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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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eingesperrt.
    Anwalt: So etwas habe ich noch nicht erlebt! Absolut skandalös. Man wird an höheren Stellen davon erfahren.
    Bloch: Die Zeit im Gefängnis oder einer Anstalt ist nichts anderes als eine Warteschleife.
    Dr. Melling: Kellermann unterlag damals einem inneren Zwang, den wir inzwischen therapeutisch abgebaut haben.
    Bloch: Die Behauptung, der Zwang, dem Mörder unterliegen, sei so stark, dass es für sie keine andere Wahl gebe, als Verbrechen zu begehen, ist äußerst fragwürdig. Meines Wissens hat noch kein Krimineller in Gegenwart eines uniformierten Polizisten diesem Zwang nachgegeben.
    Prof. Anger: Sie sind ekelhaft!
    Bloch: Ich bin ekelhaft? Sie sollen beurteilen, ob Kellermann auf die Therapie angesprungen ist und freigelassen werden kann. Sie wissen ja nicht mal, wen Sie da beurteilen. Wie wollen Sie Leute wie Kellermann verstehen, wenn Sie nicht mal die Tatortfotos oder Autopsieprotokolle durchlesen? Haben Sie sich jemals mit seinen Opfern beschäftigt? Woher, zum Teufel, wollen Sie wissen, ob er gefährlich ist oder nicht?
    Vorsitzender: Ich sehe schon, das hat alles keinen Sinn. Nur für das Protokoll: Interpretiere ich Sie richtig, Frau Hauptkommissarin Bloch, dass Sie sich gegen eine vorzeitige Haftaussetzung im Fall Kellermann aussprechen?
    Bloch: Ich kann nicht für andere sprechen. Aber ich belaste mein Gewissen lieber damit, einen Mörder unter Verschluss zu lassen, der vielleicht wieder mordet, wenn man ihn freilässt. Lieber das, als für den Tod eines unschuldigen Kindes oder einer Frau verantwortlich zu sein, weil man ihn freigelassen hat.
    Kellermann: Ich habe auch Rechte!
    Bloch: Nein, hast du nicht, du Hundesohn. Du bist ein verurteilter Kindermörder und willst auf Bewährung raus. Du hast deine Bürgerrechte verloren. Darfst nicht wählen, nicht mal eine Schreckschusspistole kaufen. Du wirst deine Rechte erst zurückbekommen, wenn deine Opfer wieder zum Leben erwachen.
     
    Sie schlug seufzend das Protokoll zu. Was soll’s? Es gab noch andere Aufgaben. Sie dachte an den knackigen Studenten, den sie gestern im Palm Beach-Club abgeschleppt hatte. Es war eine schöne Nacht gewesen, bis er darauf gedrängt hatte, sie wiederzusehen. Aber Alexas Prinzip war: Einmal ist keinmal. Sie ging fast nie mehrmals mit dem gleichen Mann ins Bett. An einer Beziehung lag ihr nichts.
    Sie grübelte über den jüngsten Mord nach. Ihr Instinkt sagte, dass sie mit dem Fall noch viel Ärger haben könnte. Eine Seitentür wurde geöffnet. Ulrich Wilcke setzte sich mit einem dampfenden Kaffeebecher vor sie auf den Schreibtisch. Der mit fünfzig Jahren noch immer muskulöse Wilcke sah wieder völlig versoffen aus. Unrasiert und übernächtigt. Wie so oft in letzter Zeit.
    “Ein prachtvoller Morgen”, grinste sie ihn an.
    “Ein prachtvoller Morgen wofür? Für eine Autopsie?”
    “Hast du wieder die Nacht durchgemacht?”
    “Die haben mich morgens um drei aus meiner Stammkneipe geholt. Die kleine Ratte Kubek hängt endlich am Haken.”
    “Na toll. Und wer ist Kubek?”
    “Ein kleines Licht. Aber er kennt jede kriminelle Missgeburt zwischen Wuppertal und Münster. Er kommt aus dem Dunstkreis von Karibik-Klaus und macht kleine Deals. Ich brauch ihn als Spitzel. Hab ihn seid Stunden in der Mangel. Aber die Ratte ist zäh.”
    “Weiterhin viel Glück.”
    Wilcke stellte mit zitternden Händen den Kaffee neben Gills Bild und betrachtete es. “Aparter Typ. Dein neuer Beschäler?”
    “Rede nicht so mit mir. Ich sag es dir nicht noch mal.”
    Wilcke gehörte zu den Männern, die sich nicht vor Alexa fürchteten. Er kannte ihren Männerverschleiß. “Du solltest es mal wieder mit mir treiben.”
    “Du kriegst ihn doch nur noch hoch, wenn du eine Flasche Aquavit siehst.”
    “Jetzt schon bei einem frisch gezapften Pils mit einem schönen Häubchen.”
    “Was macht deine Frau?”
    “Keine Ahnung.” Wilcke sah auf die Armbanduhr. “Wahrscheinlich fickt sie gerade den Briefträger. Wenn ich mal zu Hause bin, ist sie meist weg. Zum Glück. Ob du’s glaubst oder nicht: Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, warum ich die Schlampe geheiratet hab. Besoffen war ich nicht...”
    “Leute wie wir sollten alleine bleiben.”
    “Alexa, ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen.”
    “Du meinst, dein Schwanz...”
    “Quatsch. Im Ernst.”
    “Kubek?”
    “Ja. Du bist besser in solchen Sachen. Weiß auch nicht, warum. Irgendwie kannst du den Leuten fürchterlich Angst machen. Ich will unbedingt diesen
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