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Der Staat

Der Staat

Titel: Der Staat
Autoren: Platon
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des Weisheitsliebenden verwaist und von Nichtswürdigen ausgefüllt, welche dem ungebildeten Emporkömmlinge im bräutlichen Gewande gleichen (c. 9); ja nur durch Zurückgezogenheit von staatlichen Dingen kann die Reinheit des Wissens bewahrt werden (c. 10). Somit müßte es für den Weisheitsliebenden einen ihm entsprechenden Staat geben; aber andrerseits müßte auch die Weisheitsliebe nicht bloß in der Jugend gekostet und dann weggeworfen werden, sondern ihr Betrieb im Alter sich steigern (c. 11). Allerdings liegt noch kein Beispiel vor, daß ein Weisheitsliebender ein Herrscher gewesen sei; aber wenn es einträte, würde der Tadel der Weisheitsliebe schwinden (c. 12), sobald die Menschen erfahren, daß der Weisheitsliebende wirklich Gutes will; denn ein Solcher würde nach vorhergegangener Reinigung des Staates die Umrisse desselben durch eine Mischung des Göttlichen und Menschlichen entwerfen (c. 13). An der Möglichkeit, daß durch einen solchen Herrscher ein derartiger Staat gegründet werde, ist nicht zu zweifeln; schwierig wohl wird es stets sein (c. 14).
    Frägt es sich demnach, wie solche Retter des Staates gebildet werden sollen, so ergibt sich Folgendes: sie müssen neben der obigen Bildung der Wächter noch die letzte höchste Stufe erreichen, nemlich die der Idee des Guten (c. 15 und 16), nach welcher Alles, wenn auch in verschiedener Weise, strebt. Sie ist für das Denken, was das Licht für das Sehen ist; nicht daß sie das Denken selbst sei, so wenig als das Licht das Sehen selbst ist, sondern sie ist die Ursache der Wahrheit und die Quelle der Wesenheit (c. 17–19). Wie die Welt des Sichtbaren getheilt ist in Abbilder und Gegenstände, so auch die des Denkbaren, indem theils auf Annahmen fortgebaut und Bilder gebraucht werden, theils die Annahmen als solche aufgehoben und zum Voraussetzungslosen fortgeschritten wird. So ergibt sich die Theilung in zwei Gruppen, deren jede zwei entsprechende Thätigkeiten enthält, nemlich: Vermuthen, Glauben, Nachdenken, Vernunft (c. 20 u. 21), welche aufsteigende Reihenfolge vergleichbar ist einem Aufenthalte in einer Höhle, in welcher Gefesselte nur Schattenbilder an der Rückwand derselben sehen, aber dann allmälig an das Licht der Sonne geführt werden ( siebentes Buch , c. 1 u. 2); daher Jene, welche das Licht geschaut haben, ebenso wenig im Dunklen sich zurecht finden, als die im Dunklen Verweilenden im Lichte, auch die Idee des Guten ebenso wenig plötzlich eingepflanzt werden kann, als das Licht dem Auge, sondern eine allmälige Leitung angewendet werden muß (c. 3 u. 4). Eben darum aber muß der Weisheitsliebende auch Beides, Licht und Dunkel, erleben, da er nicht selbstsüchtig nur für sich, sondern für das Wohl des Ganzen sorgen soll; so herrschen dann die Wissenden zwar ohne darnach zu streben, aber um Unwürdige auszuschließen (c. 5). Jener Bildungsweg aber, durch welchen diese künftigen Herrscher zum wahren Lichte geführt werden, geht über die gymnische und musische Bildung hinaus (c. 6) und betrifft zunächst dasjenige, wodurch die Sinneswahrnehmung vermittelst der Abstraction und des Begriffes der Einheit zum Denken aufgefordert wird, nemlich die Arithmetik, nicht aber um des Erwerbes, sondern um der intelligiblen Zahl willen (c. 7 u. 8); sondern die Geometrie, da sie vom Vergänglichen absehend eine Wesenheit erkennt (c. 9), und hierauf die Astronomie, indem die Stereometrie, welche eigentlich zunächst folgen würde, bisher noch nicht genügend ausgebildet ist; aber auch die Astronomie ist nicht etwa zu betreiben wegen des Blickes nach Oben, denn auch so bliebe sie noch ein bloßes Sinnesobject, sondern um des Ewigen willen (c. 10 u. 11); dann folgt das Entsprechende für den Gehörssinn, die Musik, und zwar nicht wegen der praktischen Ausübung, sondern um ihrer mathematischen Gesetze willen (c. 12). Die Vereinigung dieser Gegenstände und die Einsicht in ihre Verwandtschaft führt zur Dialektik und zur Erfassung der Idee, wodurch im Gegensatze gegen das Traumleben der praktischen Fächer der Gipfel des wahren Wissens erreicht wird (c. 13 u. 14). Hier muß daher von Jugend an eine strenge Erprobung stattfinden, daß nur der wahrhaft Befähigte zugelassen werde, und nicht erst die Greise sollen lernen (c. 15), sondern schon bei den Kindern handelt es sich um die Freudigkeit des Lernens; später dann muß bei den jüngeren Männern erprobt werden, wer das Seiende erfassen könne, wobei sie sich lossagen von den unächten Eltern geistiger
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