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TimeRiders

TimeRiders

Titel: TimeRiders
Autoren: Alex Scarrow
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1
    2026 Mumbai (Indien)
    Sie hörten das Donnern auf sich zukommen. Sein Echo im Treppenhaus hörte sich wie eine heranrasende Lokomotive an. Dann wurde plötzlich alles dunkel. Staub und Rauch erfüllten die Luft. Sal Vikram glaubte, daran zu ersticken. Innerhalb von Sekunden war das Innere von Nase, Mund und Hals mit einer dicken Schicht Staub, Gips und Mörtelkörnchen überzogen.
    Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sich die Notbeleuchtung einschaltete. In ihrem schwachen Licht konnte Sal sehen, dass die nach unten führende Treppe von Schuttbrocken und Metallteilen blockiert war. Die Treppe, die nach oben führte und auf der sie noch vor wenigen Augenblicken heruntergekommen waren, war von den eingestürzten oberen Stockwerken zusammengedrückt worden. Inmitten des Chaos aus Trümmern, Metall- und Holzteilen machte sie einen bleichen, vollkommen reglosen Arm aus, der sich ihr wie in einer stummen Bitte um Hilfe entgegenstreckte.
    Â»Wir sitzen in der Falle«, flüsterte ihre Mutter.
    Sal sah erst sie, dann ihren Vater an. Er schüttelte den Kopf so heftig, dass aus seinem dünnen Haar Staub rieselte.
    Â»Nein. Wir werden uns herauswühlen!« Er blickte Sal eindringlich an. »Genau das werden wir tun. Wir graben einen Weg hinaus ins Freie. Nicht wahr, Saleena?«
    Sie nickte stumm.
    Er drehte sich zu den anderen Leuten um, die wie sie in diesem Abschnitt der Nottreppe feststeckten. »Ja?«, sagte er zu ihnen. »Wir müssen graben. Wir können nicht auf Rettung warten …« Ihr Vater hätte noch mehr sagen können, hätte aussprechen können, was sie gerade alle dachten: Wenn das Hochhaus bis auf die Höhe dieses Stockwerks eingestürzt war, dann gab es keinen Grund dafür, warum es nicht auch noch bis auf Straßenniveau einstürzen würde.
    Sal sah sich um. Sie erkannte einige Gesichter, obwohl sie durch die dicke Staubschicht, die sie überzog, weiß und maskenhaft aussahen: das Ehepaar Kumar, das zwei Türen weiter wohnte; die Chaudhrys mit ihren drei kleinen Jungen; Mr Joshipura, der Geschäftsmann wie ihr Vater war, aber alleine lebte und eine ganze Kollektion von Freundinnen hatte. An diesem Abend aber hatte er offensichtlich keinen Besuch gehabt.
    Und … noch einen Mann, der hinten an der Wand des Treppenhauses direkt unter der Lampe stand. Den hatte sie noch nie gesehen.
    Â»Wenn wir hier etwas bewegen, kann es passieren, dass noch mehr einstürzt«, sagte Mrs Kumar.
    Sals Mutter legte ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. »Sie hat recht, Hari.«
    Hari Vikram wandte sich wieder an die anderen Hausbewohner. »Einige von Ihnen sind alt genug, um sich zu erinnern, nicht wahr? Wissen Sie noch, was den Amerikanern in New York passiert ist? Was mit den Twin Towers geschehen ist?«
    Sal konnte sich an Dokumentarfilme erinnern, die sie im Geschichtsunterricht angeschaut hatten. Die beiden hohen, imposanten Gebäude, die zu Boden geglitten und in einer Explosion von Staubwolken verschwunden waren.
    Einige Leute nickten. Jeder, der alt genug war, erinnerte sich, aber keiner von ihnen trat vor. Wie um sie dazu anzutreiben, eine Entscheidung zu treffen, brach über ihnen ein Metallträger, fiel krachend zu Boden, und ein Regen aus Staub und kleineren Bruchstücken ging auf sie nieder.
    Â»Wenn wir einfach nur hier herumstehen und warten, sterben wir!«, rief Sals Vater.
    Â»Sie werden kommen!«, entgegnete Mr Joshipura. »Die Feuerwehrleute werden bald da sein.«
    Â»Nein, das werden sie nicht, befürchte ich.« Sal drehte sich zu der Stimme um. Der alte Mann, den sie nicht kannte, hatte etwas gesagt. »Ich fürchte, sie werden nicht kommen und euch retten«, fuhr er mit leiserer Stimme fort. Es hörte sich an, als ob er Europäer oder Amerikaner wäre. Und anders als alle anderen hier war er nicht von einer Staubschicht überzogen. »Die Zeit läuft Ihnen davon. In weniger als drei Minuten werden die Stützbalken in der Decke über uns nachgeben. Das und das Gewicht der eingestürzten Stockwerke darüber wird alles, was noch steht, zum Einstürzen bringen.«
    Sein Blick wanderte von einem zum anderen und wich den Blicken der weit aufgerissenen Augen nicht aus. »Es tut mir wirklich sehr leid, aber niemand von Ihnen wird überleben.«
    Im Treppenhaus wurde es immer heißer. Im Stockwerk unter ihnen brannte es und durch die Hitze der Flammen
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