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Der Sohn meines Feindes

Der Sohn meines Feindes

Titel: Der Sohn meines Feindes
Autoren: France Carol
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Trauer. Freude, weil Tomek quasi in derselben Liga spielte, Trauer, weil dieser ihm nichts als Feindseligkeit entgegenbrachte, und er somit keine Chance auf Erfolg sah. Wobei es sowieso fraglich war, ob er, wenn die Dinge anders liegen würden, überhaupt Chancen bei Tomek hätte. Er konnte sicher jeden haben, weshalb sollte er gerade auf Luca stehen? Bestimmt hatte die Erektion, die Tomek noch vor ein paar Stunden in seiner Gegenwart gehabt hatte, nichts mit Luca persönlich zu tun.
    Was hatte Erwin zu ihm gesagt? Er solle Tomeks harte Schale durchbrechen, um ihm zu helfen. Wie sollte er das denn anstellen? Ein plötzlicher Einfall liess ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Sollte er etwa versuchen, diese harte Schale mit Sex zu knacken? Keine schlechte Idee, doch es gab nur ein Problem: Luca hatte kaum Erfahrung mit Sex!
    Er konnte lediglich mit den Erlebnissen von ein paar Küssen, etwas Gefummel und sich gegenseitig einen runterholen dienen. In seinem Alter waren geoutete Schwule relativ spärlich anzutreffen, und da er noch keine 18 Jahre alt war, hatte er bis dahin auch noch keine einschlägigen Clubs besuchen können. Also wo – bitteschön - hätte er denn mehr Routine herbekommen sollen?
    Es war zum Verzweifeln. Vor einigen Stunden hätte er die Gelegenheit gehabt, endlich sein ‚Knowhow‘ in Sachen Sex zu vertiefen, und er hatte nichts Besseres zu tun gewusst, als erschrocken wie ein Kaninchen die Augen aufzureissen und dann das Zimmer zu verlassen. Vielleicht sollte er sich überlegen, wie er Tomek verführen konnte. Doch wie stellte man so etwas überhaupt an?
    Müde strich sich Luca über das Gesicht. Es hatte keinen Wert, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht war es auch ganz gut so, dass nichts zwischen ihnen passiert war. Schliesslich musste er bis zu seinem 18. Geburtstag hier bei Tomek bleiben. Was wäre das für ein Leben, wenn dieser ihn abweisen würde oder noch schlimmer, sich gar lustig über ihn machte. Besser, er liess die Finger davon!
    ***
    Die Ereignisse in seinem Zimmer wurden die nächsten Tage einfach totgeschwiegen, was Tomek mehr als Recht war. Da er sich in Lucas Gegenwart befangen fühlte, versuchte er ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Bis auf Begrüssungen und Verabschiedungen war ihre Kommunikation gleich null.
    Eines Nachts wurde Tomek durch das Läuten seines Handys aus dem Schlaf geholt. Erwins Zustand war kritisch und die Ärzte glaubten, dass es nun mit ihm zu Ende ging. Schnell zog sich Tomek an und lief zu Luca ins Wohnzimmer, um ihn zu wecken. Verblüfft sah er, wie dieser bereits in seine Jeans stieg.
    „Ich hab dich sprechen gehört. Erwin?“, fragte er und zog sich weiter an.
    Tomek nickte und suchte Jacke und Schlüssel zusammen. Als Luca zu ihm in den Flur trat, verliessen sie zusammen die Wohnung und fuhren auf direktem Weg ins Krankenhaus.
    Luca hatte offensichtlich Mühe, sich den schnellen Schritten von Tomek anzupassen, bat ihn jedoch nicht sein Tempo zu verringern. Er schien zu ahnen, dass Tomek keine Minute verlieren wollte, um so schnell wie möglich bei Erwin zu sein. Vor dessen Zimmertür hielt er jedoch plötzlich an, denn es fiel ihm schwer, sich auf das Bevorstehende einzustellen. Plötzlich fühlte er, wie sich eine Hand in die seine schob und diese drückte. Ein Blick in Lucas Augen zeigte ihm, dass dieser ihn aufmunternd ansah, was ihn mit tiefer Dankbarkeit erfüllte. Tomek war froh, dass er diesen Gang in Erwins Zimmer nicht alleine machen musste. Ein letztes Mal sog er tief den Atem ein, drückte die Klinke herunter und trat - mit Luca an der Hand - ein.
    Im Zimmer kam Tomek der Geruch von Krankheit und Tod entgegen, auch wenn er vermutete, dass er sich Letzteren vermutlich nur einbildete. Eine Schwester stand neben Erwins Bett und kontrollierte dessen Werte. Bei ihrem Eintreten blickte sie traurig auf und erklärte leise, dass Erwin bereits seit einiger Zeit nicht mehr ansprechbar war.
    Tomek schluckte schwer und spürte, wie Luca den Griff um seine Hand verstärkte. Es fühlte sich so gut an, ihn an seiner Seite zu wissen. Mit Luca im Schlepptau trat er zu Erwin und legte sanft eine Hand auf dessen Stirn, lehnte sich über ihn und küsste ihn zart auf selbige.
    In diesem Moment trat ein Arzt ein, und Tomek sah ihn fragend an. Mit knappen Worten erklärte dieser, dass Erwins Organe nach und nach die Funktion aufgaben und es somit nicht mehr wirklich lange dauern würde. Luca löste seine Hand, nahm einen Stuhl, den er neben Erwins
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