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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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welche man um des Lohnes und um des in der allgemeinen Meinung beruhenden Ruhmes willen anstreben, um ihrer selbst willen aber als etwas Lästiges meiden soll. –
    2. Ich weiß, sagte ich, daß sie den Leuten dahin zu gehören scheint, und längst ja auch schon wird sie von Thrasymachos als ein Derartiges getadelt, die Ungerechtigkeit hingegen gelobt; aber ich bin eben, wie es scheint, etwas schwerfällig im Verstehen. – So komm denn nun, sagte er, und höre auch mich, ob du etwa die nemliche Meinung habest. Thrasymachos nemlich scheint mir etwas voreiliger, als es hätte sein sollen, gleichsam wie eine Schlange von dir durch Zauber gebannt worden zu sein, hingegen für mich ist der Nachweis betreffs jener beiden Begriffe noch nicht so recht nach meinem Sinne geliefert worden; denn ich wünsche zu hören, was jedes von jenen beiden sei und welche Geltung, wenn es in der Seele sich findet, es an und für sich habe, dabei aber eben den Lohn und das aus ihnen Erwachsende bei Seite zu lassen. Ich werde es also folgendermaßen machen, woferne es auch dir so dünkt; ich werde die Begründung des Thrasymachos erneuern und erstens angeben, wie beschaffen nach der Behauptung der Leute die Gerechtigkeit sei und woher sie entstanden sei, zweitens daß Alle, welche das Gerechte betreiben, es unfreiwillig als eine Nothwendigkeit und nicht als ein Gut betreiben, und drittens daß sie dieß aus guten Gründen thun, denn viel besser also ja ist das Leben des Ungerechten, als jenes des Gerechten, wie Jene sagen; nemlich mir wenigstens, o Sokrates, scheint es keineswegs so zu sein; jedoch fühle ich mich rathlos, wenn mir die Ohren voll sind von jenem, was ich von Thrasymachos und tausend Anderen höre; die Begründung aber zu Gunsten der Gerechtigkeit, daß nemlich dieselbe besser sei, als die Ungerechtigkeit, habe ich noch von Keinem so gehört, wie ich sie wünsche, ich wünsche aber dieselbe an und für sich gepriesen zu hören; am ehesten aber glaube ich solches von dir vernehmen zu können. Darum also werde ich meiner Rede den Lauf lassen und das ungerechte Leben loben, hernach aber, wenn ich gesprochen habe, dir zeigen, in welcher Weise hinwiederum ich von dir die Ungerechtigkeit getadelt und die Gerechtigkeit gelobt hören möchte. Sieh aber zu, ob bei dem, was ich eben sagte, auch dein Wille sei. – Im höchsten Grade von Allem, sagte ich; denn über welchen Gegenstand möchte ein verständiger Mensch in höherem Maße gerne sprechen und Gesprochenes hören? – Vortrefflich, sagte er, sprichst du da. – Und so höre denn nun betreffs dessen, was ich zuerst angeben zu wollen sagte, nemlich was wohl nach der Meinung der Leute und woher entstanden die Gerechtigkeit sei. Sie behaupten nemlich, von Natur aus sei das Unrechtthun ein Gut, das Unrechterleiden aber ein Übel, dabei aber überwiege an der Menge des Übels das Unrechtleiden noch weit über die Menge des Guten beim Unrechtthun, und nachdem nun die Menschen wechselseitig Unrecht thun und Unrecht erleiden und beides zu kosten bekommen, so scheine es folglich denjenigen, welche nicht fähig sind, dem einen hievon zu entgehen und das andere zu wählen, gewinnbringend, gegenseitig einen Vertrag zu machen, daß man weder Unrecht thun, noch Unrecht erleiden solle. Und von da an denn nun habe man begonnen, Gesetze und wechselseitige Verträge aufzustellen, und man habe das von dem Gesetze Gebotene sowohl ein Gesetzmäßiges, als auch ein Gerechtes genannt. Und dieß demnach sei die Entstehung und das Wesen der Gerechtigkeit, daß sie ein Mittleres sei zwischen jenem besten Falle, in welchem der Unrechtthuende straflos wäre, und jenem schlimmsten, in welchem der Unrechterleidende sich nicht rächen könnte; das Gerechte aber werde als ein Mittelding zwischen diesen beiden gerne gewünscht, nicht etwa weil es ein Gut sei, sondern weil man es wegen der Unfähigkeit des Unrechtthuns schätze, denn derjenige, welcher die Fähigkeit habe, Unrecht auszuüben und in Wahrheit ein Mann sei, werde niemals mit irgend Jemanden jenen Vertrag eingehen, weder Unrecht zu thun, noch Unrecht zu erleiden, denn wahnsinnig wäre es ja dann. Die Natur nun also der Gerechtigkeit, o Sokrates, ist diese und eine derartige, und die natürliche Quelle ihres Entstehens eben eine derartige, wie nemlich die Leute sagen.
    3. Daß aber auch diejenigen, welche das Gerechte betreiben, nur aus Unfähigkeit des Unrechtthuns es unfreiwillig betreiben, möchten wir wohl am ehesten bemerken, wenn wir in
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