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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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Sadagar fast die Kleider, als er zuerst eine Feuerlohe hervorbrachte, dann ein heiseres Kreischen:
    »Ihr… ihr müßt alle mitkommen! Mythor ist… ist…!«
    »Was ist er, Beuteldrache?« kam es von Tertish, die hinter ihm auftauchte.
    »Da war der Schatten!« jammerte Gerrek. »Fronja, da war plötzlich der Schatten, und er hat Mythor geholt!«
    Fronja zog die Brauen zusammen. Begriff sie denn nichts? Es war ja nicht zu übersehen, daß zwischen ihr und Mythor nicht alles stimmte. Aber so einfach nur dazustehen und…
    »Der Schatten ist aus Mythor gewachsen und durch das Wehr verschwunden!« schrie Gerrek. »Und Mythor liegt da wie tot!«
    Fronja wechselte einen schnellen Blick mit Cryton, offenbar nicht ganz sicher, was sie von Gerreks Worten zu halten habe. Endlich packte sie seinen Arm.
    »Dann bringe uns hin, aber du kannst etwas erleben, wenn das wieder einer von deinen dummen Scherzen ist!«
    Tertish winkte den Kriegern und lief voraus. Alle anderen folgten, alle außer Cryton.
    Als der ehemalige Götterbote allein vor den Kristallablagerungen der Wände stand, in denen sich Caerylls eingeschlossener Körper vielfach spiegelte, fragte die Stimme aus dem Kristall:
    »Sage mir, Cryton, wie lange ist es nun noch bis zu ALLUMEDDON?«
    Und Cryton knurrte mit nachdenklichem Blick auf den Steuertisch mit dem darüber schwingenden Pendel:
    »Wenn die Zeichen nicht trügen, mein Freund, ist ALLUMEDDON schon viel wahrer, als wir alle denken.«
*
    Mythor stand gegen die Mauer gelehnt und strich sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er fühlte sich elend, wie ausgelaugt. Die bösen Träume schienen sich an seinem Geist festklammern zu wollen, und immer wieder flüsterte es in ihm:
    Sieben Mummen hat der Darkon! Eine konntest du ihm nehmen, als du ihn im Kampf besiegtest. Doch sechs weitere Körper, sechs Leben sind noch sein! Es wird nicht viel Zeit vergehen, bis dir der Herr der Finsternis in einer neuen Gestalt gegenübersteht – und stark!
    So hatte Shaya zu ihm gesprochen. Es waren nicht genau die gleichen Worte gewesen, doch die Warnung brannte in ihm wie ein alles verzehrendes Feuer. Die Rückkehr des Darkon mochte zu jeder Stunde und an jedem Ort erfolgen. Dann mußte er gewappnet sein. Doch er war schwach. Der Schlaf hatte ihm keine neue Kraft geschenkt, sondern Unsicherheit und dieses schreckliche Gefühl innerer Leere.
    Mythor stieß sich ab und fuhr herum, als er die Rufe hörte und gleich darauf Tertish an der Spitze der Krieger und Magiekundigen heranstürmen sah. Die Waffen blitzten in ihren Händen. Am schlimmsten brüllte Gerrek, der vergeblich versuchte, sich von Fronja loszureißen.
    Die Tochter des Kometen stieß ihn auf Mythor zu, der sie verständnislos anblickte.
    »Ich denke, er liegt wie tot da! Und wo ist der Schatten, Beuteldrache!«
    »Durch… durch die Mauer gegangen!« jammerte Gerrek.
    Mythor brauchte eine Weile, bis er sich Ruhe verschaffen konnte. Tertish und Fronja erklärten ihm, was Gerrek beobachtet haben wollte.
    »Es war so, Mythor!« beteuerte der Mandaler. »Glaube wenigstens du mir, ich habe ja neben dir gelegen und es mit eigenen Augen gesehen!«
    »Du hast geträumt«, sagte der Gorganer. »Ich lebe und fühle mich ganz wohl dabei. Also hört auf mit dem Unsinn und haltet weiter Ausschau nach der…«
    »Flamme von Logghard«, knurrte Mokkuf. »Du gibst die Hoffnung nie auf, oder?«
    Einige andere nickten zustimmend. Sie zerstreuten sich, um ihre Plätze wieder einzunehmen. Nur Fronja blieb zurück. Gerrek setzte sich beleidigt auf einen Stein – jedoch offenbar auch ganz froh, daß man ihm keine Beachtung mehr schenkte.
    »Es stimmt nicht«, sagte Fronja. »Du siehst schlecht aus, dir geht es alles andere als gut. Mythor, warum werden wir uns von Tag zu Tag fremder? Warum gehen wir aneinander vorbei?«
    Er wußte keine Antwort. Statt dessen nahm er Fronja in die Arme und küßte sie. Er wollte ihr sagen, daß ihre Eifersucht unbegründet war, doch der Name Shaya kam nicht über seine Lippen.
    »Irgendwann«, sagte er, »werden wir alle Zeit der Welt für uns haben.«
    »Ja.«
    Sie senkte den Blick und schritt davon, zurück auf die Brücke. Als sie allein waren, blinzelte Gerrek scheu herüber.
    »Ich habe es gesehen, der Schatten war da und wuchs aus dir heraus!«
    »Dummes Geschwätz. Ich habe wahrhaftig genug damit zu tun, mir anhören zu müssen, daß wir unsere Zeit mit der Suche verschwenden.«
    »Also bitte!« Gerrek sprang auf und stemmte die Arme in seine Hüften.
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