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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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verdächtigen Gestalten abgesucht. Die hässlichen Mietsilos lagen im Tiefschlaf. Die ganze Stadt wirkte in diesen Stunden so ausgestorben als schliefe sie ihren Rausch aus. Der Regen hatte aufgehört. Es war windstill. Die Ruhe vor dem Sturm. Bevor er aus dem Wagen stieg, nahm er die Glock aus dem Handschuhfach und steckte sie unter die Lederjacke in den Hosenbund.
    Vorsichtig ging er auf ein Haus mit Balkon zu. Er schloss die Tür mit Brenners Schlüssel auf und ließ sie leise hinter sich zuschnappen. Links war der Kellereingang. Er schlich die steinerne Treppe hinunter. Vor ihm die mit Lattenholz abgegrenzten Kabinen der Mieter. Er öffnete das Vorhängeschloss des letzten Verhaus. Gerümpel. Ein kleiner Berg aus alten Aktenordnern, Comics, Kinderbüchern, Malblocks, Schallplatten, Fernsehillustrierten. Beim Herumwühlen schoss eine Maus an seiner Hand vorbei. Gill fand die Sporttasche und verließ das dunkle Gewölbe. Vor dem Haus peitschte ihm ein Regenschauer ins Gesicht. Der Himmel grollte wieder. Eine alte Zeitung wurde vor ihm hergeweht, bis sie in einem düsteren Hauseingang hängen blieb. Im Auto öffnete er die Tasche: Geldbündel. Schnell überschlug er den Wert: Es waren mindestens hunderttausend Mark! Er legte die Tasche in den Kofferraum. Ein Donner kündete die Fortsetzung des Unwetters an.
    Über Annen, dem Salingerfeld, am Industriegebiet vorbei, fuhr er zurück nach Dortmund. Jim Morrison sang: The future is uncertain, but the end is always near.
     
    WAMBEL. Als Gill die Wohnungstür öffnete, hatte er sofort ein komisches Gefühl. Brenner stand am Flurende. Er starrte Gill ängstlich entgegen. Aus dem rechten Augenwinkel bemerkte Gill eine Bewegung. Aber da krachte es schon mit fürchterlicher Gewalt auf seinen Hinterkopf. Gill fiel vornüber. Der Schmerz breitete sich aus, dann spürte er nichts mehr. Seine Reflexe griffen nach der Glock, stoppten jedoch, als er die Besinnung verlor. Schmidt kniete über ihm. “Jiiii, ist der Junge schnell! Er hatte schon seine Pistole gezogen!”
    Schneider betrachtete die graue Waffe aus Polymer-Werkstoff. “Das ist kein Amateur. Was haben wir denn da? Eine Glock 17L,9mm, Halbautomatik. Er konnte so schnell ziehen, weil sie keinen äußeren Hahn hat und sich nie verhakt. Sehr leicht, besteht bis auf den Lauf aus hochwertigem Plastikmaterial. Detektoren erkennen sie nicht. Sag ich doch: Eine Profi-Waffe.”
    “ Los, pack mit an”, sagte Schneider und deutete auf Gills regungslosen Körper. Brenner half Schmidt, den Besinnungslosen in den Wohnraum zu schleifen.
    “ Merkwürdige Wohnung. Nuttig.”
    “ Wenn ich Ihnen das Geld gebe und die Fotos...” jammerte Brenner.
    “ Erpresser sind doch etwas Abscheuliches. Kaum hat man sie an den Eiern...”
    “ Bitte, Herr Schmidt. Wir wollen doch nicht vulgär werden. Auch nicht in einer vulgären Situation.”
    “ Kaum hat man sie bei den Hoden, flehen sie einen an und möchten ihr unmoralisches Tun ungeschehen machen. Mir ist das zutiefst unsympathisch.”
    “ Ich gebe Ihnen meine ganzen Unterlagen... Wenn Sie mich töten und man findet die Fotos...”
    “ Dann passiert gar nichts, du Naivling. Was nützen schon die Fotos, ohne Wissen um ihre Bedeutung.”
    “ Ich habe Notizen gemacht. Wer die liest, braucht nur eins und eins zusammenzählen.”
    “ Ja, ja. Und bei deinem Anwalt deponiert. Wenn du dich nicht alle zehn Minuten bei ihm meldest, schickt er Jerry Cotton.”
    Brenner hatte nie geahnt, dass man derartige Todesangst haben kann. Seine Furcht legte sich wie Nebel in den Raum. Jeder konnte sie spüren. Nie hatte er intensiver gelebt als in diesem Moment. Nie war das Leben wertvoller, strahlender gewesen. Nie hatte er sich so sehr danach gesehnt, die Sonne aufgehen zu sehen. Tausend Gedanken durchzuckten gleichzeitig sein Gehirn. Plötzlich war ihm klar, wie er sein Leben ändern musste. Von nun an wollte er etwas Sinnvolles tun. Nie hatte er ein stärkeres Bedürfnis nach einem Leben verspürt, das fernab seiner bisherigen Ziele lag, die ihm nur noch einfältig und dumm erschienen. Was war Reichtum, Müßiggang und schales Amüsement? Nur das Leben zählte. Leben war der einzige Sinn, den jede Pore seines zitternden Körpers atmete. Er merkte nicht, dass seine Schließmuskeln versagten.
    “ Er hat sich in die Hose geschissen”, stellte Schmidt angeekelt fest.
    “ Er wird völlig von seiner Todesangst beherrscht. Faszinierend. Nimm’s nicht so tragisch. - Der Tod soll nur ein Übergang zu einer
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