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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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sein Reittier an. Langsam stelzte es auf die jetzt hoch in die Düsternis schießende Rauchsäule zu.

7. Die zweite Mumme
    Von Huij hatte er eine nur ungefähre Vorstellung davon bekommen, in welcher Gestalt der Darkon auf ihn wartete. Demnach handelte es sich um ein zwei Mann hohes Kerbtier, einer riesigen Heuschrecke mit kräftigen Armen und Beinen zu vergleichen. Der Vuhjoon, so glaubten die Freven, lebte in einer Statue. Der Gottesanbeterinnenkörper war also ein Standbild…?
    Mythor glaubte, es besser zu wissen. Dennoch ging er auf das Spiel ein. Mit großer Wahrscheinlichkeit war Darkon über sein Kommen unterrichtet. Nicht wissen konnte er dabei jedoch, was Mythor von Shaya über ihn und seine Mummen erfahren hatte. Er mußte daher glauben, Mythor sähe in ihm wahrhaftig nur Vuhjoon und käme allein wegen des Auges.
    Das ging dem Gorganer noch einmal durch den Kopf, als er nur einen Steinwurf von der mächtigen Giftwolke entfernt vom Sumpfläufer abstieg und Alton aus der Scheide zog. In den Fingern der linken Hand hielt er den DRAGOMAE-Kristall. Er mußte die Rolle weiterspielen, die Darkon von ihm erwartete.
    Aber wo waren Tohij und sein Begleiter? Wo ihre Tiere?
    Mythor sah die beiden Spinnenartigen, als er die blutrote Wand und deren Verdickung schon fast erreicht hatte. Sie standen unbeweglich am Rand der Sumpfspalte.
    Dann sind die Freven tot, dachte Mythor bitter. Ihr Schicksal ist auch mir bestimmt!
    Der Darkon wollte den Stein – und ihn. Er wußte, daß Mythor auf den Gewinn des anderen Kristalls aus war. Um ihn tief genug in die Giftwolke zu locken, mußte er ihm den Weg freimachen. Alles hing nun davon ab, daß Mythor schnell genug den tödlichen Streich führen und danach rasch aus der gefährlichen Zone verschwinden konnte.
    Er blieb stehen und atmete noch einmal tief ein. Er hatte zu warten. Vuhjoon würde ihn rufen.
    Und es geschah.
    In Mythors Geist erklang die Stimme des Dämons, und in Vuhjoons Namen forderte sie ihn auf, nun näherzutreten und auch das zweite Auge zu bringen.
    Lege es neben dem anderen nieder, das mir die Freven bereits zurückgaben!
    Mythor triumphierte innerlich. Sein Plan schien sich zu erfüllen. In der Giftgaswolke tat sich eine Lücke auf, breit genug, um gleich drei Männer nebeneinander hindurchschreiten zu lassen.
    Und aus den sich teilenden Schwaden tauchte die dämonische Gestalt auf. Wahrhaftig wirkte sie wie ein Götzenbild.
    Komm! lockte die Stimme.
    Der von Tohij gebrachte Kristall lag nur einen guten Schritt vor den Füßen des Scheusals. Daneben waren zwei kleine Häufchen von Asche zu sehen. Mythor schauderte, als ihm klar wurde, worum es sich dabei handelte.
    Bringe dein Opfer!
    Mythor sog seine Lungen bis zum Platzen voll Luft. Dann schritt er aus. Er drang in die Wolke ein und beugte sich nieder, um seinen Kristall zum Schein neben dem anderen abzulegen.
    In dem Augenblick aber, in dem er ihn greifen und vorspringen wollte, um den einen vernichtenden Hieb gegen die Mumme zu führen, sog etwas die Kraft aus seinen Gliedern. Ihn schwindelte. Er fiel vornüber und wußte im gleichen Moment, weshalb er seinen Schatten die ganze Zeit über nicht mehr gespürt hatte. Dabei hatte er noch auf Carlumen mit dieser Tücke gerechnet! Ein Narr war er gewesen, dies zu vergessen!
    Er versuchte sich aufzurichten. Seine Lungen schmerzten, wollten die angehaltene Luft freigeben und gierig nach neuer schnappen. Die Beine waren ohne Gefühl. Mythor wußte nicht einmal mehr, ob er das Schwert noch umklammerte. Alles drehte sich um ihn, und sein Geist war erfüllt vom höhnischen Gelächter des Dämons, der sein wahres Sein nun nicht mehr zu verbergen brauchte.
    Du glaubtest dich stark, sterblicher Wurm! Du wähntest dich Sieger über den Darkon, Herrscher der Finsternis! Nun sieh, was von deiner Macht geblieben ist! Ich könnte dich mit einem Gedankenbefehl töten, Mythor, doch ich sagte dir schon, ich habe anderes mit dir vor! So weite dein Herz für die Saat des Bösen, die dich in meinen willfährigen Diener verwandeln soll!
*
    Er war allein. Selbst Gerreks Zauberflöte, wäre der Mandaler nun bei ihm gewesen, hätte nichts gegen diese geballte Macht der Finsternis auszurichten vermocht. Mythors Körper war ein einziger Schmerz wie unter hundert Foltern, doch sein Geist blieb klar. Ihn konnte sein Schatten nicht auslöschen, allenfalls schwächen. Dennoch hätte sich Mythor gewünscht, in diesen Augenblicken nicht denken zu müssen.
    Er lag hilflos und klein vor dem
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