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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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sollte der lästige Sterbliche kommen im Glauben, weitere Macht für sich gewinnen zu können. Es würde genau umgekehrt sein. Nicht er würde die beiden Steine am Ende besitzen. Er sollte zuerst sie verlieren, dann sich selbst.
    Die Gedankenstimme des Darkon reichte weit in die Düsterzone hinaus, viel weiter als nur bis zum Dorf der Freven. Sie erreichte Caerylls Fliegende Stadt und dort den aus dämonischem Odem geborenen Diener der Finsternis.
    Diesmal hatte der Darkon nichts dem Zufall überlassen. Der Schatten vernahm seine Stimme und hielt sich bereit für den alles entscheidenden Augenblick…
*
    Sie kam näher, türmte sich vor ihm auf und schickte ihm Zungen aus Schwärze entgegen, die sich wie Speere in seinen erlöschenden Geist bohren sollten. Die Wand war mächtig und endgültig. Hinter ihr, das spürte Mythor, war nichts mehr. Sie war die dunkle Grenze zwischen Leben und Tod.
    Er trieb dahin, ein Teil von ihm auf sie zu, der andere von ihr fort. Mythor hatte keinerlei Einfluß mehr auf die Wege des Schicksals, keinen willentlichen.
    Doch etwas in ihm schrie, als die Schmerzen des Erstickens den eingeschlossenen Körper marterten. Noch einmal sprühte Feuer in der sich schließenden Dunkelheit. Und ein einziger Gedanke gewann die Oberhand über den Sog des Nichtseins.
    Wieso ich? Weshalb durchschaue nur ich den Trug!
    Und eine Stimme vom anderen Ende der Welt schien zu antworten: Du bist nicht anders als sie! Dein Geist ist so verwirrt wie der deiner Freunde!
    Die Stimme stach in seine Seele, verbreitete Wellen des Schmerzes und der Qual in ihm. Ein letztes Mal vermochte sie ihn den Fängen des Todes zu entreißen, die nach ihm griffen. Ein bloßer Gedanke schoß wie ein Bündel aus reiner Kraft, von einem mächtigen Katapult abgefeuert, in die Mauer aus Schwärze und schlug eine Lücke, durch die Licht drang. Licht vom Jenseits, wo nichts mehr sein konnte.
    Doch es leuchtete ihm, floß auf ihn über, stärkte ihn und verhalf ihm zu einem allerletzten, verzweifelten Aufbäumen.
    Es ist alles nicht wahr! Es gibt keine Shrouks mehr, und ich bin niemals eingesunken!
    Er schrie es laut hinaus:
    »Es ist alles nur Schein!«
    Und er stand auf schwankenden Beinen und sah die Gefährten sich auf den Sumpfläufern winden. Selbst die Düsternis dieser Zone peinigte seine Augen. Er wartete, bis der Schmerz abklang, sog die Luft gierig in die Lungen ein und starrte auf seine Füße.
    Nur die Sohlen waren in den Morast gedrückt. Mythor schauderte. Allein die Kraft eines fehlgeleiteten Geistes hatte es vermocht, eine andere Wirklichkeit herbeizuzaubern. Und ein bloßer Gedanke, noch nicht einmal bei vollem Bewußtsein gedacht, hatte die Scheinwelt gesprengt.
    Mythor taumelte noch, als er sich auf seinen Sumpfläufer zu bewegte. Er zog sich auf die Einkerbung hinter dem Schädel und wartete, bis der Schmerz völlig aus ihm gewichen war. Die Schreie und Klagerufe der Gefährten hallten in seinen Ohren. Ein Teil von ihnen schien nach wie vor von Finsternis umfangen zu sein.
    »Gerrek!« schrie er. »Nimm die Flöte und spiele, Gerrek!«
    Die Hand des Mandalers fuhr in die Bauchtasche und holte das Instrument hervor. Doch das geschah langsam und so, als hätte er den Befehl wohl vernommen, doch nicht wirklich begriffen.
    »Spiele, du lausiger Beuteldrache! Spiele um unser Leben!«
    Erst da durchzuckte es Gerrek. Und dann wünschte Mythor, ihn nie aufgefordert zu haben. Im Morast taten sich Öffnungen auf, aus denen winzige Kleintiere in alle Richtungen davonstoben. Die quietschenden Töne schüttelten die Gefährten durch und durch, und es war ein Wunder, daß die Sumpfläufer nicht in heller Panik die Flucht ergriffen.
    »Hör auf!« schrie Tertish. »Willst du wohl sofort damit aufhören!«
    »Laß ihn blasen!« rief Mythor. »Ich fürchte, er wird spielen müssen, bis wir am Ziel sind – oder zumindest diese Zone der Dämpfe hinter uns gelassen haben, die durch Scheinbilder töten.«
*
    Es schien Gerreks Schicksal zu sein, bis zur Rückkehr nach Carlumen auf seiner Flöte spielen zu müssen. Er blies fürchterlich falsch, doch hielt den Gefährten die Macht der Trugbilder fern.
    Huij hatte genug damit zu tun, die Verletzungen Tertishs, Huuks und Sadagars mit seiner Salbe zu behandeln, die offenbar für vieles gut war. In Mythors Augen bedeutete es ein weiteres Wunder, daß es beim Kampf der vermeintlichen Shrouks keine Toten gegeben hatte. Und er fragte sich, ob er wirklich allein den Spuk beendet hatte.
    Wie dem
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