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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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Darkon. Noch fünf Leben besaß er, noch fünf Kämpfe galt es auszufechten.
    Huij kam zögernd heran und bestaunte die beiden Kristalle. Dann wanderte sein Blick scheu zur Giftwolke hinüber.
    »Du hast den Vuhjoon besiegt!« stellte der Freve ungläubig fest.
    »Ja«, sagte Mythor. »Den Vuhjoon, Huij.«
*
    Die Rückkehr zum Dorf der Freven vollzog sich trotz des Sieges in bedächtigem Schweigen. Allein Kjobo zeigte sich plötzlich sehr redselig und mutig. Unter seiner klugen Führung, das bekamen die Gefährten zu hören, hatte der Fremde mit dem leuchtenden Schwert den Dämon besiegt und den bösen Fluch von den Freven genommen.
    Mythor indes hatte der um ein Haar verlorene Kampf abermals mit großem Nachdruck bewiesen, wie steinig der Weg war, den er zu gehen hatte. Der Tod war sein ständiger Begleiter, und fast hätte er Schlimmeres erlitten als ihn.
    Wieder stellte sich ihm die Frage, wann und wo – und in welcher Gestalt – er das nächstemal auf den Darkon treffen würde.
    Der Empfang, den die Freven im Dorf ihm bereiteten, nachdem Kjobo vorausgeritten und die gute Kunde gebracht hatte, befreite ihn von allen finsteren Grübeleien. Gerrek hatte noch einmal kräftig blasen müssen, um die Gefahren der Trugbildzone zu bannen. Berbus war zu sich gekommen und stöhnte unter Schmerzen. Doch das Gift war aus seinem Körper heraus, der Arm bereits an einigen Stellen abgeschwollen.
    Die Freven, eben noch erbitterte Gegner der Carlumer, hoben die Freunde von ihren Tieren und bereiteten ihnen auf dem Dorfplatz ein Fest. Mythor ließ es sich gefallen, mit Broten aus den Schattengraskörnern und einigen fremdartig schmeckenden Getränken verwöhnt zu werden. Er fragte nicht lange, woher diese Kostbarkeiten stammten. Er stellte keine Ansprüche. Sein Magen war leer und verlangte nach etwas anderem als den eigenen getrockneten Lebensmittelvorräten.
    Nur als die Zwerge damit begannen, ihn nicht nur als Sieger über den Vuhjoon, sondern als ihre neue Gottheit zu verehren, wehrte er ab. Er erklärte ihnen, daß es einen besseren Weg gäbe, ihm ihre Dankbarkeit zu beweisen.
    Kjobo, der sich nun wieder im Glanz des Stammesführers sonnen durfte, versprach feierlich, daß eine Gruppe von Freven die Carlumer sicher zu ihrer Fliegenden Stadt zurückgeleiten und dafür sorgen würden, daß Carlumen endgültig freikam – soweit dies nicht schon geschehen sei.
    Der Aufbruch zog sich jedoch noch dahin. Dies lag einmal an Gerrek, der von den Freven angefleht wurde, zum Abschied noch einmal seine wundervollen Melodien zu spielen, zum anderen an Sadagar.
    »Ich gehe nicht mit euch zurück«, erklärte der Steinmann düster, als Gerrek die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. »Versuche nicht, mich umzustimmen, Mythor. Es ist nun der Zeitpunkt gekommen, da ich handeln muß wie ein Steinmann.«
    Mythor war nicht wirklich überrascht.
    »Ich habe dich beobachtet, Sadagar, wie du von Stunde zu Stunde unruhiger wurdest. Und auf dem Ritt waren deine Augen in weite Fernen gerichtet. Was ist es, das dir mehr bedeutet als unsere Freundschaft?«
    Sadagar winkte wegwerfend ab.
    »Versuche nicht, mich durch Beleidigungen zur Umkehr zu bewegen. Du weißt, daß unsere Freundschaft mir ebenso heilig ist wie dir. Sie wird auch dann nicht zerbrechen, wenn unsere Wege sich trennen. Eines Tages vielleicht sehen wir uns wieder, so die Götter es wollen. Ich habe etwas gefunden, Mythor, eine Spur, der ich folgen muß.«
    »Und du willst nicht darüber reden?«
    »Nein.«
    Mythor erhob sich und blieb nachdenklich an einem Holzpfeiler stehen, während Tertish und die Wälsen den Steinmann drängten, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Mythor wußte es besser. Es war bitter für ihn, doch er hatte Sadagars Wunsch zu achten.
    Geh mit ihm! sagte Shayas Geisterstimme so plötzlich und unerwartet, daß Mythor vor Schreck aufschrie. Nur ganz kurz hörte er sie, und nur eine Ahnung ihres weißen Lichtes war in ihm. Geh mit dem Nykerier! Folge dem Weg, den er dir weist, denn er führt dich zum achten Kristall!
    Dann war die Stimme auch schon wieder verklungen, das ferne Licht erloschen. Shaya schien noch weiter fort zu sein als beim letzten Begegnen. Wo? fragte sich Mythor unwillkürlich. Mit ihren elf Schwestern befand sie sich auf der Suche – doch nach wem? War es wahrhaftig der Lichtbote, dessen Rückkehr sie erwarteten oder vorbereiteten?
    Tertish war aufgesprungen und sah ihn neugierig an.
    »Du hast geschrien, Mythor.«
    »Es war nichts.«
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