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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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anderen Form der Existenz sein. Und so schön war dein Leben bestimmt nicht.”
    Brenner weinte. “Bitte... Sie können es nicht tun. Sie haben doch ein Gewissen. Sie können mich nicht kaltblütig töten. Ich bin doch ein Mensch wie Sie... Sie werden sich ewig schuldig fühlen.”
    Soviel scheinheiliger Sermon verblüffte Schneider. “Und wenn man uns sticht: Bluten wir nicht? Soweit ich weiß, leiden die Mächtigen und Reichen nie unter Schuldgefühlen. Schuldgefühle sind Krankheiten der Mittelschicht, von der Machtmenschen nicht befallen werden.”
    “ Sehr richtig, Herr Schneider. Unsere Philosophie ist eine Mischung aus anthropologischem Pessimismus und nihilistischen Darwinismus.” Schmidt stieg über Gills Körper und schaute sich in dem Raum um.
    “ Sie haben viel gelernt, Herr Schmidt. Ich bin sehr stolz auf Sie.”
    Brenner konnte der abstrusen Situation nichts Komisches abgewinnen. Er stemmte sich innerlich gegen den Zusammenbruch jeder Hoffnung. Unfassbar, aber er konnte die beiden Männer nicht rühren. Er fand keinen Zugang, keine Worte, die sie von ihrem Vorhaben abbringen konnten. Ihre Existenz lief auf einer anderen Wellenlänge.
    “ Der Gestank ist abscheulich. Lassen Sie uns zum Ende kommen. Fahren Sie den Wagen vor, Herr Schmidt. Es muss schnell gehen.”
    “ Ich glaube, ich ahne was Sie vorhaben. Geben Sie mir zwei Minuten, dann stehe ich mit laufendem Motor vor dem Haus. Schnell wie der Wind verlassen wir diesen ungastlichen Ort. Dann gönnen wir uns mal was Gutes.”
    Schmidt verließ die Wohnung. Schneider putzte die Glock mit einem blütenweißen Taschentuch ab, obwohl weder er noch Schmidt ihre Handschuhe in der Wohnung ausgezogen hatten. Sein Gesicht war eingefroren. Er entsicherte die Pistole. Dann drückte er sie dem ohnmächtigen Gill in die Hand. Er schob Gills Zeigefinger vor den Abzug. Er visierte Brenner an. Schneider drückte Gills Finger und schoss Brenner mehrmals in Bauch und Oberkörper. Das Krachen der Schüsse war ohrenbetäubend. Kordit stieg in dem Raum auf.
    “ Nicht Gott hat die Menschen gleich gemacht, sondern Samuel Colt.” Schneider zog ein Messer mit einer dünnen, scharfen Klinge. Er machte sich an den Füßen Brenners zu schaffen. Brenner stöhnte. Schon war Schneider aus der Wohnung, rannte die Treppe hinunter und sprang in den BMW, der mit laufendem Motor wartete.
    “ Elvis hat das Gebäude bereits verlaßen”, grinste Schmidt. Keine Minute nach den tödlichen Schüssen surrte der Wagen vom Tatort davon.
     
    WAMBEL. Das Haus erwachte. Wie Kröten aus ihren Löchern kamen die Bewohner aus ihren muffigen Räumen. Aus einer Wohnung floh ein Mann in den besten Jahren. Im Laufen versuchte er ungeschickt sein Hemd in die offene Hose zu stecken. Eine verschlafene Bardame mit hartem Gesicht, die nicht mehr davon träumte, eines Tages eine Boutique zu eröffnen, und ein arbeitsloser ehemaliger Hoesch-Arbeiter und seine aufgeregte Frau kamen aus den unteren Wohnungen. Das Hansa-Bier lief dem Arbeitslosen noch aus den geröteten Augen. Geräusche hallten durch das Treppenhaus.
    “ Was war das?”
    “ Kam von oben.”
    “ Das waren Schüsse.”
    “ Gehen Sie mal nachgucken. Sie sind doch ein Mann.”
    “ Ach nee? Und was ist jetzt mit Gleichberechtigung?”
    “ Du bleibst hier, Gisbert!” Obwohl sie nur an ihm herummeckerte, schien die Ehefrau jetzt Angst um ihren arbeitslosen Nichtsnutz zu haben.
    “ Sonst erzählen Sie mir doch immer, was für ein Kerl Sie sind - und wie männlich zwischen den Beinen.”
    “ Was soll das heißen, Gisbert?”
    “ Nichts. Die spinnt doch, die alte Schlampe.”
    Aus der untersten Etage kam ein junger Mann im Schlafanzug. “Das waren doch Schüsse! Hat schon jemand die Polizei gerufen?”
    “ Das mach ich sofort”, sagte die Bardame und verschwand in ihrer Wohnung.
    Vielleicht war es der Gestank des Todes, der Gills Sinne wieder aktivierte. Er stöhnte und spürte, dass sein Bewusstsein langsam zurückkroch. Seine Augen konnten noch kein klares Bild erkennen. Er wollte sich aufrichten, rutschte aber mit den weichen Knien weg. Die Pistole fiel ihm aus der kraftlosen Hand, ohne dass er es bemerkte. Ganz allmählich kehrte seine Energie zurück. Sein Kopf schmerzte diabolisch. Als er vorsichtig über sein graues Haar tastete, bemerkte er eine blutende Platzwunde. Er kam auf die Beine, torkelte und krachte über einen Beistelltisch wieder zu Boden. Sein Gesicht fiel auf Brenners blutigen Bauch. Ein winziger Hauch Leben
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