Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
auch war, Tohijs Vorsprung konnte nur größer geworden sein. Mythor verzweifelte fast und schöpfte erst wieder neue Hoffnung, als man den zweiten, schließlich den dritten und vierten toten Freven fand, der zu Tohijs Begleitung gehört hatte. In jedem Leichnam steckte ein Wurfmesser.
    »Wir alle würden wie sie hier liegen und vermodern«, sagte Huij, »wenn euer seltsamer Freund nicht dieses Instrument besäße. Tohij hat nun nur noch einen Freven bei sich.«
    »Wie weit ist es noch bis zum Sitz des Vuhjoon?«
    »Wir sind ihm schon nahe. Das Gebiet der Geisterbilder hört gleich auf. Dann jedoch werden wir es mit Gärgasen zu tun bekommen, die keine Trugbilder hervorrufen, sondern jeden töten, der zuviel von ihnen einatmet.«
    »Schlimmer als dies hier kann es nicht sein«, meinte Mythor. »Mit wachem Geist läßt sich eine Gefahr wenigstens erkennen.«
    Huij schwieg dazu. Es war ihm anzusehen, welche Überwindung es ihn kostete, die Carlumer weiterzuführen. Kjobo war nur noch ein zitterndes und wimmerndes Bündel. Berbus’ Zustand hatte sich noch nicht gebessert, er hockte bewußtlos auf dem Reittier, nur durch die Stricke gehalten.
    Der Ritt ging weiter. Gerrek konnte schließlich mit dem Flötenspiel aufhören. Immer mehr Bodenspalten mußten weitläufig umgangen werden. Aus ihnen drangen heiße Dämpfe hervor, die Geist und Körper schwächten, sobald man nur ein oder zwei Atemzüge von ihnen nahm.
    Es war das gleiche Luftgift, das am Crusenriff den Körper des Darkon umhüllt hatte.
    Mythor wünschte keinem Freven den Tod, doch immer wieder ertappte er sich dabei, wie er nach zwei weiteren Leichen Ausschau hielt. Huij entging seine Suche nicht. Er erklärte:
    »Wenn Tohij und sein letzter Gefährte bis hierher gekommen sind, so erreichen sie auch den Sitz des Vuhjoon. Von nun an ist der Ritt ungefährlich. Die giftigen Dämpfe steigen erst dort wieder aus dem Sumpf, wo der Dämon lebt.«
    »Kann man denn nichts tun, um die Sumpfläufer anzutreiben, ohne daß sie gleich wieder vor Erschöpfung in ihre Starre verfallen?«
    Huij schüttelte traurig den Kopf.
    »Nichts, Mythor. Es schmerzt jeden Freven ohnehin, sie so zu quälen. Sie sind wie unsere Brüder. Du mußt Geduld haben und…«
    »Und was?«
    »Wir können den Vuhjoon mit jedem Augenblick erreichen. Ich fürchte, du wirst es bereuen, seine Macht auf die Probe stellen zu wollen.«
    »Will ich das denn?«
    »Ich weiß es. Ich wußte es in dem Moment, da ich erkennen mußte, daß auch du ein Auge von ihm besitzt. Da Vuhjoon aber keine zwei Augen verloren hat, kann dein Trachten nur darin bestehen, den Dämon herauszufordern. Tohij hat das Auge wiedergefunden, das uns geraubt wurde. Du besitzt ein zweites und willst auch das andere.«
    Mythor nickte. Es hatte keinen Sinn, dem Schamanen etwas vorzumachen.
    »Und du führst uns dennoch?« fragte er nur.
    »Der Dämon hat viel Unglück über unsere Stämme gebracht, Mythor. Nun war er für viele Jahre ruhig. Wir glaubten uns bereits frei von ihm – bis er seine Stimme wieder erhob und das Auge zurückforderte.«
    Schweigend ritten sie weiter. Wie Huij gesagt hatte, kamen sie durch ein weites Gebiet ohne Sumpf spalten und Giftdämpfe. Noch einmal mußten sie ihren Tieren eine Rast gönnen. Dann erblickten sie weit vor sich die Wand aus rotem Wallen.
    »Die Spalte zieht sich viele Bogenschüsse nach beiden Richtungen hin«, erklärte Huij, nun noch bedrückter. »Und genau in unserem Weg, dort wo sie am tiefsten ist, thront der Dämon.«
    Weit und nah waren in dieser Düsternis nichtssagende Begriffe. Die dunkelrote Mauer schien näherzukommen und dann wieder zurückzuweichen. Mythor konnte in ihrer Mitte eine stärkere Ballung des Leuchtens erkennen.
    Sein Herz schlug schneller. Seine Beine preßten sich fester gegen das Halsstück des Sumpfläufers.
    »Ihr wartet jetzt hier«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Von nun an reite ich allein weiter. Gib mir den Kristall, Gerrek.«
    »Aber wenigstens ich sollte doch mit dir kommen! Du bist verloren ohne mich!«
    »Den Stein!«
    Murrend griff der Mandaler in seine Bauchfalte und reichte Mythor das Verlangte. Der Sohn des Kometen warf einen letzten Blick zurück auf die Gefährten. Ihre Mienen waren wie versteinert. Du bist ein Narr! stand es in ihren Augen geschrieben. Doch sie sagten nichts. Sie wußten, daß alle Worte vergebens sein würden.
    »Bringe sie zurück nach Carlumen, Huij, falls ich nicht zurückkomme.«
    Damit trieb er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher