich da es von Allem Ideen gibt, und die Dinge Abbilder derselben sind, so verfertigt jede nachahmende Kunst nur wieder Abbilder jener Abbilder und steht also in dritter Linie von dem wahren Sein entfernt, durch den Schein die Unwissenden bezaubernd ( zehntes Buch , c. 1 u. 2); hätten die Dichter wirklich ein Wissen, so würden sie doch lieber den höheren Ruhm einärndten, als bloß Nachahmer zu sein; auch ist durch Homer weder ein Staat noch eine Lebensweise, wie etwa von Pythagoras, gestiftet (c. 3), und, hätte er Ersprießliches geleistet, so hätte man ihn nicht so herumwandern lassen. So haben die Dichter kein Wissen, sondern nur eine bestechende Einkleidung; denn von Allem ja, was verfertigt wird, hat nur der Gebrauchende das Wissen, und von ihm hängt der Verfertiger ab; der bloße Nachahmer hingegen haftet am Scheine (c. 4). So dient die Poesie dem schlechteren Theile des Menschen, denn gerade von dem bloßen Scheine soll uns das Denken befreien, und in allen Verhältnissen hält uns nur das Wissen aufrecht, während wir innerlich in ein Besseres und ein Schlechteres gespalten sind; denn die Vernunft ist das Einfache in uns, wohingegen die Poesie auf die weichliche Seite wirkt, um der Menge zu gefallen (c. 5 u. 6); ja sie verführt selbst die Besseren dazu, dasjenige an Anderen zu loben, was sie an sich selbst tadeln, und in solcher Weise wirkt sie
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