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Der Sohn meines Feindes

Der Sohn meines Feindes

Titel: Der Sohn meines Feindes
Autoren: France Carol
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nicht hier. Also, entweder rufen wir das Amt an, oder du besprichst mit deiner Freundin ob es okay ist, wenn ich bei euch bleibe.“ Luca schien nicht mit sich reden zu lassen.
    Tomek überlegte kurz und lenkte dann widerwillig ein: „Also gut. Geh und pack ein paar Sachen zusammen.“
    Luca stand auf und ging in sein Zimmer. Tomek folgte ihm und war verblüfft, wie sauber und aufgeräumt es war. Offensichtlich hatte er den Hang zur Unordnung nicht von seinem Vater geerbt. Er beobachtete Luca, wie dieser einige Kleidungsstücke in eine Sporttasche packte und Schulsachen zusammentrug.
    „Du gehst noch zur Schule?“, fragte er verwundert.
    Der Kleine nickte. „Ich bin im letzten Jahr und mache dann mein Abi.“
    Luca drängte sich an ihm vorbei, um auch im Badezimmer das Nötigste zusammenzusuchen. Als er alles beisammen hatte, sah er auffordernd zu Tomek. „Ich bin soweit, wir können gehen.“
    Schweigend verliessen beide mit Sporttasche und Rucksack bepackt die Wohnung.
    ***
    Tomek sperrte die Tür zu seiner Wohnung auf und trat ein, ohne Luca den Vortritt zu lassen. Es war offensichtlich, dass es ihm überhaupt nicht in den Kram passte, dass er Luca hatte mitnehmen müssen. Er schmiss die Sporttasche im Flur auf den Boden und liess Luca einfach stehen.
    „Erwin?“, rief Tomek und lauschte.
    Als keine Erwiderung auf sein Rufen zu hören war, ging er weiter und Luca hinterher. Im Wohnzimmer lag ein Mann schlafend auf dem Sofa, den Tomek nun sanft anstupste.
    „Hey, Erwin, du Schlafmütze. Wie geht’s dir?“, fragte er leise.
    Man musste nicht im medizinischen Bereich arbeiten um zu sehen, dass Erwin schwer krank war. Sein Körper war abgemagert, die Augen lagen tief in ihren Höhlen und hatten schwarze Ringe. Die Haut spannte sich über den Wangenknochen und hinterliess so den Eindruck eines Totenschädels. Im ersten Moment erschrak Luca bei diesem Anblick. Als er jedoch auf Erwins gütigen Blick traf, verlor sich der beängstigende Moment.
    „Danke, Tomek, ganz gut. Wen hast du uns denn da mitgebracht?“, fragte Erwin nun, liess aber Luca nicht aus den Augen und lächelte ihm zu.
    „Das ist Luca“, war alles, was Tomek zu Lucas Person erklärte, was ihn zu dem Schluss kommen liess, dass Erwin bereits von ihm gehört hatte.
    „Hallo Luca, schön dass du da bist. Ich freue mich immer über Besuch“, begrüsste Erwin ihn freundlich.
    „Er ist nicht zu Besuch da, Erwin. Er wird für die nächsten vier Monate hier wohnen, weil er Schiss hat, allein zu Hause zu bleiben.“ Die Art, wie Tomek dies aussprach, liess klar erkennen, wie verhasst ihm der Gedanke war, Luca in seiner Gegenwart zu haben.
    „Oh. Prima. Wo wird er denn schlafen?“, fragte Erwin ehrlich erfreut.
    „Er kann das Sofa haben“, murrte Tomek.
    In diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen und wenig später trat eine junge Frau ins Wohnzimmer.
    „Hey Helen, was machst du denn hier?“ Erstaunt sah Tomek die Frau an.
    „Hallo Tomek, ich komme nur schnell die Urinausscheidung von Erwin kontrollieren. Es war heute Morgen etwas wenig und ich will nachschauen, ob das jetzt besser aussieht.“
    Sie trat auf den Kranken zu, schob die Decke, mit der er zuvor noch zugedeckt war, zur Seite, und holte einen Urinbeutel hervor.
    „Hm, sieht etwas besser aus, aber immer noch nicht wirklich zufriedenstellend. Hast du auch genug getrunken?“, wandte sie sich jetzt an ihren Patienten.
    Müde lächelte Erwin Helen an. „Ich hab alles geschluckt, was du mir heute bereitgestellt hast. Ich war sehr artig.“ Er blickte über Helens Kopf hinweg zu Luca und zwinkerte diesem zu. Luca erwiderte das Lächeln, wenigstens Erwin schien seine Anwesenheit nicht zu stören.
    Helen ging zu ihrer Tasche, holte ein Klemmbrett mit einer Liste hervor und notierte etwas darauf. „Tomek, sieh zu, dass er heute noch mindestens einen Liter trinkt. Ich sehe morgen noch einmal nach ihm. Die Medikamente behalten wir vorerst so bei, wie es der Arzt verschrieben hat.“
    Tomek nickte und machte Anstalten, Helen nach draussen zu begleiten. Diese blieb jedoch vor Luca stehen. „Oh, entschuldige, dich habe ich ja noch gar nicht begrüsst. Ich bin Helen.“
    Er schüttelte kurz die dargebotene Hand. „Ich bin Luca. Hallo“
    Auffordernd sah Helen Tomek an. Anscheinend erwartete sie eine nähere Erklärung zu Lucas Person. Tomek sah kurz auf ihn, dann wieder zurück zu Helen. „Er ist mein Ex-Stiefbruder“, brummte er und drehte sich um, damit Helen ihm folgen
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