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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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hinwiederum und die Ungerechten vergraben sie in irgend einen Schlamm des Hades und lassen sie gezwungen sein, in einem Siebe Wasser zu tragen. Und ferner indem sie dieselben auch bei Lebzeiten in schlimmen Ruf bringen, führen sie diejenigen Bestrafungen, welche Glaukon betreffs der Gerechten, welche als Ungerechte angesehen werden, aufzählte, nun betreffs der Ungerechten an; Anderes aber wissen sie nicht vorzubringen. Das Lob also und der Tadel gegen jene beiden ist dieß.
    7. Hiezu aber erwäge auch, o Sokrates, wieder eine andere von Reden, welche betreffs der Gerechtigkeit und der Ungerechtigkeit sowohl von gewöhnlichen Leuten, als auch von Dichtern angewendet wird. Nemlich Alle singen stets wie aus Einem Munde das Lied, wie schön die Besonnenheit und die Gerechtigkeit sei, aber wie schwierig und mühevoll, daß hingegen Zügellosigkeit und Ungerechtigkeit süß und leicht zu erwerben, nur aber vermöge der öffentlichen Meinung und der je geltenden Gesetze schimpflich sei; gewinnbringender aber, sagen sie, sei meistentheils das Ungerechte als das Gerechte, und sie sind gleich bereit, schlechte Reiche und anderweitige Machthaber glücklich zu preisen und zu ehren, sowohl im öffentlichen, als auch im Privatleben, die übrigen hingegen, welche irgend schwach und arm sind, als Ehrlose zu behandeln und gering zu schätzen, während sie zugestehen, daß diese letzteren besser seien, als jene Anderen. Und von all diesem sind ihre Reden betreffs der Götter und der Vortrefflichkeit erst noch das Merkwürdigste, nemlich daß auch die Götter vielen Guten Unglück und ein schlimmes Leben, den Gegentheiligen aber das gegentheilige Loos verliehen hätten. Bettelpriester aber und Wahrsager kommen zu den Thüren der Reichen und suchen diese zu überzeugen, daß ihnen eine von den Göttern ausgehende Kraft zu Gebote stehe, durch Opfer und Gesänge sowohl ein Unrecht, falls etwa ein solches durch jenen Reichen selbst oder durch seine Vorfahren geschehen ist, mit Anwendung von Vergnügungen und Festzügen zu heilen, als auch, wenn jener irgend einem Feinde ein Leid zufügen will, dann vermittelst eines geringen Kostenaufwandes in gleicher Weise einem Gerechten, wie einem Ungerechten Schaden zuzufügen, da sie ja, wie sie behaupten, durch irgend Beschwörungen und Bannflüche auf die Götter einwirken können, so daß diese selbst ihnen dienstbar sind. Für all diese Reden aber bringen sie Dichter als Zeugen bei, die Einen, indem sie betreffs der Schlechtigkeit die leichten Mittel und Wege angeben,
    »denn Schlechtigkeit kann man auch haufenweise leicht erfassen,
glatt ja ist der Weg zu ihr, und sehr nahe wohnt sie;
hingegen vor die Vortrefflichkeit hin pflanzten die Göttern den Schweiß«
    und irgend einen langen und steilen Pfad 27 . Andere aber rufen für den Einfluß der Menschen auf die Götter den Homeros als Zeugen an, da ja auch jener sagte:
    »lenkbar aber sind auch die Götter selbst,
und diese können durch heilige Feste und beschwichtigende Gelübde
und durch Trank- und Brand-Opfer die Menschen umlenken
in flehendem Gebete, wann Einer gefrevelt und gefehlt hat« 28 .
    Und einen ganzen Schwarm von Schriften des Musäus und des Orpheus, den Abkömmlingen der Mondgöttin und der Musen, wie sie behaupten, zeigen sie vor, und nach dem Wortlaute dieser sind sie geschäftig mit Opfern, indem sie nicht bloß einzelne Leute, sondern auch ganze Staaten davon überzeugen, daß es eine Erlösung und eine Reinigung von unrechten Thaten vermittelst der Opfer und vergnüglicher Spiele, sowohl für die noch Lebenden, als auch für die Gestorbenen gebe, Dinge, welche sie Weihe-Sühnungen nennen, und welche von den Übeln jenseits uns erlösen sollen; falls man aber nicht opfere, stehe Arges bevor.
    8. All dieses Derartige und so Vieles, o Sokrates, was betreffs der Vortrefflichkeit und Schlechtigkeit gesagt wird, in welcher Weise nemlich Menschen und Götter sie schätzen, welche Wirkung, glauben wir, daß es beim Anhören auf die Seelen jener jungen Leute mache, welche begabt und tüchtig genug sind, bei Allem, was gesagt wird, gleichsam im Fluge daraus sich einen Schluß zu entnehmen, in welcher Beschaffenheit und bei welcher Richtung des Weges man wohl am besten das Leben durchwandern möge? Aus guten Gründen nemlich möchte Einer wohl jenes Wort des Pindaros 29 zu sich selbst sprechen:
    »soll ich in Gerechtigkeit oder in krummem Betruge die hohe Mauer
erklimmen, und so mich selbst beschirmend das Leben führen?«
    Denn was
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