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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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du kommst mit uns, wenn du nicht wieder in die Grube willst, mein Freund. Wie ist es, besitzt ihr auch Pfeile, deren Gift nur vorübergehend lähmt?«
    Kjobo nickte heftig.
    »Dann werden wir beide sie uns besorgen gehen. Tertish?«
    Sie hörte ihn nicht, hockte in der ersten Reihe vor Gerrek und lächelte völlig versunken.
    »Laß nur, Mythor«, rief Sadagar. »Ich sorge dafür, daß wir Sumpfläufer bekommen und am Ortsausgang auf euch warten.«
    Kjobo führte den Gorganer. Er unternahm keinen Fluchtversuch, er jammerte nicht einmal mehr. In einer etwas abseits gelegenen Hütte befand sich eine regelrechte Waffenkammer. Mythor nahm alle Blasrohre an sich, während Kjobo an die, hundert winzige Pfeile in einen Beutel aus Tierleder füllte, wobei er es sorgsam vermied, sie mit den Fingern zu berühren. Er benutzte ein zangenähnliches Instrument.
    Sadagar hatte sein Versprechen wahrgemacht. Er wartete mit zwölf Spinnentieren am Ausgang der Siedlung. Alle außer ihm saßen bereits auf. Berbus war auf seinem Reittier festgebunden. Mythor verteilte an jeden der Gefährten, die noch bei Sinnen waren, ein Blasrohr und Pfeile. Es zeigte sich, daß Kjobos Vorsicht übertrieben gewesen war. An den breiten Federn angepackt, bestand keine Gefahr, sich selbst zu vergiften.
    Von andächtig lauschenden Freven umlagert, hob Mythor das gestürzte Oberhaupt auf einen Sumpfläufer. Dann stieg er als letzter auf und nickte dem Steinmann zu.
    »Ich möchte keine Überraschungen erleben. Wo sind die restlichen Tiere?«
    Sadagar führte die Zwölfergruppe zu einer abgezäunten Schattengraswiese, auf der die Spinnenartigen sich verängstigt aneinanderdrängten. Ein Hagel von Blasrohrpfeilen sorgte dafür, daß sie für mindestens einen Tag gelähmt bleiben würden.
    »Los jetzt!« rief Mythor. »Huij, in welche Richtung?«
    Der mit dem Zerstampfen der Salbenzutaten beschäftigte Schamane wies sie ihnen mit einer ausgestreckten Hand. Mythor gab den Gefährten das Zeichen. Sie schlugen mit Stöcken gegen die Hinterkieferpartien ihrer Tiere. Die Sumpfläufer setzten sich gehorsam in Bewegung. Jene drei, auf denen Berbus, Tertish und Gerrek saßen, folgten den anderen ohne besondere Aufforderung.
    Die Freven liefen hinter den Aufbrechenden her. Sie merkten überhaupt nicht, was vorging, bis das lange Befürchtete eintrat.
    Gerrek bekam einen Hustenanfall, spuckte Feuer und ließ dabei Zauberflöte und DRAGOMAE-Kristall in seine Bauchtasche zurückgleiten. Als die Zwerge aus ihrer Verzückung erwachten, waren die Gefährten schon in sicherer Entfernung.
    Das wütende Gekreisch begleitete sie noch eine Weile. Dann war das Dorf in der Düsternis verschwunden. Gerrek und Tertish sahen sich überrascht um und brauchten einige Zeit, bis sie begriffen. Tobar und Mythor lachten lauthals.
    »Daran bist du schuld, Beuteldrache!« fuhr Tertish den Mandaler an, der die Flöte wieder in die Hand genommen hatte und so anstarrte, als sähe er sie jetzt zum erstenmal. »Du hast mich zum Gespött gemacht, aber warte, bis wir wieder auf Carlumen sind!«

6. Tödlicher Sumpf
    Für viele Stunden führte der Ritt durch die trostlose Einöde der Düsterzone. Ein gutes Stück hinter der Pfahlsiedlung hatten die Gefährten alle Blasrohre auf den noch festen Morast geworfen. Es war nicht in Mythors Sinn, die Freven völlig schutzlos zurückzulassen. Er rechnete fest damit, daß sie die Verfolgung zu Fuß aufnehmen würden und ihre Waffen fanden. Sollten sie damit in ihr Dorf zurückgehen und auf Tohijs Rückkehr warten.
    Huij war auf Berbus’ Sumpfläufer übergewechselt und bestrich den Arm und die inzwischen ebenfalls aufgedunsene Seite des Wälsen unentwegt mit der fertigen Salbe. Er murmelte dabei Sprüche und schlug die Knochen seiner Halskette gegeneinander. Berbus war noch nicht zu sich gekommen.
    Die Pfahlsiedlung der Freven lag, von Carlumen aus gesehen, zwei Tagesritte entfernt im Norden. Nun ging es nach Westen, wenn Mythors Richtungssinn ihn nicht trog. Da es keine festen Anhaltspunkte gab, konnte er sich nur auf sein Gefühl verlassen.
    Niemand redete viel, und mit dem eintönigen Ritt kehrten die quälenden Gedanken und Fragen zurück. Mythor versuchte, sich Shayas Gesicht vorzustellen. Doch Fronjas Antlitz wurde daraus. Betrog er sie nicht schändlich, indem er sie über Shaya im ungewissen ließ? Er hatte sie einmal in plötzlich aufwallendem Zorn ungewollt angelogen, doch sonst nie etwas Unwahres gesagt. Aber war es nicht auch wie eine Lüge, auf
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