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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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vorzeitige Entlassung man verhandelte. Der Mistkerl hatte ein Mädchen oral und anal vergewaltigt, dann umgebracht und in die zerfetzte Kleidung onaniert. Sie blätterte das Protokoll durch.
     
    Anwesende: Der Verurteilte Josef Kellermann; sein Anwalt Dr. Görner; der Vorsitzende der Berufungskommission, Dr. Albert Goltz; Frau Professor D. Hildegard Anger, Leiterin der Klinik; Dr. Thomas Melling.
    Vorsitzender: Wir beraten über die vorzeitige Entlassung von Josef Kellermann, der wegen Mordes an einer Minderjährigen verurteilt wurde. Da er zum Tatzeitpunkt nur bedingt zurechnungsfähig war, ist er in die Psychiatrie eingeliefert worden. Seine Ärzte sind der Meinung...
    Bloch: ...dass er entlassen werden kann und seine Tat durch ein schönes Leben ungeschehen machen möchte...
    Vorsitzender: Wie bitte?
    Bloch: Entschuldigen Sie. Aber ich verstehe nicht, was ich hier soll.
    Vorsitzender: Sie wissen, dass die psychiatrische Rehabilitation durch unglückliche Umstände in die Schlagzeilen geraten ist...
    Bloch: Sie meinen, die Psychologen haben Killer freigelassen, die sofort wieder Menschen umgebracht haben...
    Anwalt: Ich muss doch sehr bitten. Nicht in diesem Ton!
    Vorsitzender: Nun ist man an höherer Stelle zu der Entscheidung gelangt, dass man beim Verfahren über eine vorzeitige Aussetzung der Strafe bei nachgewiesenen Therapieerfolgen auch die Kriminalpolizei einbeziehen soll.
    Bloch: Das nennt man dann wohl Verantwortung teilen. Oder, den Schwarzen Peter auf möglichst viele Schultern zu verteilen.
    Anwalt: Das ist unerträglich! Hauptkommissarin Bloch ist ganz klar voreingenommen und prinzipiell gegen das Verfahren eingestellt.
    Vorsitzender: Jetzt mal Schluss. Fangen Sie an, Frau Professor Anger.
    Prof. Anger: Ich habe alle Gutachten über Herrn Kellermann genauestens studiert. Tatsächlich müssen wir uns zwei grundverschiedene Personen vorstellen: Den 2ojährigen, der die Morde beging, und den 23jährigen, der jetzt vor uns steht. Die Therapie hat sehr gut angeschlagen. Aus der Sicht des Psychiaters besteht kein Grund mehr, eine Gefährdung des Patienten für sich selbst oder die Gesellschaft anzunehmen. Offensichtlich hat er sich von dem tragischen Bruch in seiner Entwicklung gut erholt. Er hat gelernt, seine Gefühle zu verbalisieren. Die Gefahr eines neuerlichen Gefühlsstaus ist somit nicht mehr gegeben.
    Vorsitzender: Frau Hauptkommissar?
    Bloch: Ich bin entsetzt, dass Sie nur von einem Mord ausgehen...
    Anwalt: Das darf doch wohl nicht wahr sein! Meinem Mandanten wurde nur ein Mord nachgewiesen, und deswegen wurde er rechtskräftig verurteilt. Was versuchen Sie hier? Das ist ja ungeheuerlich!
    Bloch: Wir konnten ihm nur diesen einen Mord nachweisen. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat er mehrfach gemordet.
    Vorsitzender: Wieso?
    Bloch: Als wir die Leiche in seinem Hinterzimmer fanden, hatte sie einen Knebel im Mund. Aber wir fanden auf dem Boden auch Spuren, die von Körperflüssigkeit anderer stammten...
    Vorsitzender: Was heißt das?
    Bloch: Das heißt, frühere Opfer, die er dort aufbewahrt hatte, machten Flecken auf den Boden, weil aus ihrem Mund Körperflüssigkeit ausgetreten war. Er lernte daraus und stopfte von da an seinen Opfern - zumindest dem, das wir gefunden haben - einen Knebel in den Mund.
    Dr. Melling: Pure Vermutungen.
    Anwalt: Die hier überhaupt nichts zur Sache tun. Ich protestiere auf das Allerschärfste...
    Bloch: Wie die Vermutungen, die uns Kellermann überführen ließen. Jede Theorie ist eine Vermutung, die man verifiziert oder falsifiziert.
    Vorsitzender: Das gehört wirklich nicht hierher. Weiter.
    Prof.Anger: Wir wissen doch alle, dass die Täter auch Opfer sind.
    Bloch: Was diese Täter als Kinder durchgemacht haben, ist oft schrecklich. Das heißt aber noch lange nicht, dass man diese Schäden später wieder gutmachen könnte. Das ist ein zu mechanisches Menschenverständnis
    Dr. Melling: Aber Kellermann hat bewiesen, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht.
    Bloch: Gefährlichkeit ist situationsabhängig. Wenn Kellermann in einer wohlgeordneten Umgebung ist, in der keine andere Wahl hat, als sich gut zu führen, tut er es. Versetzt man ihn zurück in die Umgebung, in der er früher gemordet hat, kann sich sein Verhalten sehr schnell ändern.
    Prof. Anger: Kellermann war damals geistig nicht zurechnungsfähig. Er war eine multiple Persönlichkeit.
    Bloch: Dann lassen Sie seine unschuldigen Persönlichkeiten laufen und die schuldigen
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