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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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man da sagt, enthält die Behauptung, daß, wenn ich gerecht bin, es mich Nichts nützt, falls ich es nicht auch zu sein scheine, hingegen enthält es augenfällige Mühe und Einbuße; wann ich aber als ein Ungerechter mir den Schein der Gerechtigkeit verschafft habe, dann wird mein Leben als ein göttliches bezeichnet. Also nachdem der Schein, wie die Weisen mir kundgeben, auch die Wahrheit bezwingt und Herr des Glückes ist, so muß ich mich denn nun vollständig zu ihm hinwenden. Als Vorhalle und als äußere Form muß ich rings um mich einen Schattenriß der Vortrefflichkeit beschreiben, aber jenen Fuchs des weisesten Archilochos 30 , den gewinnbringenden und verschmitzten, muß ich stets hinter mir nachschleifen. Aber es ist ja, wird man einwenden, nicht leicht, stets beim Unrechtthun unentdeckt zu bleiben. Es ist ja aber, werden wir sagen, auch nichts anderes Großes leicht zu bewerkstelligen; hingegen dennoch müssen wir, woferne wir glücklich sein wollen, denjenigen Weg gehen, auf welchen uns die Spur jener Reden führt; nemlich um unentdeckt zu bleiben, werden wir Verschwörungen und Genossenschaften zusammenbringen, und dann gibt es ja auch Lehrer der Überredungskunst, welche uns eine für die Volksversammlung und für den Gerichtshof passende Weisheit verleihen, und in Folge hievon werden wir in einigen Fällen durch Überredung siegen, in anderen aber es mit Gewalt durchsetzen, so daß wir im Vortheile sind und nicht bestraft werden. Nun aber ja den Göttern gegenüber ist es weder möglich, unentdeckt zu bleiben, noch Gewalt anzuwenden. Wohl also werden, falls es keine Götter gibt, oder sie sich um die menschlichen Dinge nicht bekümmern, auch wir uns um das Unentdecktbleiben nicht bekümmern; falls es aber Götter gibt und sie jene Fürsorge hegen, so haben wir ja doch nirgend anderswoher eine Kenntniß von ihnen oder über so Etwas gehört, als eben aus jenen Reden und von den Dichtern, welche die Stammtafeln der Götter erzählen; aber eben diese sagen ja zugleich auch, daß jene derartig sind, daß sie durch heilige Feste und beschwichtigende Gelübde und durch Weihgeschenke überredet und umgelenkt werden können; wir müssen aber jenen entweder beides oder keines von beiden glauben; falls wir ihnen also glauben; so müssen wir Unrecht thun und dann aus dem Ertrage der ungerechten Thaten Opfer veranstalten; denn wenn wir gerecht wären, so würden wir bloß seitens der Götter straflos sein, aber den aus der Ungerechtigkeit fließenden Gewinn verabsäumen; hingegen wenn wir ungerecht sind, werden wir sowohl den Gewinn haben, als auch, indem wir in Folge des Frevels und Fehltrittes flehentlich beten, die Götter überreden und so straflos davonkommen. Nun aber ja im Hades werden wir bestraft werden für das hier gethane Unrecht, entweder wir selbst oder unsere Kindeskinder. Aber, o lieber Freund, wird jener fortschließend sagen, die Weihe-Sühnungen vermögen ja hinwiederum gar viel und auch die erlösenden Götter, wie uns dieß die größten Staaten und auch jene Söhne der Götter berichten, welche Dichter und Verkündiger der Götter wurden, und welche ja kundgeben, daß dieß sich so verhalte.

Informationen zum Autor
    Platon
    Geboren 427 v. Chr. in Athen; gestorben 347 v. Chr. in Athen.
    Platon stammte aus einer vornehmen Familie. Er soll schon in seiner Jugend Tragödien geschrieben haben. 407 v. Chr. traf er mit Sokrates zusammen, dessen Schüler er bis zu Sokrates Tod blieb. Platon machte Reisen nach Megara, (vielleicht) Kyrene und Ägypten. Er war auch in Unteritalien und Sizilien und traf dort Dionysios I. Um 367 v. Chr. unternahm er eine zweite Reise nach Sizilien zu Dionysos II.
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    Werke u.a.
Apologie und Kriton (Dialoge, vom Gehorsam gegenüber den Gesetzen)
Laches (Über die Tapferkeit)
Protagoras (Über die Lehrbarkeit der Tugend
Gorgias (Rhetorik als Propagandamittel zur Menschenbeherrschung)
Euthyphron (Über die Frömmigkeit)
Symposion (Über die Liebe)
Phaidon (Über die Unsterblichkeit der Seele)
Politeia (Über Gerechtigkeit)
Timaios (naturphilosophisches Bild der Weltschöpfung)
Theaitetos (Was ist Wissen?)
Parmenides (kritische Untersuchung der Ideenschau)
Sophistes (Definition des Sophisten)
Politikos (Definition des Staatsmannes)
Philebos (Verhältnis von Einheit und Vielheit)
Nomoi (Gesetze)

Impressum
    Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
    Ebook erstellt durch epublius GmbH , Berlin
    ISBN: 978-3-95608-182-8
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