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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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unausgesprochene Fragen zu schweigen? Wovor fürchtete er sich?
    So vieles ging um ihn herum vor, das er nicht mehr verstand. Und dennoch wurde er tiefer und tiefer in diesen Strudel gerissen. Shaya hatte ihm nur Anhaltspunkte gegeben, sie hatte die Richtung gewiesen. Doch führte sie aus der Ungewißheit heraus oder nur noch tiefer hinein?
    Die sechs Mummen des Darkon!
    Er war auf dem Weg, um die zweite zu vernichten und den siebten Kristall zu gewinnen, wenn es nicht schon zu spät war. Unwillkürlich trieb er sein Reittier zu größerer Eile an. Der Erfolg war, daß die Sumpfläufer nach kurzer Zeit stehenblieben und neue Kräfte sammeln mußten – so wie es bei Carlumen geschehen war.
    Daß er selbst keine neue Schwäche verspürte – konnte er sich darauf verlassen, daß deshalb sein Schatten nicht wieder auf Carlumen an Macht gewann?
    »Hör auf, die Tiere zu hetzen, Mythor!« rief Huij herüber. »Du siehst ja, was du davon hast. Auch Tohij und seine Männer kommen nicht schneller voran!«
    »Das genügt nicht! Wir müssen sie einholen!«
    Nichts brachte die Spinnen dazu, sich zu rühren. Mythor seufzte und lehnte sich in der Kerbe zwischen Kopf und Rumpf zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte finster in die Düsternis.
    Und was war mit ALLUMEDDON? Was mit Xatan?
    Was bedeutete ALLUMEDDON, Shaya? Muß ich wahrhaftig erst alle Leben des Darkon nehmen, um die Antwort darauf zu erhalten?
    Und zum erstenmal antwortete die Suchende ihm direkt. Er war von ihrem Licht umgeben, doch ihr Gesicht blieb in den Nebeln verborgen.
    »Es gibt einen zweiten Weg, Mythor«, hörte er es in sich flüstern, »doch wage ich nicht zu sagen, welcher der einfachere ist. Willst du ALLUMEDDON verstehen, so suche die Antworten auf sieben Fragen. Sie alle beginnen mit dem gleichen Buchstaben, und stelle sie stets in der gleichen Reihenfolge!«
    »In welcher?« dachte er.
    »Die erste Frage lautet: ›Was ist ALLUMEDDON?‹ Die nächsten heißen ›Warum, wie, wer ist es?‹ Dann frage, wohin ALLUMEDDON führt, wann es sein wird und schließlich wo. «
    »Was, warum, wie, wer, wohin, wann und wo«, wiederholte er. »Doch wem soll ich sie stellen und wann?«
    »Du wirst es wissen, wenn die Zeit da ist, Mythor! Nun achte auf den Weg! Denke an nichts als an den siebten Kristall. Von nun an kann jede Unachtsamkeit dein Tod sein. Rufe mich nicht wieder, bevor du dem Darkon nicht seine zweite Mumme genommen hast. Denn selbst wenn ich wollte, dürfte ich dir nicht mehr helfen.«
    Das Licht erlosch, ohne daß Gerreks Schaudertöne es zerstörten. Mythor hatte nicht einmal Shayas Kälte gespürt. Sie schien unendlich weit fort gewesen zu sein.
    Der Mandaler schielte zu ihm herüber.
    »Ist etwas?« fragte der Gorganer barsch.
    »Nein, nein!« beeilte sich Gerrek, zu versichern. »Du träumst nur recht oft mit offenen Augen.«
    Die Sumpfläufer setzten sich wie auf ein geheimes Zeichen hin in Bewegung. Der Ritt ging weiter. Und bald begriff Mythor Shayas Warnung.
*
    Sie fanden den Toten in einer Gegend, in der der Morast sich kräuselte und wieder Spalten aufwies, aus denen dunkle Wolken heißer Dämpfe aufstiegen. Zunächst schreckte die Gefährten nur der furchtbare Gestank.
    Mythor ließ den kleinen Trupp anhalten und beugte sich so weit zur Seite, daß er den Toten genauer erkennen konnte.
    »Komm her, Huij!« rief er. »Es ist ein Freve. Kennst du ihn?«
    Nur zögernd brachte der Schamane sein Reittier heran, während Kjobo ein unverständliches Gejammere und Gezeter anhob.
    »Es ist einer der fünf, die Tohij begleiteten«, sagte Huij erschüttert. »Und er starb nicht durch den giftigen Dampf aus der Tiefe. Sieh hin. In seiner Schulter steckt ein Wurfmesser. Es muß bis ins Herz gedrungen sein.«
    »Und das bedeutet?«
    »Wir müssen weiter!« rief Huij. »Schnell fort von hier, oder unser Geist wird sich verwirren und…«
    Seine Stimme veränderte sich. Plötzlich saß nicht mehr Huij auf dem Sumpfläufer, sondern ein krakenähnliches Ungeheuer, dessen Fangarme Mythor entgegenpeitschten. Der Sohn des Kometen trieb sein Reittier geistesgegenwärtig zurück, drehte sich zu den Gefährten um und…
    Der Schrei blieb ihm im Halse stecken. Er starrte in die Grimassen von Shrouks, die ihn aus glühenden Augen angrinsten und zu den Waffen griffen.
    Ein ohrenbetäubendes Geheul ließ die Lüfte erzittern und jagte ihm einen kalten Schauder nach dem anderen über den Rücken. Schon löste sich der erste Dämonische aus den
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