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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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Reihen der anderen und schwang sein mächtiges Schwert mit beiden Händen. Mythor ließ sich nach vorne fallen, preßte sich auf den Kopf seines Tieres und entging dem mit fürchterlicher Wucht geführten Hieb nur um Haaresbreite.
    Huij hatte vor Trugbildern gewarnt. Dies aber waren keine bloßen Wahnvorstellungen, sondern war wie aus bösen Träumen entstiegene Wirklichkeit!
    Mythor schlug hinter den Kiefer des Sumpfläufers. Das Tier rührte sich nicht von der Stelle.
    Es verwandelte sich ebenfalls! Aus den vier Augen wuchsen dem Gorganer Flammenspeere entgegen. Er glaubte, sein Gesicht müßte verbrennen, die Haare unter der Hitze versengen!
    Es war Wirklichkeit!
    Mythor ließ sich im letzten Moment von dem neuentstandenen Ungeheuer fallen. Er versuchte fortzulaufen. Die Shrouks kämpften nun gegeneinander. Schwerter klirrten. Schreie hallten schaurig über das Land. Mythor sah den Kraken auf sich zugleiten, der Huij gewesen war. Er war viel schneller als er.
    Das Entsetzen schnürte Mythor die Kehle zu, als er merkte, daß er überhaupt nicht mehr von der Stelle kam. Er sank bis zu den Knien ein, dann weiter. Bald schon umschloß ihn der Sumpf bis zu den Hüften. Und hinter ihm tobte der Kampf.
    Sie bringen sich alle um!
    Aber es war ein Trug, auch wenn ein Schwerthieb genügte, um einen der im Zauber Gefangenen in Stücke zu schlagen. Der Schlamm quoll bis zu Mythors Schultern hoch. In seiner Verzweiflung und Todesangst griff er nach dem einzigen Strohhalm, der ihm noch Halt versprach.
    »Gerrek!« schrie er. »Wenn du mich hörst, so spiele!«
    Es war sinnlos. Seine Stimme mußte für den Mandaler wie das Gebrüll eines Shrouks klingen. Der Sumpf zog ihn in sich hinein, erreichte den Hals, dann das Kinn.
    Mythor preßte die Lippen so fest aufeinander, daß alles Blut aus ihnen wich. Vor ihm hockte der Krake und schien seine Freude daran zu haben, seine Qualen zu beobachten. Auch für Huij war er ein Shrouk oder eine noch schrecklichere Gestalt. Huij durchschaute das Blendwerk nicht, das er selbst vorhergesagt hatte. Keiner der Gefährten tat das!
    Aber wieso dann ich? fragte sich Mythor mit dem letzten klaren Gedanken, den er noch fassen konnte. Der Schlamm erreichte die Nase. Mythor konnte den Mund nicht mehr öffnen, um seine Panik hinauszuschreien. Er vermochte nicht mehr zu atmen. Es war aus. Alle Warnungen und alle Vorsicht waren vergebens gewesen.
    Shaya! schrie es in ihm. Fronja! Erain und Quyl!
    Auch die Götter hörten ihn nicht mehr. Seine Lungen schmerzten. Vor seinen Augen begannen winzige, glühende Punkte zu kreisen. Eine schwarze Wand schob sich auf ihn zu.
*
    Der Herr der Finsternis blickte an seiner Mumme herab und war zufrieden. Im dunkelroten Wallen der Giftgaswolke thronte der Darkon als Vuhjoon, Finstergott der Freven. Sein neuer Körper besaß keinerlei Ähnlichkeit mit jenem, in dem er am Crusenriff hatte scheitern müssen. Er sah vielmehr aus wie ein riesiges Kerbtier von der Art, wie man es in manchen Gegenden Gorgans kannte, und das die Menschen dort » Gottesanbeterin « nannten. Arme und Beine waren im Verhältnis etwas kürzer, doch besaß der ganze Körper von Kopf bis Fuß die Länge zweier ausgewachsener Männer. Der Rumpf hatte die Form eines Kolbens und ruhte auf den beiden unteren Beinpaaren. Auf dem Rücken waren die beiden mächtigen, länglichen Flügel zusammengefaltet. Der Schädel war dreieckig mit zwei riesengroßen Halbkugelaugen und Fühlern.
    So stand der Darkon genau über der Bodenspalte, aus der die giftigen Dämpfe emporstiegen, einer riesenhaften Statue gleich. Und ein Götzenbild sollten die Freven auch in ihm sehen, die die Tücken des Sumpflands überlebt hatten. Noch zwei waren es, und der Darkon rief sie an. Er drang in ihre Gedanken und trieb sie zu noch größerer Eile an. Bald war der wertvolle Stein sein – und die Scharte vom Crusenriff ausgewetzt.
    Und weit mehr als nur die Bestätigung seines Befehls erfuhr der Darkon von den Freven. Mythor, sein verhaßtester Gegner, war in der Zwergensiedlung erschienen und trug einer seiner DRAGOMAE-Bausteine bei sich!
    Es war ihm also gelungen, die Fliegende Stadt vor dem Sumpf zu retten. Er hoffte, einen weiteren Kristall in seinen Besitz bringen zu können. Mythors Absichten waren leicht zu durchschauen. Die Freven würden einen wie ihn nicht lange in ihrer Gefangenschaft halten können. Dann aber mußte auch er bald hier erscheinen.
    Der Darkon frohlockte. Dies war mehr, als er sich hatte erhoffen können. So
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