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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann
Autoren: Terje Emberland
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dass das vollkommen ausreichen würde, um die Juden da drinnen verbrennen zu lassen. Sobald die Flammen aufloderten, bekamen die feigen Schweine Panik und stürmten alle gleichzeitig gegen die Tür.«
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
    »Mein Gott, Kiss! Wie kann man nur unschuldige Menschen umbringen, weil sie vielleicht die Polizei auf eure Spur geführt hätten? Und ich habe Lennarts verkohlte Leiche selbst gesehen. Bis an mein Lebensende werde ich Albträume davon haben.«
    »Du kannst dich damit trösten, dass es nicht mehr lange währen wird.«
    Ich sah sie verblüfft an. Sie wirkte völlig entspannt, als hätten wir über alltägliche Dinge gesprochen. Zum Gott weiß wievielten Mal wurde ich von ihrer Schönheit überwältigt. Die schlichte Frisur, die schläfrigen Augen und der sinnliche Mund. Süß wie die Sünde. Und durch und durch verdorben.
    »Und nun, mein gutgläubiger Freund«, sagte sie mit träger Stimme, »ist es an der Zeit, dass ich Elvestads Mantel übernehme. Nein! Verflucht…«
    Mehr brachte sie nicht hervor. Sie zuckte vor Schmerz zusammen, und für ein paar Sekunden wich alle Farbe aus ihrem Gesicht.
    Ihre aufgerissenen Augen starrten ungläubig auf den Messerschaft, der aus ihrer Brust ragte.
     
    Vor dem Abgrund
     
    Ein paar Sekunden vergingen, bevor mir klar wurde, dass Kiss einen Schuss abgefeuert hatte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, ihr die Luger abzunehmen.
    Wie sich zeigte, war das jedoch ein Kinderspiel. Plötzlich wirkte die Pistole viel zu schwer für ihre kraftlose Hand. Sie schwenkte sie in meine Richtung, aber der Lauf zeigte auf den Boden - und so sehr sie sich auch bemühte, gelang es ihr nicht, ein neues Ziel anzuvisieren. Als ich die Finger um die Waffe legte, ließ sie sofort los.
    Erst als ich die Pistole in die Tasche gesteckt hatte, spürte ich den brennenden Schmerz in der Seite. Ich bekam Panik und zog und zerrte an meinem Hemd, um nachzusehen, wie groß die Schusswunde war. Gott sei Dank war es nur ein Streifschuss.
    Es war wohl reiner Überlebensinstinkt, der mich gerettet hatte. In einem kurzen Augenblick musste ich bemerkt haben, wie die Pistole aus ihrer Manteltasche hervorkam, und ohne nachzudenken, hatte ich das Springmesser gezückt. Anscheinend hatte ich genau in dem Moment zugestochen, als sie den Abzug betätigte. Eigentlich hatte ich gar nichts mitbekommen. Den Schuss habe ich nicht gehört. Auch begriff ich erst, was ich getan hatte, als das Messer in ihrer Brust steckte.
    Kiss saß mit geschlossenen Augen da und atmete schwach. Ich beugte mich über sie.
    »Der Teufel soll dich holen!«, sagte ich nachdrücklich. »Die ganze Zeit hast du mich zum Narren gehalten!«
    Ich stieß sie weg.
    »Heydrich erfuhr, dass Bondi mich besucht hatte. Deshalb musstest du dich bei mir einschmeicheln. Du hast deine Rolle gut gespielt. Erst hast du mir das Gemälde geschickt und dann hast du mir verraten, dass Lennart in den Mord an Rustad verwickelt war. Ich war mir sicher, dass du mir bei der Lösung der Sache helfen wolltest, auf etwas anderes bin ich gar nicht gekommen. Dabei war natürlich beabsichtigt, dass ich dich zu Bondi führen würde.«
    Kiss öffnete die Augen.
    Ich fuhr fort. »Jetzt verstehe ich auch, warum du vom Solvann weggefahren bist. Ich war dumm genug, dich wissen zu lassen, dass Bondi zurückgekommen war. Damit hattest du keine Verwendung mehr für mich. Du bist einfach verschwunden! Und diese Freundin, bei der du angeblich eingezogen bist, hat wohl auch nie existiert…«
    Sie lächelte matt. »Wir mussten ein neues Hauptquartier finden. Wir konnten Bondi nicht zum Solvann bringen. Du hättest ja plötzlich dort auftauchen können …«
    »Aber Bondi konnte entkommen?«
    Sie nickte. Dann sagte sie mit kaum hörbarer Stimme: »Als ich dir begegnet bin … in der Elvegate … hattest du ihn gerade getroffen. Wir wussten also, dass Bondi sich irgendwo in der Nähe versteckt hielt.« Sie lachte krächzend. »Du warst sehr nützlich für uns, Erik! Nur schade … dass du so schnell mit dem Messer…«
    Ich griff nach dem Schaft, um es herauszuziehen. Sie umfasste mein Handgelenk. »Lass es sein!«
    Dann sagte sie nichts mehr. Ihre letzte Lebensminute verbrachte sie damit, hellrotes Blut zu husten. Ich saß hilflos da und beobachtete den brutalen Todeskampf.
    Dann war es vorbei.
    Durch einen Tränenschleier betrachtete ich die schöne Frau mit dem gebrochenen Blick, dem blassen Gesicht und dem Messer, das aus ihrer Brust ragte.
    Doch ich
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