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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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18). In Bezug aber auf den guten Staat muß nun in einer allerdings schwierigen Untersuchung das bisher bloß angedeutete Wesen der Familie und überhaupt die ideale Vortrefflichkeit und die Ausführbarkeit eines solchen Staates erörtert werden ( fünftes Buch , c. 1 u. 2). Wie bei den Hunden das Weibliche dem Männlichen in gleicher Pflege gleichsteht, so müssen auch trotz den Spöttern, deren Meinung dereinst besserer Einsicht weichen wird, die Frauen die gleiche musische und gymnische Bildung erlangen wie die Männer (c. 3); denn dieß ist sowohl möglich, da der Unterschied der Geschlechter bezüglich des Staates ein zufälliger ist, und das Weib nur durch Schwäche vom Mann sich unterscheidet, als auch ist es das Beste, daß Alle am besten gebildet seien (c. 4–6). Für die Eingehung der Ehe ist festzusetzen, daß die Herrscher mit täuschender Anwendung des Looses die Frauen auswählen, die Zeiten und das passende Lebensalter für Kindererzeugung bestimmen, und für gemeinschaftliche Säugung, sowie dafür sorgen, daß kein Kind seine wahren Eltern kenne, sondern Alle als solche betrachte, welche den Jahren nach es sein können, so daß der ganze Staat Eine Familie darstellt (c. 7–9). Dieß ist das Beste, weil hiedurch der in Selbstsucht liegende Zwiespalt vermieden wird und alle Freuden und Leiden gemeinsam sind (c. 10), so daß in diesem einheitlichen Familienleben Streit und Mißhandlung wegfallen, und steter Friede ist; so haben denn die Wächter das glücklichste Leben und die Frauen nehmen daran Theil (c. 11–13). In den Krieg nehmen sie ihre Kinder mit, sie belehrend und vor Gefahren schützend; unter sich entehren sie den Feigen und ehren den Tapferen, ihm den reichsten Genuß der Liebe gestattend, den Todten erweisen sie göttliche Verehrung (c. 14 u. Anf. v. 15); sie knechten keinen Hellenen, plündern nicht die Leichen, beflecken keinen Tempel; Sengen und Brennen üben sie nur gegen Nicht-Hellenen, gegen welche allein eigentlicher Krieg bestehen kann, denn unter Hellenen gibt es nur Zwiespalt, welcher rechtlich geschlichtet werden soll (c. 15 u. 16).
    Dieß Bisherige nun ist als Ideal zu betrachten, welches von der Wirklichkeit nie ganz erreicht wird, daher die Ausführbarkeit nur in der möglichsten Annäherung an das Ideal liegen kann (c. 17). Das wegzuräumende Hinderniß des Guten in den jetzigen Staaten beruht darin, daß nicht die Weisheitsliebenden die Herrscher sind und die Herrscher nicht in Weisheitsliebe sich bethätigen. Dieser angefeindete Ausspruch führt auf die Frage über das Wesen der Weisheitsliebe (c. 18). Sowie die Liebe jeder Art ihren Gegenstand in all seinen Theilen ergreift, so auch die Liebe zur Weisheit (c. 19); hiebei aber ist zu unterscheiden das Streben nach der vielheitlichen Erscheinung, nemlich das bloße Meinen, und die Einsicht in die einheitliche Idee; das Wissen nemlich bezieht sich auf das Seiende, sowie das Nichtseiende das nicht Wißbare ist (c. 20); hingegen was zwischen Seiendem und Nichtseiendem liegt, ist Gegenstand der Meinung, und dieses Mittlere ist eben die in der Vielheit vereinzelte Idee, da jedes Einzelne zugleich ist und nicht ist; im Gegensatze hievon aber erfaßt der Weisheitsliebende die Idee selbst (c. 21 und 22), und er allein ist daher fähig, die Einheit im Staate zu bewahren, so daß er der Herrscher und Führer desselben sein muß ( sechstes Buch , c. 1); er allein ja besitzt die nöthigen Geistesgaben und Großartigkeit des Sinnes und wird in sanfter Harmonie die vier obigen Arten der Trefflichkeit üben (c. 2). Wird nun dieß wohl zugegeben, aber eingewendet, die Mehrzahl der Weisheitsliebenden sei schlecht, und die geringe Zahl der Übrigen jedenfalls unbrauchbar, so kann man den Staat füglich mit einem Schiffe vergleichen, in welchem die Führung des Steuerruders Gegenstand schlechter Parteibestrebungen ist, und die Ursache der Unbrauchbarkeit des Wissenden nicht in diesem, sondern in den Übrigen liegt (c. 3 u. 4); nemlich ebenso befindet sich der Weisheitsliebende in einer schlechten Umgebung und wird durch sie selbst verschlechtert, da die gewöhnlichen schlechten Ansichten über den Werth der Dinge ihm durch Erziehung und Leben aufgedrungen werden (c. 5 u. 6), und nur ein wahrhaft göttlicher Einfluß könnte ihn schützen; denn während Alle dem Unthiere der Menge fröhnen, wird auch er von ihnen im Bestreben nach Großartigem fortgerissen, und hört zuletzt auf, ein Weisheitsliebender zu sein (c. 7 u. 8); so wird die Stelle
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