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Der Sohn meines Feindes

Der Sohn meines Feindes

Titel: Der Sohn meines Feindes
Autoren: France Carol
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jemand tiefe Gefühle für dich empfindet“, sagte Luca und drängte sich an Tomek vorbei, um den Tisch zu decken.
    Tomek packte Lucas Arm und drehte ihn wieder zu sich. „Du hegst tiefe Gefühle für mich?“ Die Frage war leise ausgesprochen.
    „Ja.“ Luca blickte gequält in Tomeks Augen. „Ich liebe dich. Ich habe dich schon als Junge geliebt, nur auf eine andere Weise. Aber du warst damals für mich der wichtigste Mensch und bist es heute wieder.“
    Erst als er Tomeks Finger spürte, der ihm über die Wange strich, bemerkte er, dass sich Tränen einen Weg über seine Wangen gesucht hatten. „Ich war mir nicht sicher, ob ich es richtig gedeutet hatte, was ich in deinen Augen zu lesen glaubte“, sagte Tomek leise und küsste ihn sanft. „Ich hatte nicht den Mut zu hoffen.“
    „W…Was meinst du damit?“, schniefte Luca.
    Tomek zog Luca nahe an sich heran und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. „Ich habe mich auch in dich verliebt, konnte mir jedoch nicht vorstellen, dass du mir dieselben Gefühle entgegenbringst. So wie ich dich behandelt habe.“
    Luca stiess Tomek etwas von sich weg, um ihm forschend in die Augen zu blicken. „Ist das wirklich wahr?“, fragte er hoffnungsvoll.
    Mit einem Nicken bestätigte Tomek die Frage. „Du wirst aber viel Geduld mit mir haben müssen. Ich habe mit Liebe keine Erfahrung. Mit Hass, Erniedrigung und Gewalt schon, damit kann ich umgehen. Aber mit Liebe? Es gab nur zwei Menschen in meinem Leben, die mir etwas bedeutet haben. Der eine warst du, als du noch ein kleiner Scheisser warst und der andere war Erwin. Aber das hier, das zwischen uns, ist absolutes Neuland für mich.“
    Luca schlang seine Arme um Tomeks Nacken und presste sich ganz nah an ihn. „Für mich ist das doch ebenso neu wie für dich. Ich habe zuvor nur einmal in einer kindlichen Art und Weise geliebt, und zwar dich, Tomek. Du warst immer für mich da und hast mir gezeigt, was Wärme und Geborgenheit bedeutet. Bei dir habe ich mich zuhause gefühlt. Ich weiss nur…“
    Weitere Worte konnte Luca nicht aussprechen, weil Tomek ihm den Mund mit seinen Lippen verschloss, um ihn herum griff, um den Herd auszuschalten, und ihn erneut in sein Schlafzimmer brachte.
    ***
    „Erwin hat mir geraten deine harte Schale zu knacken, es würde sich lohnen“, sagte Luca und strich dabei zärtlich über Tomeks Brust. „Er hatte absolut Recht damit!“
    Tomek lachte leise und zog den Kleinen noch näher an sich heran. „Ja. Ich habe so das Gefühl, dass Erwin das hier geplant hatte. Er hat mir bereits seit Jahren in den Ohren gelegen, mir endlich einen Partner zu suchen und hat dich stets in den höchsten Tönen gelobt.“
    „Hm, er meinte auch, ich sollte dich dazu bringen, mir zu erzählen, weshalb du damals abgehauen bist. Es waren nicht nur die Schläge, oder?“ Lucas Worte liessen Tomek zusammenzucken. Dies war ein Thema, über das er nicht reden wollte, schon gar nicht mit Luca.
    „Ich finde, wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen“, erwiderte Tomek etwas unwirsch.
    Luca hob den Kopf und suchte Tomeks Blick. „Die Vergangenheit ist aber ein Teil unserer Geschichte und ich finde es wichtig, dass ich alles weiss. Erwin war ebenfalls dieser Meinung. Er meinte, du würdest nur so endlich deinen Frieden finden.“
    „Ich will darüber nicht sprechen. Es waren ein paar harte Jahre auf der Strasse. Dann kam Erwin und es ging bergauf mit mir. Das ist alles.“
    „Erwin hat mir erzählt, dass du auf den Strich gegangen bist“, bohrte Luca weiter.
    „Er hätte dir das nicht erzählen sollen. Aber ja, bin ich.“ Tomek spürte, wie einerseits Wut, andererseits aber auch Angst in ihm aufstieg. Er wollte nicht, dass Luca alles wusste und ihn nachher womöglich in einem völlig anderen, negativen Licht sah.
    „Was ich nicht verstehe ist, dass es für dich anscheinend einfacher war, dich zu prostituieren, statt wieder nach Hause zurückzukehren.“
    „Ich wäre niemals wieder zu dieser Drecksau zurückgekommen.“ Die Wut in Tomek hatte nun überhandgenommen.
    „Ich nehme an, dass du mit ‚Drecksau‘ meinen Vater meinst“, sagte Luca und sah ihn forschend an. „Was hat er mit dir gemacht, Tomek? Ich will es - verdammt nochmal - wissen.“ Auch Lucas Stimme klang nun gereizt.
    Grob stiess Tomek Luca von sich und setzte sich an den Bettrand. In einer verzweifelten Geste strich er sich durch die Haare. „Du willst das also wirklich wissen. Nun denn, Luca, dann mach dich mal auf was gefasst“,
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