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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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Geschäft betreibt und nicht ein Scheinleben führt, »ungerecht nicht scheinen, sondern sein wolle«
    »eines tiefen Saatbodens Frucht in seinem Sinne genießend,
aus welchem die sorgsamen Rathschlüsse entsprossen«.
    und daß er dann erstens im Staate herrsche, weil er ja gerecht zu sein scheint, sodann auch heirathe, aus welcher Familie er will, seine Töchter verheirathe, an wen er will, Geschäftsverkehr und Gemeinschaft mache, mit wem es ihm beliebt, und außer all diesem auch noch durch Gewinn sich Nutzen verschaffe, weil er am Unrechtthun nicht Anstoß nimmt. Wenn er demnach in irgend Kämpfe eintrete, sei es im Privat-, oder sei es im öffentlichen Leben, so erringe er die Oberhand und thue es seinen Feinden zuvor, indem er aber es Allen zuvorthue, werde er reich und erweise seinen Freunden Gutes und seinen Feinden Schlimmes, und auch Opfer und Weihgeschenke für Götter veranstalte er in genügender und großartiger Weise, und verehre weit besser als der Gerechte die Götter und unter den Menschen diejenigen, welche er eben will, so daß er aus guten Gründen gebührender Weise auch weit mehr ein Gottgeliebter ist, als der Gerechte. So, o Sokrates, behaupten die Leute, daß seitens der Götter und der Menschen dem Ungerechten ein besseres Loos bereitet sei, als dem Gerechten. –
    6. Als Glaukon dieß gesprochen, hatte ich im Sinne, Etwas hierauf zu erwiedern, aber sein Bruder Adeimantos sprach nun: Du wirst doch wohl nicht glauben, o Sokrates, daß schon genügend betreffs dieser Begründung gesprochen worden sei? – Wie so denn aber nicht? erwiederte ich. – Gerade jenes, sagte er, ist noch nicht angegeben worden, was doch zumeist hätte angegeben werden sollen. – Nicht wahr also, sagte ich, es gilt das Sprüchwort »ein Bruder möge dem Manne zur Seite stehen«, und sonach leiste denn auch du Hülfe, woferne Dieser eine Lücke gelassen hat; und doch ist ja schon auch das von diesem Vorgebrachte genügend, um mich niederzukämpfen und unfähig zu machen, der Gerechtigkeit beizustehen. – Und jener sprach: dieß bedeutet Nichts, was du da sagst; hingegen höre auch noch Folgendes; denn wir müssen auch die entgegengesetzten Begründungen gegen die von diesem vorgebrachten durchgehen, nemlich jene, welche die Gerechtigkeit loben und die Ungerechtigkeit tadeln, damit hiedurch deutlicher werde, was mir Glaukon eigentlich zu wollen scheint. Es sagen aber doch wohl die Väter ihren Söhnen und Alle ihren Pflegebefohlenen und ermahnen dieselben, daß man gerecht sein müsse, indem sie nemlich hiebei nicht die Gerechtigkeit an sich selbst loben, sondern den aus ihr erwachsenden guten Ruf, damit dem gerecht zu sein Scheinenden aus der öffentlichen Meinung Herrschaft und Ehe und all dasjenige erwachse, was Glaukon so eben als Folge des guten Rufes aufgezählt hat. Noch weiter aber erstrecken diese das Gebiet der Meinung; indem sie nemlich auch den bei den Göttern geltenden guten Ruf herbeiziehen, haben sie eine reichliche Menge von Gütern aufzuzählen, welche ihrer Behauptung zu Folge den Frommen die Götter verleihen, wie ja auch der edle Hesiodos und Homeros sagen, Ersterer nemlich 24 , daß für die Gerechten die Götter die Eiche wachsen lassen
    »oben an der Spitze voll von Eicheln, in der Mitte aber voll von Bienen,
und es strotzen ihnen die wolligen Schafe mit reichen Fellen«,
    und auch noch viele andere Güter seien es, welche hieran sich anschließen; Ähnliches aber sagt auch Letzterer 25 , denn
    »wie einem wackeren Könige, welcher den Göttern ähnlich
die Gerechtigkeit schützt, und welchem die dunkle Erde
Weizen und Gerste trägt, und von Frucht die Bäume strotzen,
leicht auch das Vieh Junge wirft, und das Meer Fische darbietet –«.
    Musäos aber und sein Sohn 26 verleihen seitens der Götter den Gerechten noch spaßhaftere Güter als jene; nemlich indem sie in ihrer Erzählung die Frommen in den Hades hinabführen und sie dort auf Stühle setzen und ein Trinkgelage derselben veranstalten, lassen sie dieselben mit Kränzen auf den Häuptern die gesammte Zeit hindurch als Berauschte zubringen, in der Meinung, der schönste Lohn der Vortrefflichkeit sei ein ewiger Rausch. Wieder Andere aber erstrecken die Belohnungen seitens der Götter noch weiter hinaus; nemlich sie behaupten, Kindeskinder und das ganze Geschlecht verbleibe so nach dem Abscheiden des Frommen und Eidgetreuen. In solchen Dingen denn nun und in anderen derartigen preisen sie die Gerechtigkeit. Die Frevelhaften aber
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